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Ein Taucher der Berliner Feuerwehr klettert in den Adlon-Bunker.

© Archiv Berliner Unterwelten e.V./Reiner Janick

Erst Nazis, dann Stasi, jetzt Unterwelten: Berliner Feuerwehr geht auf Tauchgang im Adlon-Bunker

Am Donnerstag tauchte die Berliner Feuerwehr im Bunker unter dem Pariser Platz. Und das wohl nicht zum letzten Mal.

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Unter einem gewöhnlichen Gullydeckel am Rand des Pariser Platzes liegt ein Stück Berliner Stadtgeschichte: der Adlon-Bunker. Am Donnerstag stiegen zwei Taucher der Berliner Feuerwehr in den mit Wasser gefüllten Bunker herab. Wo sich einst die Nazi-Elite vor Bomben in Sicherheit brachte, soll nun eine Zusammenarbeit zwischen Berliner Unterwelten, Adlon und Akademie der Künste entstehen.

Rund anderthalb Meter unter der Erde beginnt die circa dreieinhalb Meter dicke Stahlbetondecke des Bunkers, erzählt Dietmar Arnold, Vorsitzender der Berliner Unterwelten. „Für damalige Verhältnisse bombensicher“, sagt Arnold. Seinen Angaben zufolge wurde der Bunker 1943 gebaut und bis zum Ende des Krieges genutzt.

Weitere Tauchübungen

Laut Arnold haben die Berliner Unterwelten den Bunker schon „sehr lange auf dem Schirm“. Er selbst sei bereits 1995 im Bunker gewesen, erzählt er. Damals reichte ihm das Wasser bis zur Brust. Dass überhaupt Wasser in den Bunker gelangen konnte, liege daran, dass die Notausstiege Anfang der 90er-Jahre bei Bauarbeiten beschädigt wurden, sagt Arnold. Seither habe sich der rund 500 Quadratmeter große Bunker mit Grundwasser gefüllt.

Dietmar Arnold 1995 im Adlon-Bunker, bevor sich der Schutzraum komplett mit Wasser füllte.

© Archiv Berliner Unterwelten e.V./Reiner Janick

Bevor die Berliner Feuerwehr das Wasser aus dem Bunker pumpt, wird sie in den kommenden Wochen gemeinsam mit der Polizei weitere Tauchübungen durchführen. Außerdem müsse noch geklärt werden, wohin die rund 1000 Kubikmeter Wasser gepumpt werden, erzählt Arnold.

Mitarbeiter der Berliner Feuerwehr und der Berliner Unterwelten am Donnerstag.

© Archiv Berliner Unterwelten e.V./Reiner Janick

Anschließend sollen die Zugänge abgedichtet werden, damit der Bunker nicht erneut geflutet wird. Erst dann werden die Berliner Unterwelten, das Adlon und die Akademie der Künste entscheiden, was genau mit dem Bunker geschehen soll. Denn: „Durch den Kanaldeckel können wir keine Besucher reinlassen“, sagt Arnold.

Nach den Nazis die Stasi

Während des Zweiten Weltkrieges sollen in der unteren Etage neben den Adlon-Gästen auch Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes Zuflucht vor Bomben gefunden haben, berichtet Arnold. Die obere Etage sei von Hitlers Generalbauinspektion, unter der Leitung von Albert Speer, genutzt worden sein. Die Behörde hatte die Aufgabe, Berlin zur „Welthauptstadt Germania“ umzugestalten.

Auch das Ministerium für Staatssicherheit interessierte sich kurzzeitig für den Bunker, erzählt Arnold. Nach Gerüchten, dass von dort ein Tunnel in den Westen führen soll, begutachteten Mitarbeiter der Stasi den Bunker 1969. „Da liegt aber die S-Bahn dazwischen“, erklärt der Berliner Unterwelten-Chef. Somit hätten die Stasi-Mitarbeiter schnell wieder das Interesse verloren.

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