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Mehr als drei Monate lang saß Sarah Mardini in einem Athener Gefängnis, sie war auf Lesbos festgenommen worden.

© Dena S. Abusrur

Flüchtlingshelferin in Griechenland: Sarah Mardini kommt gegen Kaution frei

Nach mehr als 100 Tagen darf Sarah Mardini die Untersuchungshaft verlassen, ihr wird Menschenschmuggel vorgeworfen.

Die syrische Flüchtlingshelferin und ehemalige Leistungsschwimmerin Sarah Mardini kommt nach mehr als drei Monaten in griechischer Untersuchungshaft gegen Kaution in Höhe von 5000 Euro frei. Das bestätigte ihr ehemaliger Trainer Sven Spannekrebs am Dienstag dem Tagesspiegel. "Ich habe heute mit Sarah telefonieren können", sagte Spannekrebs. "Sie ist natürlich sehr glücklich." Mardini war am 21. August auf der Insel Lesbos festgenommen worden, die griechische Justiz wirft der 23 Jahre alten Syrerin Menschenschmuggel, individuelle Bereicherung durch Spenden, Geldwäsche, Spionage und die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vor. Ihr droht eine mehrjährige Haftstrafe.

So schnell wie möglich nach Berlin

Mardini soll in den nächsten ein bis zwei Tagen frei gelassen werden, sie darf Griechenland verlassen. "Das Nahziel ist natürlich, Sarah so schnell wie möglich nach Berlin zu holen", sagte Spannekrebs. Demnach stellt das Bard College Berlin, an dem Sarah Mardini studiert, die Kaution zur Verfügung. Auch zwei weitere inhaftierte Flüchtlingshelfer kommen auf Kaution frei. Wann und ob es zu einem Prozess gegen die drei kommt, ist weiter unklar.

Sarah und ihre Schwester Yusra Mardini waren 2015 bekannt geworden. Damals zogen die beiden Schwimmerinnen ihr Flüchtlingsboot mit einem Seil hinter sich her, das vor der Insel Lesbos in Seenot geraten war. Sie reisten weiter nach Deutschland, ließen sich in Berlin nieder und setzten ihre Schwimmkarriere bei den Wasserfreunden Spandau 04 fort. Yusra Mardini trat als Mitglied des Flüchtlingsteams des Internationalen Olympischen Komitees an den Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro an.

Unterstützung von Amnesty

Sarah Mardini engagierte sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe, insgesamt drei Mal war sie für die griechische Nichtregierungsorganisationen ERCI auf Lesbos im Einsatz. Zuletzt arbeitete sie im Flüchtlingslager Moria vor allem als Übersetzerin. Die griechische Justiz wirft ERCI vor, mit Schleusern zusammen gearbeitet zu haben, Mardini hat alle Vorwürfe zurückgewiesen. Zuletzt hatte sich auch Amnesty International für die Freilassung der drei ERCI-Mitarbeiter eingesetzt. Man begrüße, dass die drei Flüchtlingshelfer wieder zu ihren Familien zurückkehren könnten, teilte Amnesty am Dienstag mit. Es sei aber empörend, dass "sie immer noch absurden Anschuldigungen und drohenden langen Gefängnisstrafen" ausgesetzt seien.

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