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Batismo/Brasilianische Botschaft

© Batismo/Gleeson Paulinho/Brasilianische Botschaft

Fotoserie „Batismo“ in Berlin: Ein Modefotograf kehrt zurück an den Amazonas

Vielfach ausgezeichnet und trotzdem ein Geheimtipp: Die Fotoausstellung des Brasilianers Gleeson Paulino wurde vor kurzem noch in London gezeigt – und ist faszinierend persönlich.

Von Antonia Mittmann

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Eine Frau kauert im Wasser und taucht ihr Gesicht bis zu den Ohren unter. Ihre langen nassen Haare bedecken ihren Rücken. Sie scheint so schon eine Weile zu verharren, denn die Wasseroberfläche ist ganz glatt. Die Fotografie wirkt mystisch und zieht den Betrachter in den Bann. Zwischen 20 weiteren Bildern hängt sie in der Brasilianischen Botschaft in Berlin, ganz nah an der Spree.

Das Wasser spielt für Gleeson Paulino eine große Rolle. In seinen Motiven der Serie „Batismo“ (Taufe) setzt sich der Künstler mit religiösen Bedeutungen des Wassers und dazugehörigen Ritualen, wie zum Beispiel Waschungen, auseinander. Er selbst ist als Kind in einer konservativ-religiösen Gemeinschaft aufgewachsen und – wie er schreibt – „in einem der biodiversesten Ökosysteme der Welt“: der brasilianischen Amazonas-Region.

Die dortige Artenvielfalt und die beeindruckend kräftigen Farben sind in allen Fotos wiederzuerkennen. Die Motive wirken uninszeniert, hautnah und sehr persönlich. Eine ältere Frau mit grauen Haaren steht mit dem Rücken zur Kamera. Es ist seine indigene Großmutter, die er besuchte.

Gleeson Paulino ist eigentlich als Modefotograf bekannt. 1988 geboren, bereiste er die Welt bereits mit 17 Jahren. In Europa fotografierte er für internationale Modemagazine, unter anderem die „Elle“ und die „Vogue“. Wie er selbst schreibt, fühlte er sich als Jugendlicher eingeschränkt in seiner Religion und konnte so Brasilien nicht wirklich kennenlernen, bis er wegzog.

Die Ausstellung gibt nun Einblicke in seine Wiedervereinigung mit dem Land – und jedes einzelne Bild wirkt schon für sich stark. Die Drucke sind groß, gestochen scharf und könnten in den Fotografiskas der Welt hängen. Stattdessen sind sie in Berlin in einem umfunktionierten Botschaftsfoyer zu sehen. Dort werden sie jedoch bestmöglich präsentiert.

Der Eintritt zur Ausstellung ist kostenlos – und es gibt hochwertige Hefte, in denen die Fotos noch einmal abgedruckt sind.

Gleeson Paulino, „Batismo“, Brasilianische Botschaft, Wallstraße 57, 10179 Berlin, Mo bis Fr 10 bis 17 Uhr, frei zugänglich.

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