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Berlin: Fotostreifzüge von Lutz Masanetz, festgehalten in schwarz-weiß Bildern, zu sehen in der Berolina-Galerie

Die Träume waren schwarz-weiß und das Leben war ziemlich gemütlich. Bei seinen Streifzügen rund um den Alexanderplatz hatte der Berliner Fotograf Lutz Masanetz immer seine Kamera dabei.

Die Träume waren schwarz-weiß und das Leben war ziemlich gemütlich. Bei seinen Streifzügen rund um den Alexanderplatz hatte der Berliner Fotograf Lutz Masanetz immer seine Kamera dabei. Es war die Zeit vor dem Mauerfall, als die Wäsche noch auf dem Hof zum Trocknen hing und an den Straßenrändern fast nur Trabbis, Wartburgs und Skodas standen. Masanetz fotografierte, was er auf Hauptstraßen und Plätzen, an Hausecken und auf Hinterhöfen sah: Kinder beim Spielen, Oldtimer-Paraden, geparkte Autos. Wenn Masanetz von seinen Ausflügen vor die Haustür nach Hause kam, ging er in die Dunkelkammer und vergrößerte seine Aufnahmen. Anschließend wanderten die Fotos in eine Schublade, denn Masanetz konnte sich nicht vorstellen, dass die DDR-Zensur die Bilder für die Veröffentlichung freigeben würde. So ging das 30 Jahre lang von 1960 bis 1990.

Heute träumt Lutz Masanetz in Farbe und in seiner Kamera hat er immer Farbfilme. Masanetz ist ein freundlicher Mensch, aber er ist auch ein bisschen scheu und versponnen. Seine Dunkelkammer nennt er "Alchimistenküche", und er redet im selbstverständlichsten Ton von "Zeitreisen". Die unternimmt er tatsächlich: Beim Stöbern zwischen alten Fotos von Volksfesten und Jahrmärkten, Fabriken und Garagenhöfen, großen und kleinen Städten. In den 90er Jahren, die Mauer war längst in den Betonmühlen gelandet, holte er seine Schwarz-Weiß-Fotos hervor und begann zu sortieren. 44 Fotos gefielen ihm so, dass er sie in einer Mappe sammelte. Vorn drauf schrieb er: "Gilb. Bilder aus der Spielzeit". Freunde blätterten in der Mappe und drängten den Fotografen, die Sachen endlich auszustellen. Masanetz war einverstanden.

Ein Teil der Bilder würde gut auf Titelseiten passen, andere eher auf Plattenhüllen. Lutz Masanetz will nichts davon wissen, dass es jetzt zu spät ist für die Fotos. Außerdem hatte er immer genug zu tun. Im Jahr 1953 kam er im Alter von neun Jahren nach Berlin, machte später Abitur, lernte Filmkopierer und wurde schließlich Regieassistent im Defa-Studio für Dokumentarfilme. Er ging als Aufnahmeleiter zum DDR-Fernsehen, machte Fernsehspiele, Filmcollagen und Werbefilme für den Außenhandel. In den 70er Jahren ging er als Fotograf und Redakteur zum Berliner Henschel-Verlag und widmete sich in seiner Freizeit als Fernstudent der Kulturwissenschaft. Seit 1974 arbeitete er als Fotograf für Ausstellungen und Messen. Auch nach der Wende gab es Erfolge. Die Foto-Sammlung "Sonnenwende" über Ost-Berlin vor dem Mauerfall wurde 1993 Teil der Fotoausstellung der europäischen Kulturhauptstadt Antwerpen. Masanetz schrieb ein Spielfilm-Exposé und arbeitete am Theater Greifswald. Übrigens: Mit "Gilb" meint Masanetz die "abgelaufene Zeit", nicht seine Bilder davon.Berolina-Galerie im Rathaus Mitte, Karl-Marx-Allee 31. Bis 28. Februar. Montags bis freitags 8 bis 18 Uhr. Eintritt frei.

brun

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