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Auf dem Grundstück am Kulturforum laufen bereits die Arbeiten für das „Museum für die Kunst des 20. Jahrhunderts“.

© Paul Zinken/dpa-Zentralbild/dpa

Fragwürdige Baupläne, explodierende Kosten: Bund prüft Klimakonzept des Berliner Museums für Kunst des 20. Jahrhunderts

Nun wird gebaut – aber die Kritik ebbt nicht ab. Nach Attacken des Bundesrechnungshofes kontrolliert nun der Bund das mutmaßlich desaströse Konzept.

Die Errichtung des „Museums für die Kunst des 20. Jahrhunderts“ am Kulturforum hat begonnen: Nach dem neuesten Bericht von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) vom Montag gab es „bauvorbereitende Maßnahmen“ auf dem Areal in der Nähe des Tiergartens.

So wurde ein Teil der Potsdamer Straße vor dem Baufeld verlegt. Zur Anlage der Baugrube wurden außerdem Leitungen für Fernwärme und Strom sowie für die Straßenbeleuchtung verlegt. Auch ein Brunnen musste vorübergehend weichen. Damit sind die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die „Schlitzwände“ rund 25 Meter tief in das Erdreich gerammt werden können. Sie sollen die Baugrube absichern, die im Sommer ausgehoben wird.

Während diese Arbeiten planmäßig laufen, tobt das Rückzugsgefecht der Bauverantwortlichen angesichts der scharfen Attacken des Bundesrechnungshofes. Streitpunkt ist das mutmaßlich desaströse Energie- und Klimakonzept. Im März hatten die Rechnungsprüfer in ihrem Bericht kritisiert, dass der geplante Neubau nicht „mit dem geringstmöglichen Energieeinsatz seine Aufgaben“ erfüllt.

So sollen sogar Büro- und Lagerräume sowie Erschließungsgänge und Begegnungsflächen mit der kostspieligen und aufwendigen Lüftung und Klimatisierung bedacht werden, die sonst nur zum Schutze hochempfindlicher Kunstwerke erforderlich ist – und das ist teuer.

Dies will der Bund nun offenbar überdenken. Wie es in dem Schreiben an die Haushälter des Bundestages heißt, werden „fortlaufend Optimierungsmöglichkeiten umgesetzt“. Grundlage hierfür sei das eigens dafür beauftragte „Expertengutachten des renommierten Professors Bjarne W. Olesen“ von der Technical University of Denmark. „Derzeit werden konkrete bauliche Umsetzungsvorschläge zur Anpassung des Heiz-/Kühl- und Lüftungskonzeptes erarbeitet und die Klimavorgaben dementsprechend nochmals überprüft“, heißt es in dem Bericht zum Stand der Baumaßnahme von diesem Montag.

Wie Grütters darin außerdem versichert, werde „auch in jeder weiteren Leistungsphase weiterhin das Ziel verfolgt, die nachhaltige Qualität des Gebäudes zu steigern“. Nach der Veröffentlichung des Rechnungshofberichts im Tagesspiegel hatte es eine Debatte über das fragwürdige Klimakonzept gegeben, das neben der ökologischen Hypothek auch gewaltige Kosten für den Betrieb des Gebäudes nach dessen Eröffnung nach sich ziehen würde.

Gesamtkosten von mehr als 450 Millionen Euro

Und was soll das alles kosten? Hierzu bestätigen die Verantwortlichen die „Kostenobergrenze in Höhe von 353,94 Millionen Euro“. Hinzu kommen allerdings weitere 33,8 Millionen Euro „allgemeine Risikokosten und bis zu 52,2 Millionen Euro künftige Baupreisindexsteigerungen“. Die Gesamtkosten belaufen sich damit auf mehr als 450 Millionen Euro.

Ursprünglich war der Kulturbau vom Bundestag genehmigt worden mit der Maßgabe, dass dessen Kosten 200 Millionen Euro nicht überschreiten dürfen. Der aus dem Wettbewerb als Sieger hervorgegangene Entwurf hätte diese Maßgabe erfüllt – doch die von der Jury empfohlene Überarbeitung und eine geringfügige Verlegung des Gebäudes zum Schutz von Nachbarbauten sprengten den Rahmen.

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Die „Scheune“, wie der Entwurf der Architekten Herzog & de Meuron und den „Vogt Landschaftsarchitekten“ auch genannt wird, wird vom Landesbetrieb Bundesbau Baden-Württemberg im Auftrag der Stiftung Preußischer Kulturbesitz errichtet. Die Kulturstaatsministerin sowie das Bundesbauministerium sind in enger Abstimmung eingebunden. Der Bundestag hatte Grütters’ Haus mit halbjährlichen Berichten zum Baufortschritt beauftragt.

Swen Schulz, SPD-Haushälter im Bundestag, begrüßte, „dass der Bauherr die berechtigten Kritikpunkte des Rechnungshofes offensichtlich aufgenommen hat und aufarbeiten will“. Beim Bau des Museums für die Kunst des 20. Jahrhunderts dürften jetzt keine weiteren Fehler mehr passieren.

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