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Auf der Karl-Marx-Allee ist eine Dauerkundgebung von Maßnahmengegnern bis zum 13. Februar angemeldet.

© Annette Riedl/dpa

„Freedom Convoy“ nach kanadischem Vorbild: Corona-Demonstranten mobilisieren zu Lkw-Protesten nach Berlin

Mit Fahrzeugkonvois soll heute in Berlin gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert werden. Doch die groß angekündigte Aktion könnte zum Flop werden.

Seit mehr als zehn Tagen ist das Zentrum der kanadischen Hauptstadt Ottawa durch querstehende Trucks blockiert. Was als kleiner Fahrzeugkonvoi begann, ist in Kanada zu einer Massenbewegung geworden. Tausende unterstützen den Protest der Lkw-Fahrer, Landwirte und Kleinunternehmer, die nach Ottawa gekommen sind, um gegen Corona-Maßnahmen und Impfvorschriften zu demonstrieren.

Der örtliche Polizeipräsident spricht mittlerweile von einem "Belagerungszustand", der Bürgermeister hat den Notstand ausgerufen, den Einwohnern wird geraten, das Zentrum der kanadischen Hauptstadt rund um das Parlament zu meiden, da von den Demonstranten eine "ernste Gefahr und Bedrohung für die Sicherheit der Bürger ausgehe".

Die deutsche Szene von Maßnahmen- und Impfgegnern hat die Ereignisse in Kanada in den vergangenen Tagen aufmerksam verfolgt. Videos und Fotos aus Ottawa wurden in deutschen Telegram-Kanälen tausendfach geteilt und bejubelt.

Schnell formierten sich deutsche Ableger des "Freedom Convoy", die sich zur Aufgabe machten, den kanadischen Trucker-Protest auf Deutschlands Autobahnen zu bringen. Das Ziel ist auch hierzulande die Hauptstadt. Für jedes Bundesland existieren mittlerweile auf Telegram einzelne Koordinierungs-Gruppen, doch das Chaos ist trotzdem groß.

Durch zahlreiche unterschiedliche Initiatoren und Streitigkeiten über Kleinigkeiten wie die offizielle Hymne oder Flagge des deutschen Freiheits-Korsos ist völlig unklar, wie viele Autofahrer tatsächlich zur Teilnahme mobilisiert werden.

Teilnehmerzahl unter den Erwartungen

Ein erster Anlauf ist für diesen Montag in Berlin geplant. Doch auch hier herrscht bei Telegram große Irritation. Während eine Gruppe dazu aufrief, sich um 14 Uhr auf einer Raststätte an der A10 zu versammeln, um dann gemeinsam im Uhrzeigersinn den Ring abzufahren, wollten andere mit ihren Fahrzeugen den Bundestag blockieren. Gleichzeitig ist auf der Karl-Marx-Allee eine Dauerkundgebung von Maßnahmengegnern bis zum 13. Februar angemeldet. Auch diese könnte als Anlaufstelle für Anti-Maßnahmen-Protest dienen.

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In der Nacht zu Montag haben sich nach Berichten auf Telegram bereits einige Fahrzeuge aus weiter entfernten Bundesländern auf den Weg nach Berlin gemacht. Die Teilnehmerzahl blieb jedoch mit einer teilweise nur einstelligen Anzahl von Fahrzeugen weit unter den Erwartungen. Die Initiatoren hatten zuvor sogar sogenannte "Versorgungsposten" auf Raststätten und Autohöfen eingerichtet, um pausierende Trucker mit Lebensmitteln und Getränken zu versorgen.

Am späten Sonntagabend berichtete ein Teilnehmer der Versorgungsstelle an der Raststätte "Bruchsal Ost" an der A5 in Baden-Württemberg, dass bisher kein einziger Teilnehmer des Konvois vorbei gekommen wäre. Ähnliche Schilderungen findet man aus anderen Bundesländern.

Die Aktion erinnert an versuchte Blockadeaktionen der Querdenken-Szene, die zur großen Enttäuschung für die Aktivisten wurde. In den vergangenen Jahren gab es mehrmals Aufrufe, große Autobahnkreuze mit Autos und Lkw zu blockieren, um gegen die Corona-Maßnahmen zu demonstrieren. Die erhoffte Wirkung blieb aus, nur wenige beteiligten sich an den Aktionen, mehrmals verhinderte die Polizei Blockaden auf der Autobahn.

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