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Andreas Becker betreibt das Circus Hotel direkt am Rosenthaler Platz in Berlin Mitte.

© Doris Spiekermann-Klaas TSP

Gastgewerbe in Berlin öffnet für Touristen: Circus Hotel in Mitte hat trotz Lockerungen wenige Buchungen

Bisher wartet das Circus Hotel am Rosenthaler Platz noch auf Partygäste. Das Nachtleben fehle, sagt der Geschäftsführer. Doch es gibt auch ein anderes Problem.

Die Berliner Hotels dürfen seit 11. Juni wieder Tourist:innen beherbergen. Doch offenbar läuft das Geschäft langsam an, es gibt nur wenige Gäste in der Stadt. Das sagt Andreas Becker, Geschäftsführer des Circus Hotels in Mitte: „Normalerweise wäre jetzt Hochsaison.“ Doch sein Unternehmen erhalte praktisch keine neuen Buchungen. Becker vermutet, dass es noch einige Wochen dauern könnte, bis die Gäste zurückkommen: „Der Corona-Schock sitzt tief.“

Das Circus Hotel und ein dazugehöriges Motel befinden sich am Rosenthaler Platz, mitten im Partykiez. Das Angebot ist vor allem bei jungen Reisenden aus dem Ausland beliebt, die sich in das Nachtleben stürzen wollen. Doch Clubs und Bars sind noch nicht zum Regelbetrieb zurückgekehrt. Die Stadthotellerie weise allgemein ein „zähes Buchungsverhalten“ auf, sagt Becker.

Im Gegensatz dazu seien die klassischen Urlaubsregionen ausgebucht. Die Kolleg:innen dort hätten bereits die Preise deutlich angezogen. Er stehe in regelmäßigem Kontakt mit Hoteliers in London und Paris. Dort sei die Situation genau dieselbe, sagt Becker. Anders ausgedrückt: Nach dem langen Lockdown zieht es die Menschen an den Strand oder ins Gebirge, aber nicht in die Großstädte.

Doch Becker gibt sich zuversichtlich: Sobald es weitere Lockerungen für Clubs und Bars gebe, werde die Kundschaft zurückkehren. Allerdings sei da noch ein anderes Problem: „Es ist unglaublich schwierig, geeignete Mitarbeiter zu finden“. Viele ehemalige Beschäftigte hätten sich während des langen Lockdowns andere Beschäftigungen gesucht.

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Entspannte Stimmung gegen Mitternacht vor den Kneipen rund um den Rosenthaler Platz. Das Nachtleben kehrt nur langsam zurück.
Entspannte Stimmung gegen Mitternacht vor den Kneipen rund um den Rosenthaler Platz. Das Nachtleben kehrt nur langsam zurück.

© Paul Zinken/dpa

Vor der Pandemie sei das Gastgewerbe außerdem eine attraktive Branche gewesen für junge Menschen aus anderen europäischen Ländern. Doch die seien größtenteils in ihre jeweiligen Heimatländer zurückgegangen – und fehlten nun.

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Wie berichtet, wurde das Circus Hotel während des Lockdowns komplett umgebaut. Erst letzte Woche seien die abschließenden Arbeiten ausgeführt worden, sagt Becker. Die Baumaßnahmen waren schon länger geplant gewesen, wurden aber aufgrund der Pandemie vorgezogen. Die denkmalgeschützte Fassade wurde farblich neugestaltet. Innen wurde ein neues Klimasystem aus Lehmdecken und Wasserleitungen installiert.

Umweltfreundliches Raumklimasystem

Das soll das Haus auch in heißen Sommermonaten kühl halten. Das innovative System soll Becker zufolge klimafreundlich sein, da wenig Energie benötigt wird und keine umweltschädlichen Kühlmittel zum Einsatz kommen. Die Zimmer wurden mit einer smarten Raumsteuerung für Licht, Wärme und Verdunkelung ausgestattet. Den Innenhof schmückt eine 3D-Skulptur des Street-Artists Cedric Le Borgne.

„Der Zirkus“, wie Becker sein Unternehmen nennt, wurde in den 1990er Jahren gegründet. Zunächst handelte es sich um ein Hostel für Backpacker und Globetrotter. Der Name weist noch auf den ersten Standort hin, in der kleinen Straße Am Zirkus nahe des Berliner Ensembles. Der Zirkus entwickelte sich zur Anlaufstelle für die wilde Partyszene, empfohlen unter anderem vom Reiseführer „Lonely Planet“.

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