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Die digitale Patientenakte soll Schwangeren helfen.

© Caroline Seidel/dpa

Geburten in Berlin: Neue Online-Plattform vernetzt Schwangere und Ärzte

Mutterpass oder Ultraschallbilder immer digital dabei haben - das verspricht ein neues digitales Angebot. An vier Berliner Geburtskliniken ist es bereits im Einsatz.

Ob Friseurtermine, Flüge oder Online-Banking: Vieles lässt sich inzwischen über das Smartphone regeln und verwalten. Nur in Sachen Gesundheit ist bis heute wenig passiert. Zusammen mit Vivantes und Sana hat die AOK nun eine Plattform entwickelt, auf der sich schwangere Patientinnen und ihre Ärzte miteinander vernetzen können. In der digitalen Patientenakte werden alle Untersuchungen und Befunde zusammengefasst und sind damit immer abrufbereit. An vier Berliner Geburtskliniken ist das System bereits im Einsatz. Sechs weitere sowie 13 Medizinische Versorgungszentren sollen folgen.

Christin Schlüter hat als eine der ersten in Berlin, nach dem Start in Mecklenburg-Vorpommern, die neuen Möglichkeiten getestet. Sie hat bereits einen anderthalbjährigen Sohn und ist im sechsten Monat schwanger. „Den Mutterpass muss ich nicht mehr mitnehmen und kann ihn auch nicht vergessen, denn ich habe ihn immer digital dabei“, beschreibt die werdende Mutter die Vorteile. Auch die Ultraschallbilder müssen – sofern die Klinik das Netzwerk nutzt – nicht mehr auf eine CD übertragen, sondern können direkt ins System eingespeist werden.

Außerdem freut sich Schlüter, kein extra Abspielgerät mehr für die Aufnahmen zu benötigen, um sie zum Beispiel ihren Eltern zu zeigen. Klingt erstmal gut. Andererseits weiß Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes, dass „die Vernetzung noch in den Kinderschuhen“ steckt, obwohl „die Zeit längst reif, fast überreif“ ist.

AOK hat keinen Zugriff auf Daten

Momentan ist das System nur für AOK-Versicherte zugänglich. Das Ziel aber soll sein, dass künftig alle Krankenkassen mit dem Netzwerk arbeiten, damit „wir nicht irgendwann 25 Netzwerke haben“ sagt Jens Schick, Vorstandsmitglied der Sana Kliniken AG. Gespräche mit der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin seien bereits in Gange. Außerdem soll die Plattform nicht nur Schwangeren zur Verfügung stehen, sondern allen Patienten.

Und der Datenschutz? „Die AOK hat keinen Zugriff auf die Daten. Die Patienten können bestimmen, wer welche Daten abrufen kann und wer nicht“, versichert Christian Klose, Chief Digital Officer der AOK Nordost.

Johannes Schenkel, ärztlicher Leiter der Unabhängigen Patientenberatung, hofft, dass es sich nicht nur um eine Insellösung handelt: „Die Daten müssen von einer Krankenkasse zur nächsten übertragbar sein. Aber die Entwicklung geht schon mal in die richtige Richtung.“ Derzeit ist die Plattform zwar auf dem Smartphone abrufbar, eine App muss noch entwickelt werden.

Julia Heine

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