
© Privat / Michael Richert
Genaues Tatmotiv noch unklar: Weitere Ermittlungen nach politisch motivierten Brandanschlägen in Berlin – Zeugen gesucht
Nach Brandanschlägen und einer Festnahme ermittelt die Polizei weiter zu den Hintergründen. Geprüft wird auch, ob bei dem Beschuldigten eine psychische Beeinträchtigung vorliegen könnte.
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Nach der Verhaftung eines 63-Jährigen gehen die Ermittlungen zu mehreren politisch motivierten Brandanschlägen weiter. Dabei werde auch der Frage nachgegangen, inwiefern eine mögliche psychische Beeinträchtigung des Beschuldigten bei den Taten eine Rolle gespielt haben könnte, sagte ein Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft am Donnerstag.
Der 63-Jährige war am Dienstag festgenommen worden und befindet sich in Untersuchungshaft. Laut Polizei und Staatsanwaltschaft hat er die Taten im Zeitraum von 12. bis 14. August umfänglich eingeräumt.
Auf das Konto des Mannes gehen sollen demnach eine brennende Bücherbox am Holocaust-Mahnmal „Gleis 17“ im Berliner Grunewald sowie ein Angriff auf das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen am Tiergarten. Nach einem Brandanschlag auf einen Verein lesbischer Frauen in Neukölln Montagfrüh wurde ein Haftbefehl gegen den Beschuldigten erlassen, wie es von der Staatsanwaltschaft hieß. Der Mann war wegen früherer Taten ins Visier der Ermittler geraten.
Berlins Justizsenatorin Felor Badenberg (parteilos) dankte den Sicherheitsbehörden für ihre Arbeit und den schnellen Ermittlungserfolg nach den queerfeindlichen und antisemitisch motivierten Taten. „Es ist Aufgabe des Staates, der Zivilgesellschaft und jedes einzelnen von uns, nicht wegzusehen, wenn Menschen aufgrund ihres Glaubens oder ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert und angegriffen werden.“
Die genaue Tatmotivation des Deutschen ist laut Staatsanwaltschaft bei den aktuellen Fällen noch nicht klar. Auch mit Blick darauf hoffen die Ermittler auf weitere Hinweise zum Tathergang. So sucht die Polizei etwa nach Zeugen, die Beobachtungen zu dem Brandanschlag auf die Bücherbox am Holocaust-Mahnmal „Gleis 17“ im Grunewald gemacht haben. Bis Donnerstag gab es aber keine Hinweise, wie eine Polizeisprecherin auf Anfrage sagte.
Bei den Initiatoren der Bücherbox und Anwohnern herrscht unterdessen Traurigkeit, Wut und Fassungslosigkeit. Um diesen Gefühlen einen Raum zu geben, ist für diesen Sonntag (14.00 Uhr) eine Mahnwache an dem bisherigen Standort des Projektes geplant.
„Gespräche, Musik und Lesungen sollen helfen, die Tat zu verarbeiten und neue Kräfte für die Fortsetzung unserer Arbeit im Einsatz gegen Rassismus und Antisemitismus“ zu sammeln, hieß es im Vorfeld. Dazu werde auch der in Berlin lebende israelische Tenor Tal Koch erwartet, sagte Bücherbox-Initiator Konrad Kutt. Es sei geplant, die abgebrannte Bücherbox wiederaufzubauen. „Wir lassen und nicht entmutigen“, so der Berufs- und Wirtschaftspädagoge. Jede Form der Unterstützung sei willkommen. (dpa)
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