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Berlin: Grottian zweifelt an Montagsdemos

FU-Professor: Kundgebungen „erstarren zum Ritual“ – Bündnisse planen weiter

Der Politologe Peter Grottian, in der vergangenen Woche noch Anmelder der Berliner Montagsdemonstration gegen Hartz IV, sieht in der jetzigen Form keine Zukunft für die Proteste gegen die Arbeitsmarktreform. „Man muss überlegen, ob die Demonstrationen nach dem 2. Oktober weitergehen sollen. Die Kundgebungen erstarren zum Ritual“, sagte der Professor der Freien Universität (FU). Für den 2. Oktober haben mehrere Bündnisse zu einer Großdemonstration gegen die Bundesregierung aufgerufen. Grottian sagte, der „Bonus der undogmatischen Mobilisierung“ zu Beginn der Kundgebungen vor zwei Monaten sei „aufgebraucht“ und forderte erneut zu „zivilem Ungehorsam“ gegen die Arbeitsmarktreform auf.

Sascha Kimpel, Sprecher des Bündnisses „Weg mit Hartz IV“, will dagegen an den Kundgebungen festhalten. Er räumte zwar ein, dass die Teilnehmerzahlen zurückgegangen seien: „Wir sind aber in der Talsohle“, so Kimpel. Am Montag demonstrierten zwischen 3500 (Polizeiangaben) und 13 000 Menschen (Angaben der Veranstalter). Der Sozialforscher Peter Rucht vom Wissenschaftszentrum Berlin, der gerade eine Studie über Motivation und die soziale Herkunft der Demonstrationsteilehmer erstellt, macht den Dauerstreit unter den Veranstaltern für die rückläufigen Zahlen mitverantwortlich. „Die Leute überlegen, ob sie nicht lieber zu Hause bleiben“, sagte Rucht und verwies auf „ideologische Verschiedenheiten“, die unter den Protestteilnehmern immer deutlicher würden. Das falle insbesondere deshalb ins Gewicht, weil bei den ersten Montagsdemonstrationen seiner Beobachtung nach „viele ungebundene“ Teilnehmer demonstrierten – vor allem Arbeitslose – die von dem Steit der Veranstalter um Termine und Redner nun verunsichert seien.

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