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Uwe Lieschied, im Dienst getöteter Beamter der Polizei Berlin.

© privat

Getöteter Polizist Uwe Lieschied: Hakenkreuz geschmiert, Grabstein umgestoßen – Polizei fasst mutmaßlichen Grabschänder

2020 wurde das Grab des im Dienst getöteten Berliner Polizisten Uwe Lieschied geschändet. Nun fasste die Polizei einen Mann, Fingerabdrücke überführten ihn.

Das Entsetzen war im April 2020 in der Polizei Berlin und parteiübergreifend groß: Auf einem Friedhof in Buckow (Neukölln) war der Grabstein des im Dienst getöteten Berliner Polizisten Uwe Lieschied umgeworfen, ein Hakenkreuz auf die Rückseite gesprüht worden. Pflanzen waren ausgerissen, Kerzen und andere Grab-Dekorationen wild auf dem Rasen verteilt.

Jetzt hat die Polizei einen Tatverdächtigen gefasst. Entsprechende Tagesspiegel-Informationen aus Polizeikreisen bestätige die Pressestelle am Donnerstag. Demnach rückten am Mittwoch Beamte aus, um einen Haftbefehl wegen Betrugs zu vollstrecken.

In einem Hostel in der Saalestraße in Neukölln verhafteten sie einen 34 Jahre alten Deutschen. Der Mann ist polizeibekannt wegen Diebstahl, Einbruch und Rauschgiftdelikten. Der Mann wurde einem Richter vorgeführt, der ihm den Haftbefehl verkündete.

Die Polizei hat bei der Identitätsprüfung auch Fingerabdrücke des 34-Jährigen genommen. Beim Abgleich mit den Datenbanken gab es einen Treffer. Denn Kriminaltechniker hatten im April 2020 Fingerabdrücke am geschändeten Grab ihres Kollegen genommen.

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Es sollen nach Angaben der Polizei dieselben Fingerabdrücke wie bei dem nun verhafteten Mann sein. Durch politische Straftaten sei der Verdächtige aber bislang nicht aufgefallen, wie ein Sprecher am Donnerstag dem Tagesspiegel sagte.

Das Grab von Uwe Lieschied wurde verwüstet.
Das Grab von Uwe Lieschied wurde verwüstet.

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Polizeihauptkommissar Uwe Lieschied war Zivilfahnder im damaligen Abschnitt 55 in Neukölln, am 17. März 2006 war er mit seinem Kollegen auf Zivilstreife am Volkspark Hasenheide unterwegs. Dabei bemerkten sie zwei rennende Männer, die eine Prostituierte ausgeraubt hatten, wie sich später herausstellte.

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Die Beamten forderten die Männer auf, stehen zu bleiben. Doch einer der Flüchtenden schoss mit seiner Pistole sofort um sich - er feuerte acht Mal ab. Lieschied erlitt einen Kopfschuss durch die linke Schläfe.

Im Dienst war Lieschied nur, weil das Spiel seiner Freizeit-Fußballer ausgefallen war und er deshalb die Nachtschicht übernommen hatte. Uwe Lieschied lag vier Tage im Koma, am 21. März 2006 starb er. Lieschied wurde unter großer Anteilnahme der Berliner beigesetzt.

Nicht nur Lieschieds Grab war am 9. April 2020 geschändet worden. Auch der Grabstein von Roland Krüger war beschmiert, die Erde aufgewühlt. Roland Krüger war im April 2003 getötet worden.

Ein Hakenkreuz wurde auf den Grabstein gesprüht.
Ein Hakenkreuz wurde auf den Grabstein gesprüht.

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Er stürmte an der Spitze eines Spezialeinsatzkommandos (SEK) eine Wohnung in Neukölln, um den Libanesen Yassin Ali-Khan wegen einer Messerstecherei unter Clan-Mitgliedern festzunehmen.

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Ali-Khan feuerte mehrfach auf die Polizisten, Roland Krüger wurde am Kopf getroffen und starb wenige Tage danach. Tausende Polizisten und Berlin nahmen am Trauermarsch für Roland Krüger teil.

Schmierereien auch auf Roland Krügers Grab.
Schmierereien auch auf Roland Krügers Grab.

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Im Februar 2020 waren zwei Straßen in Neukölln nach den Männern benannt worden. Die Straßenschilder wurden mehrfach beschmiert. Bereits Anfang April 2019 waren die Gräber schon einmal geschändet worden – die Bilder von damals glichen jenen vom April 2020.

Die beiden getöteten Polizisten Roland "Boulette" Krüger (l.) und Uwe Lieschiedd
Die beiden getöteten Polizisten Roland "Boulette" Krüger (l.) und Uwe Lieschiedd

© privat

Im November 2016 hatten Unbekannte eine Gedenktafel für Lieschied in Neukölln beschädigt. Später bekannten sich Linksextremisten zu der Tat und erklärten: „Wir verhöhnen tote Polizisten.“

Nach der Grabschändung 2020 sagte der damalige Innensenator Andreas Geisel (SPD), er empfinde „tiefe Scham". Gräber seien Orte der Erinnerung und Zuwendung. Deren Schändung sei "an Niedertracht kaum zu überbieten". Zudem sagte er über die beiden im Dienst getöteten Polizisten: „Sie sind Teil unserer Stadt und sie werden es auch immer bleiben.“

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