zum Hauptinhalt
Viele Juden trauen sich nicht mehr, in Berlin sichtbar eine Kippa zu tragen. (Symbolbild)

© Hannes P Albert/dpa

Hass gegen jüdisches Leben in Berlin: Zahl antisemitischer Vorfälle „verstetigen“ sich auf hohem Niveau

Seit dem Hamas-Angriff vor zwei Jahren hat die Angst zugenommen: Jüdinnen und Juden in Berlin erleben mehr Angriffe, Beleidigungen und Schmierereien. Wie verändert das ihren Alltag?

Stand:

Nach dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel vor zwei Jahren ist die Zahl antisemitischer Beleidigungen, Bedrohungen und Angriffe in Berlin erheblich gestiegen. Sie bleibt nach Einschätzung der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (RIAS) weiterhin hoch. „Der 7. Oktober hat einen sprunghaften Anstieg antisemitischer Vorfälle ausgelöst. Und was wir in unserer Dokumentation seitdem sehen, ist, dass sich das auf einem hohen Niveau verstetigt hat“, sagte RIAS-Projektleiterin Julia Kopp der Deutschen Presse-Agentur.

„Vor dem 07. Oktober hatten wir im Jahr 2023 durchschnittlich rund 53 antisemitische Vorfälle pro Monat und danach 263. Im vergangenen Jahr waren wir bei ungefähr 200“, so die Politikwissenschaftlerin. „Und wir sehen, dass das hohe Meldeaufkommen auch 2025 ungebrochen anhält.“

Von Beleidigungen im Internet bis zu direkter Gewalt

Das Spektrum antisemitischer Vorfälle ist breit, häufig sind Beleidigungen etwa auf Internet-Plattformen. „Die Dimension der Angriffe auf Jüdinnen und Juden ist quantitativ nicht vergleichbar zum Beispiel mit der antisemitischer Schmierereien“, sagte Kopp.

„Wir haben 2024 allerdings mehr Angriffe dokumentiert als in den Jahren zuvor.“ Für das vergangene Jahr verzeichnete RIAS insgesamt 55. „Und in den Jahren davor waren es 34, 21, 22. Also insofern ist es häufiger zu Gewalt gekommen“, so die RIAS-Projektleiterin.

„Und es gibt auch andere Formen von Enthemmung. Solche Äußerungen wie "Hitler hätte das zu Ende bringen müssen" zum Beispiel oder auch noch drastischere Formulierungen. Das sind Dinge, die wir häufiger dokumentieren.“

Antisemitismus habe sich auch schon vor dem 7. Oktober 2023 auf den Alltag von Jüdinnen und Juden in Berlin ausgewirkt. „Zum Beispiel für die Frage: Wie sichtbar zeige ich meine jüdische Identität? Trage ich eine Kette mit Davidstern? Trage ich eine Kippa? Spreche ich Hebräisch in der Öffentlichkeit?“ erklärte Kopp.

Antisemitische Schmierereien gehören zum Alltag

„Dieses Abwägen und Aushandeln zwischen Sicherheit und Sichtbarkeit gab es auch vorher schon. Aber dieses Spannungsverhältnis hat noch zugenommen. Jüdinnen und Juden sind noch weniger sichtbar in Berlin.“

Was begegnet ihnen tagtäglich? „Das können Schmierereien sein, auf dem Weg zur Uni oder zur Schule oder bestimmte antisemitische Symbole“, sagte Kopp. „Es gibt aber auch Vorfälle, dass jemand, der erkennbar jüdisch ist, angespuckt wird oder ein Schimpfwort zugezischt bekommt.“

Am 7. Oktober 2023 verübten Terroristen der Hamas und anderer Organisationen Massaker in Israel, bei denen rund 1200 Menschen getötet und mehr als 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden.

Israel reagierte mit einer Militäroffensive im Gazastreifen. Seit Kriegsbeginn wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 66.000 Palästinenser im Gazastreifen getötet, darunter zahlreiche Frauen und Kinder. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })