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Herzlichen Glückwunsch, Lotti und Leni!: Panda-Zwillinge im Berliner Zoo feiern ersten Geburtstag
Die flauschigen Panda-Zwillinge feiern ihren ersten Geburtstag. Dafür hat sich der Berliner Zoo für die beiden und auch die Besucher:innen ein paar Überraschungen einfallen lassen.
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Süß, flauschig und jetzt schon ein Jahr alt: Die beiden Panda-Zwillinge Lotti und Leni des Berliner Zoos feiern ihren ersten Geburtstag. Dafür hat sich der Zoo auch ein paar Überraschungen überlegt. So gibt es etwa kleine Fruchtkugel aus Karotten- und Rote Beete-Saft. „Mehr verraten wir aber noch nicht. Es soll ja für alle eine Überraschung sein“, sagt Pressesprecherin Philine Hachmeister.
Die Zwillinge hätten neugierig daran geschleckt, eine Bambuskerze erklommen und ausgelassen miteinander gerangelt, teilte der Zoo am Freitag mit. Die Pandabären waren vor genau einem Jahr zur Welt gekommen.
Seitdem hätten sie eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen. „Ihr Geburtsgewicht von unter 200 g haben sie inzwischen mehr als verhundertfacht“, hieß es in der Mitteilung. „Heute bringen die beiden Pandamädchen jeweils rund 21 Kilogramm auf die Waage.“

© Franziska Apfel
Seit ihrer Geburt haben die beiden Pandas die Hauptstadt – und auch das Internet – mit ihrem drolligen Wesen verzaubert. „Lotti und Leni sind schon sehr niedlich“, sagt Kurator Florian Sicks. Der Biologe betreut die beiden Pandas gemeinsam mit einem großen Team an Pfleger:innen und Expert:innen. „Es ist schön zu sehen, wie toll sich beiden entwickelt haben.“
Jeder kleine Schritt seit ihrer Geburt am 22. August 2024 sei ein Highlight gewesen. „Bei der Geburt sind sie nackt, blind, taub und ganz, ganz klein“, sagt Sicks. „Da liegen sie dann auch noch im Inkubator und sind nur wechselseitig bei der Mutter, damit man es eben schafft, beide Jungtiere aufzuziehen, was in einem natürlichen Lebensraum von der Mutter überhaupt nicht zu bewältigen wäre.“ Dort würde immer nur eins aufgezogen werden, erklärt der Biologe. Das andere stirbt.
„Im Zoo haben wir zum Glück die Möglichkeit bei einer so hoch bedrohten Art wie dem Großen Panda beide Jungtiere aufzuziehen und sie so zu sozialisieren, dass sie keine reine Handaufzucht sind.“ Das würde später in der freien Wildbahn im Umgang mit den anderen Pandas zu Problemen führen. Dem Zoo sei es daher wichtig, dass sie die Sozialisierung komplett von der Mutter mitbekommen. „Und wenn die Kleinen dann langsam die Augen aufmachen, das Fell wächst und sich verfärbt, und sie irgendwann auf Geräusche reagieren, das ist schon toll.“
Zwei verschiedene Charaktere
Rein optisch unterscheiden sich die beiden kaum: weißes Fell, schwarze Augen, fast gleich groß. Nur kleine weiße Markierungen an einer Pfote und an der Kehle verraten den Pfleger:innen, wer Lotti und wer Leni ist.
Charakterlich sieht das jedoch ganz anders aus, sagt Sicks. „Die beiden unterscheiden sich tatsächlich sehr, sehr stark in ihrem Verhalten. Während Leni den Pflegern gegenüber sehr zugewandt ist und eigentlich sehr zuverlässig auf Rufen reagiert, dauert es bei Lotti auch gerne länger, bis sie reagiert.“ Gerne lasse sich Leni hochheben und anfassen, Lotti hingegen sei den Pfleger:innen schon „kratzbürstiger“ gegenüber. „Wenn man sie hochhebt, dann beißt sie gleich in die Arme und überall hin“, sagt Sicks und lacht.
Lotti ist zudem viel dominanter als ihre Schwester, das zeige sich vor allem beim Milchtrinken. Da wird Leni einfach weggedrückt. „Das ist eigentlich eher untypisch bei Pandas“, sagt Sicks. „Normalerweise ist das Erstgeborene, bei uns also Leni, stärker und schwerer. Die Zweitgeborenen bleiben eigentlich immer ein bisschen unter dem Gewicht des ersten.“ Bei Leni und Lotti sei das genau umgekehrt.
Wir haben die Kletterstruktur extra umgebaut. Panda-Jungtiere sind gerade am Anfang sehr ungeschickt und bleiben gerne irgendwo stecken.
Florian Sicks, Biologe und Kurator der Pandas
Und auch in ihrer Neugier unterscheiden sich die beiden sehr. Während Leni lieber gemütlich in den Tag hineinlebt, erobert Lotti das Gehege und erkundet neugierig das Klettergerüst. „Bevor wir die beiden auf das Außengehege gelassen haben, haben wir die Kletterstruktur extra umgebaut, damit sie auch sicher sind. Panda-Jungtiere sind gerade am Anfang sehr ungeschickt und bleiben gerne irgendwo stecken.“ Mit einer beeindruckenden Leichtigkeit erklimmt Lotti jedoch die Bäume und kommt auch unbeschadet wieder runter.
Mit zweieinhalb Jahren geht es nach China
Noch etwa eineinhalb Jahre werden die beiden im Berliner Zoo bleiben. „Mit zweieinhalb Jahren werden die beiden endgültig von ihrer Mutter getrennt“, sagt Sicks. Dann gehe es für sie nach China. In den Zuchtzentren wird versucht, die sehr geringe Population der Großen Pandas zu retten. Schätzungsweise gibt es noch rund 2000 Tiere in freier Wildbahn. Inzwischen habe man es laut Sicks geschafft, rund 700 Tiere in Menschenobhut zu züchten, die meisten in China.
„Es ist sehr spannend zu sehen, wie routiniert die chinesischen Kollegen im Umgang mit den Bären sind. Man merkt, dass sie viel Erfahrung haben“, sagt Sicks. Der Zoo arbeitet sehr eng mit Expert:innen aus China zusammen, die bei der Geburtsvorbereitung, der Geburt selbst und auch bei der Nachversorgung unterstützen. Regelmäßig komme eine Delegation vorbei, um zu kontrollieren, wie es den Tieren geht. Zudem schickt der Zoo einen monatlichen Report an die große Zuchtstation in Chengdu.
Dass die beiden nicht für immer im Berliner Zoo bleiben können, liege auch daran, dass Pandas sehr strikte Einzelgänger sind. „Nicht mal hier im Zoo sind sie zusammen. Nur zur Paarung kann man sie ganz vorsichtig zusammenbringen“, erklärt Sicks. Auch die Jungtiere können nur so lange mit der Mutter zusammenbleiben, wie sie sich vertragen. Das sind meistens eineinhalb bis zwei Jahre. „Wenn Tiere dann geschlechtsreif sind, müssen sie getrennt werden. Sie fangen dann an, sich zu bekämpfen“, sagt Sicks.

© Franziska Apfel
Das sei aber derzeit noch kein Problem. Noch verbringen die beiden viel Zeit zusammen, spielen und futtern Massen an Bambus. 50 Kilo bekommen sie jeden Tag – natürlich vier bis fünf verschiedene Sorten, denn Pandas sind sehr wählerisch. Wenn ihnen eine Sorte nicht schmeckt, fassen sie diese nicht an. Dabei benötigen sie etwa 18 Kilogramm am Tag.
Rund 35 verschiedene Sorten bekommen die Pandas daher über das Jahr verteilt. Alles, was sie nicht fressen, geht an die Elefanten. „Bambus hat einen sehr geringen Energiegehalt. Es ist eigentlich ein biologisches Wunder, wie ein Bär dazu übergehen konnte, Bambus zu fressen. Vielleicht war es die Faulheit“, sagt Sicks und lacht.
Dass Pandas gemeinhin faul sind, ist bekannt. Auch Leni und Lotti liegen gerne einfach nur rum, nagen zwischendurch etwas Bambus – und hauen sich dann wieder aufs Ohr. Kurz vor ihrem Geburtstag ist von Vorfreude und Aufregung nichts zu spüren. Die beiden lümmeln lieber in ihrem Gehege und lassen sich die Sonne ins Gesicht scheinen. (mit dpa)
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