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Neu bauen und im großen Stil sanieren - beides ist jetzt in allen Bezirken gefragt.

© Kai-Uwe Heinrich

Marode Schulen in Berlin: „Ich bin nicht frustriert, sondern motiviert“

Der Zehntklässler Yussef Hussain will etwas gegen den Sanierungsstau an seiner Schule tun. In der Urania wandte er sich an Michael Müller.

„Viele haben die Hoffnung verloren. Wir aber nicht!“, sagt Yussef Hussain. Darum hat der 15-Jährige am Dienstag in der Urania den Regierenden Bürgermeister gefragt, was denn die Schüler gegen den Sanierungsstau an ihren Schulen tun können. Denn: Nichts zu tun kommt für den Klassensprecher nicht infrage angesichts des Zustandes seines Lichtenrader Georg-Büchner-Gymnasiums.

„Beim letzten Tag der offenen Tür haben wir vor eine Wand ein Tuch gehängt, damit die Familien nicht sehen, dass da da ein Loch ist“, nennt der Zehntklässler als Beispiel für den offenkundigen Verfall. Außerdem sei schon mal ein Fenster auf den Hof gefallen und ein anderes in die Klasse gekippt. Seitdem werden kaputte Fenster festgeschraubt – die Standardlösung in maroden Berliner Schulen.

Yussef Hussain ist Klassensprecher am Georg-Büchner-Gymnasium in Lichtenrade.
Yussef Hussain ist Klassensprecher am Georg-Büchner-Gymnasium in Lichtenrade.

©  Privat

Das Büchner-Gymnasium hat Erfahrung mit dem Geldsammeln. Da gab es Sponsorenläufe, Feste und andere Anlässe, um ein paar Tausend Euro für Whiteboards oder andere Geräte zu sammeln. „Nur – das reicht alles nicht“, sagt Yussef, denn für die Sanierung des Gebäudes wären Millionen nötig. Ohne Gelder vom Land ist da nichts zu machen.

"Jetzt rollt eine Welle auf uns zu"

Das sagt auch Oliver Schworck, Bildungsstadtrat in Tempelhof-Schöneberg. Da gebe es „nichts schön zu reden“, findet der Sozialdemokrat und verweist darauf, dass jahrelang bei der baulichen Unterhaltung gespart wurde: „Das scheint sich zu rächen, denn jetzt rollt eine Welle auf uns zu“. Selbst in jenen Schulen, denen beim aktuellen Gebäudescan die dringlichste Sanierungskategorie bescheinigt wurde, „kann man nicht übermorgen mit der Sanierung anfangen“, dämpft Schworck die Hoffnung auf schnelle Ergebnisse.

Nicht klagen, sondern handeln will die Schule

Yussef weiß das. Dennoch sagt er: „Ich bin nicht frustriert, sondern motiviert“. Das ist ihm wichtig als Botschaft: Dass seine Schule nicht klagend den Zeigefinger hebt, sondern „dass wir Projekte planen und engagiert sind“. Aber er fordert von der Politik, dass er uns seine Mitschüler keine Angst vor herausfallenden Fenstern haben müssen. Darum ist er am Dienstag in die Urania gegangen, als er von Michael Müllers Auftritt dort erfuhr. Müller habe ihm geantwortet, dass sich die Politik um die Schulsanierung kümmern werde; dass das nicht Aufgabe der Schüler sei. Yussef will sich trotzdem weiter engagieren – und eines Tages „Politiker werden".

Um fast alle Berliner „Baustellen“ soll es bei einer Veranstaltung der Initiative „Bildet Berlin“ gehen: An diesem Donnerstag, den 23.2., ab 18.30 Uhr diskutieren Bildungspolitiker sowie Schüler- und Elternvertreter im Dathe- Gymnasium, Helsingforser Str. 11–13, in Friedrichshain. Es moderieren Robert Rauh und Tamara Adamzik. Mehr Infos hier.

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