
© Stefan Jacobs
„Ich fahre gern“: Berliner S-Bahn begrüßt tausendsten neuen Lokführer
Mohammad Omidi hat Maschinenbau studiert. Als Quereinsteiger kam er zur S-Bahn. Jetzt hat er die Prüfung bestanden – als tausendster Lokführer seit 2015.
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Mohammad Omidi fährt erst seit ein paar Tagen im Fahrgastbetrieb, aber eine Lieblingslinie hat er schon jetzt: die S7, auf der er von Ahrensfelde mit Panoramablick quer durch die Berliner City rollt und dann lange geradeaus durch den Grunewald fährt Richtung Potsdam. Die nicht allzu lange S25 sei aber auch gut wegen der Pausen an den Endbahnhöfen.
Es war nicht easy.
Mohamad Omidi, frisch ausgebildeter S-Bahn-Lokführer
„Zu 25 Prozent“ sei ihm Berlin schon Heimat geworden in den sieben Jahren hier, sagt der gebürtige Iraner Omidi, während er in der offenen Tür seines rot-gelben Zuges steht. In seinem neuen Job sollte die Heimatgefühlsquote noch steigen. Aber jetzt muss Omidi erst mal die Glückwünsche seines obersten Chefs entgegennehmen.

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S-Bahn-Geschäftsführer Peter Buchner überreicht Omidi am Bahnhof Schöneweide die Lizenz für den Platz im Cockpit. Denn Omidi ist der tausendste Lokführer, der seit dem Start einer Ausbildungsoffensive 2015 seinen S-Bahn-Führerschein erworben hat. Ein Jahr dauert die aus Theorieteil, Simulatorschulung und Praxisfahrt kombinierte Ausbildung. „Es war nicht easy“, sagt Omidi und meint damit vor allem das selbst für Muttersprachler fremde Eisenbahner-Latein.

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Wie zum Beweis sagt die Automatikstimme im Cockpit „Sifa!“, während Omidi den Zug in die Werkstatt fährt. Das Kürzel steht für „Sicherheitsfahrschaltung“, einst bekannt als Totmannschalter. Alle 30 Sekunden verlangt die Automatik ein Lebenszeichen vom Fahrer – per Pedal oder Knopfdruck.
Omidi hat Maschinenbau studiert und in der Branche gearbeitet, bevor er nach Deutschland kam. Weil ihn hier niemand einstellte, fuhr er Bus in Brandenburg. „Ich fahre gern“, sagt er. Aber vor allem die anderen Verkehrsteilnehmer haben ihn zum Wechsel zur S-Bahn motiviert. Hier muss er sich nur mit Fahrgästen arrangieren, die Störungen verursachen, aber im Normalbetrieb sei die Arbeit angenehm und stressfrei.
Rund zwei Drittel der Azubis schließen laut der Bahn die Qualifizierung zum „Triebfahrzeugführer“ – „Fahrer“ gilt unter S-Bahnern als despektierlich – erfolgreich ab. Das reiche, um die altersbedingten Abgänge auszugleichen und einen kleinen Puffer aufzubauen, über den sie sich anderswo freuen. Aktuell seien zehn Kollegen als Aushilfe bei der S-Bahn Rhein-Main, berichtet Buchner. „Am liebsten stellen wir Quereinsteiger aus der Gastronomie ein“, sagt er. „Die kennen Schicht- und Wochenenddienste und sind gewohnt, mit Kunden zu kommunizieren.“
Außerdem verdienen sie bei der S-Bahn besser: 50.000 bis 60.000 Euro Jahresgehalt inklusive üblicher Zulagen seien realistisch, dazu flexible Arbeitszeitregeln. Die Option mit 42 Tagen Urlaub ist nach Auskunft von Buchner besonders beliebt. Für den Arbeitgeber bedeuten sie allerdings, dass noch mehr Personal gebraucht wird.
Auch deshalb hat die S-Bahn einen Fahrsimulator mit echtem Führerstand in einen Transporter eingebaut, mit dem sie über Großveranstaltungen wie den Karneval der Kulturen tingelt zur Nachwuchsgewinnung. Nur bei der Frauenquote tue man sich weiter schwer. Maximal 15 Prozent seien es, sagt Buchner, der das mit dem Schichtdienst erklärt.
Omidi sagt, der auf einer beweglichen Hydraulik aufgebockte Ausbildungssimulator fühle sich „zu 99 Prozent echt“ an. Das fehlende Prozent sei dem etwas anderen Bremsgefühl geschuldet und der Tatsache, dass das Simulatorberlin nur ein Monitorbild sei. Aber er sieht ja jetzt jeden Tag das echte.
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