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Noah Adler, Initiator der Online-Plattform Coronaport.

© privat

Berliner Schüler gründet Coronavirus-Hilfsportal: „Ich fragte mich, wie kann ich helfen?“

Der 15-jährige Noah Adler hat das Onlineportal „Coronaport“ entwickelt, um Helfer und Hilfebedürftige zusammenzubringen – auch in anderen Bundesländern.

Der 15-Jährige Noah Adler besucht die 11. Klasse des Schadow-Gymnasiums in Zehlendorf und hat in seiner Freizeit das Onlineportal Coronaport (www.coronaport.net) ins Leben gerufen. Damit möchte er Nachbarn, die Hilfe anbieten, mit denjenigen verbinden, die Hilfe brauchen. Es sind schon über 2500 Leute in der Datenbank.

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Hallo Noah, wie kamst du auf die Idee zu Coronaport?
Vorletzte Woche Freitag kam ich aus der Schule nach Hause und hörte, dass die Schulen schließen. Da wurde mir klar, dass es hier in Berlin losgeht, und ich hab mich gefragt, wie kann ich helfen? Mir kam die Idee: Ich könnte eine Webseite für Nachbarschaftshilfe bauen, die Leute hier in Berlin verbindet – also die, die Hilfe anbieten, mit denen, die Hilfe suchen.

Hilfst du selbst deinen Nachbarn?
Gerade investiere ich all meine freie Zeit in die Webseite, das ist mittlerweile fast ein Fulltime-Job neben den ganzen Schulaufgaben. Hoffentlich habe ich später aber auch Zeit, persönlich zu helfen und für meine Nachbarn da zu sein. Denn das ist es ja, was ich eigentlich mit der Plattform erreichen will.

Was genau machst du da gerade alles?
Die Webseite und das ganze Drumherum ist sehr viel Arbeit. Ich beantworte E-Mails und spreche ständig mit anderen Leuten, die auch Hilfsangebote anbieten. Außerdem weite ich die Webseite gerade auf andere Bundesländer und Städte aus, das ist viel schwieriger, als ich dachte. Ich hoffe, dass heute endlich die ersten anderen Städte online gehen können.

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Dafür habe ich auch Helfer – also „Regional-Koordinatoren“, die das für ihre jeweilige Stadt übernehmen. Der Berliner Senat hat mir Kontakte zu weiteren Online-Angeboten vermittelt, sodass wir gemeinsam an einem Strang ziehen können. Vielleicht schaffen wir es, eine zentrale Helfer-Datenbank zu erstellen.

Wie läuft die Schule bei so viel Arbeit?
Ich bin gerade in der 11. Klasse auf einem Gymnasium. In der ersten Woche nach Schulschließung war noch nicht so viel los, aber jetzt kommen die ganzen Hausaufgaben rein und ich hab sehr viel zu tun. Manche Lehrer schicken uns Arbeitsbögen, andere richten Chat-Räume während der Unterrichtszeiten ein.

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Ansonsten bin ich eigentlich die ganze Zeit zu Hause. Ich war nur ein paarmal in den letzten Tagen für wenige Termine draußen. Es wird ja wegen der Risiken eh empfohlen, drinzubleiben. Es ist schade, nicht rauszugehen, aber ich hab so viel zu tun mit coronaport.net und der Schule, dass eh keine Zeit dafür bliebe. (lacht)

Wie ist Coronaport bisher bei den Leuten angekommen?
Die Resonanz ist sehr positiv und die Helferdatenbank extrem schnell gewachsen. Damit habe ich nicht gerechnet. Meine Familie und Bekannten finden es toll. Und auch viele fremde Leute haben mir Mails geschickt und sich für die Webseite bedankt. Ansonsten freue ich mich über das nette Feedback der Beteiligten und die lieben Hilfsangebote der Leute in der Datenbank. Manche haben ganz süße Nachrichten geschrieben und schöne Hilfsangebote gemacht. Am meisten wird ja einkaufen oder mit dem Hund spazieren gehen angeboten.

Welche besonderen Hilfsangebote über Coronaport fallen dir ein?
Jemand bietet Online-Tanzkurse an, um den „Stress wegzuschütteln“. Dann gibt es Angebote zu Angst-Coaching oder Onlinekurse für Yoga und Meditation. Und ein Tutorial, wie man Desinfektionsmittel selber herstellt.

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Was sagst du dazu, dass Leute die Datenbank für kriminelle Zwecke missbrauchen könnten?
Mir ist bewusst, dass es Sicherheitsrisiken gibt. Manche Leute haben mich zusätzlich auf das Thema Datenschutz und Sicherheit hingewiesen. Leute machen sich Sorgen, dass das auch für kriminelle Zwecke missbraucht werden könnte – und ich kann die total verstehen. Die Webseite ist ja auch erst mal eine pragmatische Lösung und ich versuche, die Probleme zu lösen. Aber natürlich muss jeder aufpassen und entscheiden, wem er vertrauen kann.

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Alle Helfer wissen, dass ihre Daten öffentlich und unverschlüsselt auf der Seite sichtbar sein werden, und bestätigen das extra noch mal. Wenn jemand einen Eintrag ändern oder löschen möchte, kann man das per Mail anordnen. Ich hoffe, dass niemand in dieser Situation die Not anderer ausnutzt. Aber ich kann die Sicherheit von den Angeboten in der Helferdatenbank nicht garantieren, ich weiß auch nicht, wer hinter jedem einzelnen Angebot steckt.

Grundsätzlich sollte man im Internet aufpassen und auch, wenn man sich mit Leuten trifft, die man vorher nicht kennt. Ältere Menschen sind besonders gefährdet, auf Tricks reinzufallen. Deshalb habe ich auch einen Sicherheitshinweis auf die Seite gepackt. Ich bin aber auch gerade mit Programmierern in Kontakt, um die Seite und die Sicherheit zu verbessern.

Glaubst du, die aktuelle Situation hat die Berliner näher zusammengebracht?
Auf jeden Fall. Bei vielen ist der Zusammenhalt gewachsen. Leute achten aufeinander, das bietet uns die Gelegenheit, etwas näher „zusammenzurücken“ – zumindest was unsere Solidarität angeht.

Anne Krüger

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