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Kreuzberg: Im Görlitzer Park soll es sicherer werden

Drogenhandel und Gewalt beunruhigen Besucher des Görlitzer Parks - besonders nachts. Jetzt soll der Kreuzberger Park für 1,5 Millionen Euro umgestaltet werden.

Er ist geliebt und gefürchtet – der Görlitzer Park. Gefürchtet vor allem nachts, wenn er in der Dunkelheit versinkt. Und nun auch noch das: zwei Morde innerhalb weniger Monate geschahen hier. Erst wird im Herbst ein Mann aus Gambia tot erstochen aufgefunden – ein mutmaßlicher Drogenhändler. Einer von vielen, die hier illegal Rauschgift, meist Marihuana verkaufen. Ende Januar geraten zwei angeblich betrunkene Russen aneinander, die sich aus einem nahe gelegenen Wohnheim kennen. Auch hier ersticht der eine den anderen und stellt sich dann selbst bei der Polizei.

Der „Görli“, wie er liebevoll von den Kreuzbergern genannt wird, ist schon seit längerer Zeit ein sogenannter Kriminalitätsschwerpunkt. Mit seinen vielen kahlen Stellen und abgetretenen Pfaden gleicht er eher einer Tundra als einer gepflegten Anlage. Die Wege sind weder befestigt noch beleuchtet und auf den Wackersteinpfaden fällt das Laufen schwer. Doch wenn es warm wird, kommen die Besucher in Scharen – auch, weil es wenig begrünte Alternativen im Kiez gibt. An der großen Kuhle wird dann gegrillt, getrunken und getanzt. Der Görli ist ein Tummelplatz, den sich die Anwohner mit Drogenhändlern, Junkies und Alkoholikern teilen. Und mit der Polizei – denn die versucht immer wieder, die Lage unter Kontrolle zu bringen.

„Eigentlich habe ich mir nie Gedanken gemacht, wenn ich nachts hier durchgelaufen bin. Von den Drogendealern weiß man doch eigentlich, dass sie einem nichts tun, weil sie sich ja sonst ihr Geschäft kaputt machen“, sagte Spaziergängerin Sandra Roth. Von den Morden habe sie aus der Zeitung erfahren. „Wenn man sich aber vorstellt, nachts in so eine Auseinandersetzung zwischen Streitenden zu geraten, bekommt man schon ein komisches Gefühl.“

Doch nicht erst seitdem hier Menschen getötet wurden, sind die Anwohner mit der Situation im Park unzufrieden. Immer wieder hatten Bürgerinitiativen „Dreck und Drogen“ den Kampf angesagt und gefordert, dass der Park nutzbarer und vor allem sicherer gemacht werde. Nach eigenen Angaben war die Polizei dort im vergangenen Jahr 332 Mal im Einsatz und hatte 363 Verdächtige festgenommen – fast doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Nun hat das Bezirksamt reagiert und einen Umbau für die nächsten zwei Jahre geplant.

„Für rund 1,5 Millionen Euro wird der Park grundlegend saniert. Dabei werden hauptsächlich die Wege umgestaltet“, sagt Stadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Hans Panhoff (Grüne). Sie sollen asphaltiert, befestigt und insgesamt schmaler werden. Versickerungsmulden am Wegesrand sollen das Regenwasser auffangen. „Derzeit haben wir etwa 3000 Quadratmeter festgetretene Trampelpfade im Park, wodurch das Wasser schlecht ablaufen kann“, sagt Panhoff. Im Zuge der Sanierung werde die versiegelte Steppe freigelegt und wieder begrünt. Ende April sollen die ersten Ergebnisse zu sehen sein.

Saniert werde zunächst die meist vermatschte und hoch frequentierte Querung des Parks zwischen Falckensteinstraße und Glogauer Straße, sagt Panhoff. Dafür habe der Senat 99 000 Euro aus dem Topf des Radwegeprogramms zur Verfügung gestellt. Um die Drogenhändler bei ihren Geschäften zu stören und das Umfeld insgesamt sicherer zu machen, sollen künftig Lampen den Weg zwischen Falckensteinstraße und Glogauer Straße beleuchten. Komplett ausgeleuchtet werde die Querung jedoch nicht – weil „wir auf die Rückzugsräume der Tiere achten müssen“, sagt Stadtrat Panhoff. Der Forderung der Anwohner, Bewegungsmelder und eine Beleuchtung die ganze Nacht hindurch zu installieren, habe der Bezirk deshalb eine Absage erteilt. „In Berlin dürfen Grünflächen eigentlich nicht beleuchtet werden. Der Bezirk muss den Stromverbrauch daher selbst bezahlen“, begründet Panhoff, warum die Lampen um 22 Uhr ausgeschaltet werden. Rahel Schweikert von der Bürgerinitiative „In Transition SO36“ hofft, dass die neue Beleuchtung den Park sicherer machen werde, aber sie hat auch ihre Zweifel. „Kriminelles passiert doch, wenn überhaupt, eher abseits der Wege.“ Dennoch ist sie davon überzeugt, dass sich zumindest das Gefühl der Anwohner, wenn sie nachts durch den Park liefen, verbessern werde. Der Einsatz der Anwohner habe sich gelohnt – auch in Sachen Parkverschönerung. Zu Letzterer wolle ihre Gruppe, als Teil der Anwohner-Bürgerinitiative „Kiezwandler“, einen Beitrag leisten und im März erste Apfelbäume pflanzen. Gemeinsam mit dem Türkisch-Deutschen Umweltzentrum hätten sie zudem geplant, das Areal rund um den ehemaligen Pamukkale-Brunnen mit Obstbäumen aufzuwerten. Der Bezirk unterstützt die Pläne.

Ein erstes Signal der Veränderung hat das Grünflächenamt bereits gesetzt. Der Schmuckgarten nahe der Görlitzer Straße wurde vom Knöterich befreit und zurückgeschnitten. Weitere Schritte würden nun folgen, sagte Panhoff. „Die Ausschreibung für die Sanierung ist draußen. Derzeit suchen wir eine günstige, fachgerechte Firma, die den Auftrag übernimmt.“

Währenddessen rollt die Polizei weiterhin mit ihren Wagen durch den Park, um die Drogenhändler-Szene zu zerschlagen. Dann wissen die Anwohner Bescheid: Drogenrazzia – wieder einmal. Doch Turgut Altug, Leiter des Türkisch-Deutschen Umweltzentrums, ist optimistisch. „Wenn in Zukunft die Bürger nicht wegschauen und sich für die Erhaltung ihres Parks einsetzen, wird sich dort sicher auch etwas an der Sicherheitslage verändern.“

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