
© Simulation: Gewobag
Nachverdichtung in Berliner Großsiedlungen: In Neukölln baut die Gewobag ein ganzes Viertel um
Berlin-Neukölln ist stark von Gentrifizierung betroffen. An der Ringslebenstraße baut die landeseigene Gewobag nun eine Großsiedlung aus den 1960er Jahren um.
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Die Neuköllner Gropiusstadt ist wohl eine der bekanntesten Großsiedlungen Berlins. Doch nicht nur hier entstand ab den 1960er Jahren in kurzer Zeit Wohnraum für viele Menschen. Im angrenzenden Ortsteil Buckow will die landeseigene Wohnungsgesellschaft Gewobag nun ein ganzes Quartier umbauen – und damit auch ein Vorbild für die Sanierung anderer Großsiedlungen liefern.
Insgesamt 993 Wohnungen befinden sich aktuell in den mehrstöckigen Häusern nördlich der Ringslebenstraße. Die Siedlung sei „bereits etwas in die Jahre gekommen“, sagte Gewobag-Vorständin Snezana Michaelis am Freitag bei einer Vorstellung der Baupläne. Sie solle daher ein neues Gesicht bekommen – mit höheren Wohnhäusern, insgesamt fünf Neubauten, aber auch neugestalteten Grünanlagen für die Nachbarschaft.
Bis 2027 sollen die bestehenden Wohnhäuser umfangreich modernisiert werden. Dazu zählt etwa die Asbestsanierung des Bestandes, aber auch eine Ausstattung aller Dächer mit Photovoltaikanlagen. Mehrere der Wohnhäuser sollen um ein Stockwerk aufgestockt werden, überwiegend in der als nachhaltig geltenden Holzbauweise. Die übrigen der insgesamt 257 neuen Wohnungen sollen in den Neubauten entstehen.
Man lege insbesondere Wert auf eine Wohnanlage für Familien, sagte Michaelis weiter. Daher sei ein relativ großer Anteil von Wohnungen mit drei und vier Zimmern geplant.
Die Hälfte der neuen Wohnungen soll für maximal 6,70 Euro kalt pro Quadratmeter an Inhaber:innen eines Wohnberechtigungsscheins vermietet werden, die übrigen knapp 130 Wohnungen für maximal elf Euro kalt pro Quadratmeter.
Geplant sind demnach auch eine Kita, Gewerbeflächen für die Nahversorgung und ein eigenes Blockheizkraftwerk, das – neben den Photovoltaikanlagen auf den Dächern – die Nachbarschaft klimafreundlich mit Energie und Wärme versorgen soll.
Die Mieten der bereits bestehenden Wohnungen, die aktuell bei durchschnittlich knapp 6 Euro kalt pro Quadratmeter liegen, sollen nur leicht erhöht werden, sagte Michaelis.
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Bausenator Sebastian Scheel (Linke) bezeichnete das Bauprojekt bei der Vorstellung als „gelungenes Beispiel“ und „vorbildgebend“ für die Revitalisierung von Großsiedlungen.
Der zuständige Neuköllner Baustadtrat Jochen Biedermann (Grüne) sagte: „Gentrifizierung ist kein Phänomen der Innenstadt mehr, es betrifft den gesamten Bezirk. Jede neue bezahlbare Wohnung, die gebaut wird, trägt dazu bei, dass sich der Wohnungsmarkt entspannt.“
Im Gegensatz zum allgemeinen Trend, sogenannte Microapartments, also Kleinstwohnungen, zu bauen, die eine vermeintlich hohe Rendite versprechen, würden speziell die Familienwohnungen zu bezahlbaren Preisen dem Bedarf der Stadt entsprechen.
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