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Die Grundsteinlegung im Gasometer auf dem Euref-Campus in Berlin-Schöneberg am 24. August 2021: Auf dem Sockel erkennt man die Hammer, die die Ehrengäste als Geschenk erhielten.

© Kevin P. Hoffmann

Inoffizielles Wahrzeichen von Berlin-Schöneberg: Campus-Betreiber Euref legt Grundstein für Bau im alten Gasometer

Draußen gab es Trillerpfeifen, drinnen Currrywurst: Am Dienstag wurde der Grundstein für einen Büroneubau im Schöneberger Gasometer gelegt.

„Das ist der Hammer“, wird Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) zu Michael Müller (SPD) sagen, sobald sie ihn dieser Tage wiedersieht. Dann wird sie ein poliertes Exemplar dieses Zimmermannswerkzeuges aus ihrer Handtasche ziehen. Auf dem Stahlkopf ist der Name des Regierenden Bürgermeisters eingraviert.

Müller hatte das Stück am Dienstagmittag bei der Grundsteinlegung in der Baugrube im Schöneberger Gasometer liegenlassen, da er die Zeremonie schon Minuten nach seinem Grußwort verlassen musste. Erst dann wurde die Grundsteinrolle gefüllt mit Tageszeitungen und Münzen und ein nach ein paar symbolischen Schlägen mit Hämmern und dem Aussprechen bester Wünsche unter einem mehrere Hundert Kilogramm schweren Betondeckel begraben. Rund 150 geladene Gäste waren Zeugen.und genossen den Termin bei Limo und Currywurst.

Illustration der Architekten: Das denkmalgeschützte graue Stahlgerüst bildet den Rahmen um einen Neubau. Dieser hält Abstand von einem Meter zum ehemaligen Niederdruckgasbehälter. Im Jahr 2023 soll eine Tochter der Deutschen Bahn mit bis zu 2000 Personen hier einziehen
Illustration der Architekten: Das denkmalgeschützte graue Stahlgerüst bildet den Rahmen um einen Neubau. Dieser hält Abstand von einem Meter zum ehemaligen Niederdruckgasbehälter. Im Jahr 2023 soll eine Tochter der Deutschen Bahn mit bis zu 2000 Personen hier einziehen

© Euref-Consulting

So beginnt ein neuer Abschnitt in der mittlerweile 111-jährigen Geschichte dieses Stahlgerippes, in dem die Gasag noch bis nach der Wende einen Tank für Erdgas betrieben hatte. Mitten in der Corona-Krise verlegte der Energieversorger seine Zentrale vom Hackeschen Markt an den Euref-Campus in den Schatten des Gasometers. Später beherbergte der markante Rundbau eine Veranstaltungshalle, in der bis 2015 Günter Jauch seine Talkshow aufzeichnen ließ.

Blick aus der Baugrube gen Himmel im Schöneberger Gasometer.
Blick aus der Baugrube gen Himmel im Schöneberger Gasometer.

© Kevin P. Hoffmann

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Neben dem Schöneberger Rathaus gilt der Gasometer als das zweite Wahrzeichen des Bezirkes. So protestierten am Dienstag auch gut 20 Anwohner vor dem Tor des Geländes mit Plakaten und Trillerpfeifen gegen die Pläne der Betreiber des Euref-

Der Gasometer auf dem Euref-Campus in Berlin-Schöneberg neben der neuen Zentrale der Gasag.
Der Gasometer auf dem Euref-Campus in Berlin-Schöneberg neben der neuen Zentrale der Gasag.

© Kevin P. Hoffmann

Campus, der dieses ehemalige Industrieareal seit Jahren entwickelt. Euref will die Innenfläche des Stahlgerüsts fast bis zum oberen Ende in 78 Metern Höhe mit einem Neubau „füllen“. Der Charakter dieses denkmalgeschützten Bauwerkes, das in zentraleren Teilen der Stadt sichtbar ist, werde zerstört, erklärten sie.

Proteste am Rande der Grundsteinlegung im Gasometer auf dem Euref-Campus in Berlin-Schöneberg. Anwohner fürchten um das Denkmal.
Proteste am Rande der Grundsteinlegung im Gasometer auf dem Euref-Campus in Berlin-Schöneberg. Anwohner fürchten um das Denkmal.

© Kevin P. Hoffmann

Bei der Feierstunde in der etwa zehn Meter tiefen Baugrube wurden die Proteste zwar erwähnt. „Es ist nicht immer glatt gegangen“, sagte Michael Müller. Aber wie Senatorin Pop, die Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) und ihr Stadtentwicklungs- und Baustadtrat Jörn Oltmann (Grüne und ehemaliger Gegener des Projektes) würdigten alle, dass nun Kompromisse gefunden seien, um Denkmalschutz und Innovation miteinander zu versöhnen. DB Digital Ventures, eine Deutsche-Bahn-Tochter zur Finanzierung und Entwicklung datenbasierter Geschäftsmodelle, soll hier mit 2000 Arbeitsplätzen einziehen.

Euref-Geschäftsführer Reinhard Müller sagte, er sei stolz, dass „wir zu keinem Zeitpunkt irgendwelche Subventionen erhalten haben.“ Man habe alles privat und mit Hilfe der Banken finanziert. Auf dem Areal sollen ab 2023 rund 7000 Menschen rund um die Themen Energie, Umwelttechnik und Mobilität arbeiten. Allerdings die wenigsten davon mit Hammer in der Hand.

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