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Berlin: Institution

Die Nachricht überraschte mich. Michael Mara hört auf?

Die Nachricht überraschte mich. Michael Mara hört auf? Aus meiner kurzen Nachfrage wurde an diesem Tag wieder einmal ein langes Telefonat mit ihm. „Was wird der Tagesspiegel nur ohne Sie machen“, habe ich ihn wohl etwas rhetorisch gefragt – und mich erinnert. „Der Mara ist hier eine Institution“ hieß es bei meinem Start in Brandenburg. Dabei war nicht so recht klar, ob das mehr Warnung oder respektvoller Hinweis sein sollte. Nach achtjährigen Kontakten im Hoch und Tief des Politikalltags weiß ich: Es war wohl beides. Die Institution Mara stand, nein sie steht für eine wissend-kritische, aber dabei faire, für eine faktenreiche und dabei geistvolle Berichterstattung. Ein journalistischer Mix, der heute leider Seltenheit hat.

Michael Mara war für den Tagesspiegel nach dem Mauerfall Leiter des ersten Redaktionsbüros einer West-Berliner Zeitung in Potsdam. Kein Journalist kennt deshalb wohl die Politiker dieses Bundeslandes so wie er. Politiker, die kamen und gingen, jene die aufstiegen und auch diejenigen, die sich ins politische Aus manövrierten. Er hat mit vielen oft und lange gesprochen. In Pressekonferenzen wie beim Italiener im Vier-Augen-Gespräch. Auch mit mir. Der Politikredakteur Mara kannte und erkannte die Erfolge, aber auch die Schwachstellen der Politik. Weil er beides gut informiert und somit kundig beschrieben hat, hieß es nicht nur bei mir im Innenministerium morgens oft: Hat der Mara was dazu geschrieben?

Mit meinem direkten Naturell weiß ich um die Gesprächsgefahr des Spontanen. Michael Mara hat so etwas nicht ausgenutzt. „Politiker sind auch nur Menschen“ ist bei ihm eine Maxime. Vielleicht rührt diese Haltung auch aus der ihm eigenen Vielseitigkeit – einem sehr schönen Zeichen von Menschlichkeit. Ich habe ihn in „seinem“ Potsdamer Holländerviertel getroffen und von seinem persönlichen Engagement für diese wunderschöne Bausubstanz erfahren. Ich weiß um seine Liebe zur Malerei, und wie er sich für Skulpturen begeistern kann. Und da ist seine Freude am guten Wein. So viele Interessen neben der Politik? Ja, denn wer entscheiden muss, sollte auch unterscheiden können.

Bei unserem Telefonat haben wir uns ein gemeinsames Essen vorgenommen. Auch um uns Gutes zu wünschen, für das, was uns in den kommenden Etappen wichtig erscheint. Also bis bald, lieber Michael Mara, im Il Teatro am schönen Havelufer.

Jörg Schönbohm ist Innenminister von Brandenburg

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