
© Architekturbüro Stark und Silb, Evangelischer Kitaverband Mitte Nord
Ist Berlins Drei-Religionen-Kita-Haus am Ende?: Grüne nennen Finanzierungs-Aus „fatal“
Jahrelange Planungen und plötzlich ist kein Geld im CDU-Ressort: Die überraschende Kehrtwende beim preisgekrönten Kita-Projekt alarmiert nicht nur den Koalitionspartner SPD.
Stand:
Das drohende Aus für das „Drei-Religionen-Kita-Haus“ in Berlin-Friedrichshain alarmiert auch die grüne Opposition. Nachdem bekannt geworden war, dass die Investitionsmittel im Haushalt 2025 gestrichen wurden, nannte die Fraktionsvorsitzende Bettina Jarasch die Entscheidung „fatal“.
Der Senat zerstöre damit „ein einmaliges Projekt für Verständigung zwischen Christentum, Judentum und Islam“, mahnte die Grünen-Politikerin am Freitag. Zehn Jahre Arbeit und Millioneninvestitionen würden „weggeworfen“.
Wie berichtet, ist das Grundstück an der Marchlewskistraße seit langem gesichert. Es gehört der Evangelischen Kirche. Das Konzept steht seit Jahren, der Gebäudeentwurf liegt ebenfalls vor und die Planungen sind abgeschlossen. Daher sollten ab 2025 bis 2027 Investitionsmittel fließen.
Jetzt wird der Regierende Bürgermeister adressiert
Am Donnerstag wurde jedoch bekannt, dass das Projekt im Comenius-Kiez im Zuge weiterer Kita-Investitionsmittel-Kürzungen im Rahmen der Haushaltskürzungen aus dem Etat von Jugendsenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) gestrichen wurde. Die Evangelische Kirche sucht daher Gespräch mit dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU).
Im Bildungsausschuss hatte die Senatorin darauf verwiesen, dass in der betreffenden Region keine neuen Kitaplätze gebraucht würden. Im Übrigen seien die Investitionsmittel nur deshalb so knapp, weil es zu viele konsumtive Ausgaben gäbe, sagte sie – was wohl als Spitze gegen die Kostenlos-Politik von SPD-Fraktionschef Raed Saleh gedacht war.
So darf Politik mit niemandem umgehen.
Bettina Jarasch, Fraktionsvorsitzende der Grünen
Jarasch begründete den Bedarf an Einrichtungen wie dem Kita-Haus mit dem sprunghaften Anstieg antisemitischer Straftaten in Berlin. Im ersten Halbjahr 2024 habe es über 1300 registrierte Vorfälle gegeben. Mehr als je zuvor in einem Jahr. Jüdische Kinder würden geschlagen, bespuckt und bedroht, auch an Schulen – „dennoch verweigert der Senat die Mittel“.
Ein Projekt, das Brücken baue, werde gestrichen – „und damit wichtige Chancen für Bildung, Integration und den Zusammenhalt in unserer Stadt vertan.“ Die Kirchen hätten in gutem Glauben daran investiert, dass Berlin dieses Projekt unterstütze. So dürfe Politik mit niemandem umgehen.
„Wir fordern den Senat auf, die Kürzungen zurückzunehmen und die Drei-Religionen-Kita zu retten. Berlin braucht solche Orte“, betonte Jarasch. Bereits am Donnerstag hatte sich auch SPD-Familienpolitiker Alexander Freier-Winterwerb vehement für das innovative Kitaprojekt stark gemacht.
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