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Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner nimmt am 13. August 2025 am Gedenktag zum Baubeginn der Berliner Mauer an der Bernauer Straße teil.

© Sebastian Christoph Gollnow/dpa

„Wir werden die Opfer nie vergessen“: Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner erinnert an Jahrestag des Mauerbaus

Am 13. August 1961 begann die DDR mit dem Bau der Berliner Mauer. Danach starben Dutzende Menschen bei Fluchtversuchen. Am Jahrestag des Mauerbaus wird der Opfer gedacht.

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Zum 64. Jahrestag hat Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) am Mittwoch mit Vertretern aus Politik und Gesellschaft an den Bau der Berliner Mauer erinnert. „Wir trauern um die Opfer der Mauer – und werden sie nie vergessen“, betonte Wegner bei dem zentralen Gedenken in der Kapelle der Versöhnung der Mauergedenkstätte. In den 28 Jahren zwischen dem Mauerbau am 13. August 1961 und dem Mauerfall am 9. November 1989 starben an den Sperranlagen in Berlin mindestens 140 Menschen. Davon wurden 91 bei Fluchtversuchen von DDR-Grenzern erschossen.

In diesem Jahr standen die Schicksale von Kindern aus West-Berlin im Fokus, die auf der Kreuzberger Seite des damaligen Grenzflusses Spree ums Leben kamen, weil das Gewässer zum DDR-Gebiet gehörte. Die Autorin Dilek Güngör erinnerte in ihrer Rede an Andreas Senk, Cegaver Katranci, Siegfried Kroboth, Giuseppe Savoca und Cetin Mert. Die Kinder im Alter zwischen fünf und acht Jahren ertranken in den Jahren zwischen 1966 und 1975 am Kreuzberger Gröbenufer, dem heutigen May-Ayim-Ufer.

Vier von ihnen wurden nicht gerettet, da die DDR-Grenztruppen nicht eingriffen. West-Berliner Rettungskräfte durften den Fluss nicht befahren. Erst rund fünf Monate nach dem Tod von Cetin Mert am 11. Mai 1975, der an seinem fünften Geburtstag in der Spree ertrank, wurde ein Abkommen über Rettungsaktionen zwischen Ost und West unterzeichnet.

Dilek Güngör sagte, sie habe zum 25. Todestag von Cetin Mert im Jahr 2000 den Kontakt zu dessen älterem Bruder gesucht. Seine Mutter weine nicht nur an Cetins Todestag: „Sie weint immer.“ Die Familie sei vor Jahren nach Düzce im Nordwesten der Türkei zurückgekehrt. „Dort liegt Cetin begraben. Auf seinem Grabstein steht: Opfer der Ostberliner Schandmauer“, berichtete die Autorin.

Kai Wegner (CDU), Regierender Bürgermeister von Berlin, richtet während einer Kranzniederlegung an der Mauergedenkstätte Ecke Acker-/Bernauer Straße einen Kranz.

© dpa/Sebastian Gollnow

An dem Gedenken mit anschließender Kranzniederlegung nahmen neben dem Regierenden Bürgermeister auch weitere Politikerinnen und Politiker von Bund und Land, Vertreter von Botschaften und Angehörige von Maueropfern teil. Den Gedenkgottesdienst leitete der Pfarrer an der Kapelle der Versöhnung, Thomas Jeutner.

Evelyn Zupke: Erinnerung an die Opfer darf nicht verblassen

Die Bundesbeauftragte für die Opfer der SED-Diktatur, Evelyn Zupke, sagte, es „liegt an uns, dass die Erinnerung an die Opfer der SED-Diktatur nicht verblasst“. Zupke erwähnte konkret die erste Mauertote, Ida Siekmann. Die damals 58-Jährige sprang am 21. August 1961 aus ihrem an der Grenze liegenden Haus in der Bernauer Straße in den Westteil der Stadt. Sie starb an den Sturzverletzungen.

Für Mittwochmittag war ein weiteres Gedenken in Berlin-Kreuzberg für den am 17. August 1962 nahe des Checkpoint Charlie erschossenen Peter Fechter geplant. Fechter wurde beim Fluchtversuch von DDR-Grenzern angeschossen und verblutete im Grenzstreifen.

Evelyn Zupke, Bundesbeauftragte für die Opfer der SED-Diktatur, nimmt an einer Kranzniederlegung an der Mauergedenkstätte an der Bernauer Straße teil.

© dpa/Sebastian Gollnow

Zupke sagte bei dem Gedenkakt: „Es liegt an uns, die Opfer der SED-Diktatur zu würdigen und gleichzeitig den Wert der Freiheit in die Gesellschaft zu vermitteln.“ Die Berliner Mauer und die innerdeutsche Grenze seien mehr als nur ein Riss durch die Hauptstadt und das Land gewesen. „Sie war das zu Stein, Beton und Stacheldraht gewordene Signal eines repressiven Staates an seine Bürger: 'Eure Freiheit liegt in unseren Händen'“, sagte die SED-Opferbeauftragte des Bundestags.

140
Menschen starben mindestens in den 28 Jahren zwischen dem Mauerbau am 13. August 1961 und dem Mauerfall am 9. November 1989 an den Sperranlagen in Berlin.

Auch Kulturstaatsminister Wolfram Weimer mahnte, die Erinnerung an das Unrecht in der DDR wachzuhalten. Die auch von seinem Haus geförderten Gedenkstätten seien dafür besonders wichtig, sagte Weimer in Berlin. „Sie halten das Gedächtnis an Unrecht und Verfolgung lebendig und stärken so das Immunsystem der ganzen Gesellschaft gegen totalitäre Tendenzen.“

Passanten stehen vor einer Kranzniederlegung an der Mauergedenkstätte Ecke Acker-/Bernauer Straße.

© dpa/Sebastian Gollnow

Mehr DDR-Geschichte in der Schule

Die Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur fordert dafür auch einen verlässlicheren Schulunterricht zur DDR-Geschichte. Eigentlich sei die Vermittlung der grundlegenden Daten und Fakten zur DDR im Geschichtsunterricht der Oberstufe gesichert, sagte Stiftungs-Direktorin Anna Kaminsky der Deutschen Presse-Agentur. Oft komme das Thema aber erst zum Ende des Schuljahrs, wenn die Zeit knapp werde. „Wie intensiv das Thema behandelt wird, hängt auch heute noch wesentlich vom Engagement und der Ausbildung der Lehrkräfte ab“, sagte Kaminsky.

Umfragen zeigen, dass viele jüngere Leute Schlüsseldaten wie den 13. August 1961 nicht auf Anhieb zuordnen können. Kaminsky sagte: „Wenn die Geschichten, die mit solch bildmächtigen und brutalen Ereignissen wie dem Volksaufstand vom Juni 1953 oder dem Mauerbau von August 1961 verbunden sind, nicht erinnert und erzählt werden, geht immer auch ein Stück Diktaturgedächtnis verloren.“

Weiter sagte sie: „Und genau diese Erinnerung ist heute dringend notwendig, um die Unterschiede zwischen Diktatur und Demokratie kenntlich zu machen.“ (dpa, epd)

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