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Am Wochenende floss bei Berlins Empfängen wider Sekt in Strömen.

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Neujahrsempfang im Internationalen Club: Jedes Jahr besser

Beim Neujahrempfang des exquisiten Clubs prahlte der Charlottenburg-Wilmersdorf mit seinen Hundertjährigen. Heidi Hetzer indes musste schweigen.

„Mein Haus, meine Yacht...“ – dass mit solchen Dingen gerne geprahlt wird, ist bekannt. Aber „meine Hundertjährigen“? Aber in Berlin ist alles möglich, und so staunten einige Gäste beim Neujahrsempfang des Internationalen Clubs in der Thüringer Allee in angemessener Weise, als Reinhard Naumann, Bezirksbürgermeister von Charlottenburg-Wilmersdorf, das Foto der 102-jährigen Hildegard Lehmann noch rasch herumzeigte, bevor er es postete.

Er hatte der Jubilarin gerade einen Geburtstagsbesuch abgestattet. Zu bewundern gab es eine elegante Erscheinung mit sorgfältig frisiertem schlohweißen Haar, das perfekt zur langen Perlenkette passte. Mehr als 130 Ü-100-Jährige gibt es im Bezirk, was ja auch für die Lebensqualität dort spricht.

Nicht alle sind fit, aber manche nehmen auch noch regelmäßig an Spaziergängen teil. Dort, wo die Lebensqualität noch ausbaufähig ist, will der Club, dem auch etliche Diplomaten angehören, sie steigern helfen. Deshalb ging ein Scheck über 8000 Euro an die Jugendkunstschule, die es Jugendlichen, die von Hause aus nicht an solche Themen herangeführt werden, ermöglichen soll, sich mit dem Schloss Charlottenburg und seiner Geschichte vertraut zu machen.

Clubpräsident Thomas Wolf und Geschäftsführerin Petra Jucho wollen so die bezirklichen Wurzeln des Clubs pflegen, der mit mehr als 600 Mitgliedern immer am Rande seiner Aufnahmekapazität ist. Fürs kommende Jahr versprach Wolf den Mitgliedern einen Mehrwert zum Beispiel durch Renovierungen. Oben in der Bar, wo zu Alliiertenzeiten die britischen Offiziere das Glas Whisky für 50 Pfennige bekamen, guckten die Kinder der Mitglieder unterdessen Zeichentrickfilme.

Die Erwachsenen hatten alle ihre eigenen Neuigkeiten dabei. Detlev Fricke etwa hat sich nach 45-jähriger Zugehörigkeit zur Berliner FDP jetzt dem Landesverband Mecklenburg-Vorpommern angeschlossen und seine Frau Astrid gleich mitgebracht. Das wurde möglich durch das Ferienhaus, das er sich nahe seiner langjährigen Wirkungsstätte Schloss Fleesensee errichtet hat. Mit anderen liberalen Urgesteinen wie Carola von Braun, Walter Rasch und Cornelia Schmalz-Jacobsen will er sich trotzdem weiter treffen.

Sabine von Anhalt ist am Ort geblieben, aber vom Förderkreis der Deutschen Oper in den Vorstand der neuen Stiftung gewechselt. Netzwerkpflege zur Erschließung neuer Quellen geht auch beim Neujahrsempfang klar: „Wir sind hier schließlich ganz in der Nähe.“

Auch Schloss-Förderer Wilhelm von Boddien will sein „einnehmendes Wesen“ pflegen, schließlich wird noch viel Geld gebraucht. Eine ganz große Freude erwartet er vom gerade angebrochenen Jahr. „Wenn im Sommer die Gerüste fallen, werden die Leute sich so die Augen reiben.“ Er selbst habe sich schon lange vorstellen können, was dann ans Licht treten wird.

Für neue Vorhaben und Überraschungen braucht es freilich keinen Neujahrsempfang. Schreiben und schweigen ist nicht gerade das, was man mit der Rallyefahrerin und „Weltumrunderin“ Heidi Hetzer verbindet. Aber genau das ist der 80-Jährigen bis August auferlegt. Endlich hat sich ein Verlag gefunden, der ihre spannende Geschichte als Buch herausgeben will. Dabei fragt sie noch, ob das wohl jemand lesen will. Die Belohnung winkt im Oktober, wenn sie wieder auf große Fahrt gehen will. Wohin? Da legt sie den Finger auf die Lippen. Kein Wort, versprochen ist versprochen. Es wirkt aber irgendwie so, als hüpfe sie vor Freude, wenn sie von ihren Vorhaben erzählt.

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