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Da schwante der Polizei was. Mit Tieren, hier im Oktober am Hauptbahnhof, kennen sich die Beamten gut aus.

© Bundespolizei

Das Jahr der Berliner Polizei im Rückblick: Kabarett statt Kriminalität

Katzen, die Häuser in die Luft jagen, überladene Fladenbrot-Transporter und hungrige Einbrecher: Das Polizei-Jahr war manchmal unfreiwillig komisch.

1,3 Millionen Mal pro Jahr klingelt es bei der Berliner Polizei unter der Nummer 110, etwa 800 000 Mal rückten die Beamten 2016 zu Einsätzen aus, woraus – Stand 29. Dezember – 3139 Polizeimeldungen der Pressestelle resultierten. Neben Gewaltdelikten und Verkehrsunfällen finden sich darunter auch skurrile und humorvolle Meldungen. Hier eine kleine Auswahl aus Berlin und Brandenburg, thematisch geordnet, aber ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

Diebstahl

Normalerweise vermeldet die Polizei Handtaschen- oder Schmuckdiebstahl. Am 9. Februar wurde jedoch gleich ein ganzer Wald geklaut. In Premnitz im Landkreis Havelland stahlen Unbekannte acht Hektar Kiefernwald. Rund 2000 Bäume fehlten, darunter „30 Meter hohe Prachtexemplare“.

Pirat erleidet Schiffbruch

Wieder aufgetaucht ist dagegen ein Segelboot, das ein 23-jähriger im Mai geklaut hatte – allerdings erst kurz vorm Abtauchen. Der Mann, der zuvor ein Auto gestohlen hatte, war am Großen Wannsee auf ein Segelboot gestiegen und wegen mangelnder nautischen Kenntnisse in Seenot geraten. Letztlich konnte die Wasserschutzpolizei den schiffbrüchigen Piraten befreien.

Und: Nicht alles Geklaute hat auch Wert. Diese Erfahrung mussten Unbekannte machen, die in Siemensstadt statt eines Geldautomaten einen Kontoauszugsdrucker sprengten. „Nicht sonderlich clevere Kriminelle“, bilanzierte die Polizei.

Überfall

„Print wirkt“ behauptet der Verband der Zeitschriftenverleger – den Beweis hat im November eine 70 Jahre alte Kioskbesitzerin in Wedding erbracht: Sie schlug zwei mit einem Schwert bewaffnete Räuber in die Flucht: mit Zeitungen aus ihrem Laden. Welche es waren, wusste die Polizei nicht zu sagen – es waren aber sicher gehaltvolle Blätter, nahkampferprobt und gehärtet im Berliner Medienmarkt.

Dass bei Späti-Überfällen auch Kartoffelsalat helfen kann, erfuhr ein Angestellter in Neukölln. Von dem wollten zwei Räuber im März gegen Mitternacht die Tageseinnahmen. Da diese aber kurz zuvor vom Chef abgeholt worden waren, bot der Angestellte den Männern Kartoffelsalat und Red Bull an. Mit Erfolg. Nach der Mahlzeit radelten die Kriminellen in die Nacht davon.

Tiere

Besonders viel Freunde hat die Polizei bei Einsätzen mit Tieren. Begleitet vom Social-Media-Team wurden Äffchen vom Baum gelockt (April), ein Schwan am Hauptbahnhof gerettet (Oktober), Entenfamilien in Wedding umgesiedelt (Mai) und Elefanten in Pankow mit Hubschraubern gejagt (April).

Katze jagt Haus in die Luft

Mit Katzen ist dagegen nicht zu spaßen, wie ein Brandenburger leidhaftig erfahren musste. Seine Katze hatte im August in der Wohnung in Wittenberge einen Ceranfeld-Elektroherd mit Touchbedienung angeschaltet, wodurch eine Plastikschüssel in Brand geriet, die wiederum eine daneben stehende Spraydose so stark erhitzte, dass sie explodierte. Durch die Explosion wurden mehrere Fenster der Wohnung herausgedrückt und Dachziegel vom Dach geschleudert. Autos wurden demoliert und 31 Menschen mussten zwischenzeitlich ihre Häuser verlassen. Die wichtigste Nachricht aber: Niemand wurde verletzt – auch die Katze ist wohlauf und wurde von ihrem Besitzer nicht verstoßen.

Verkehr

Dank aufwendiger Werbekampagne wissen wir inzwischen, dass uns die BVG lieb hat. Das dieses Verhältnis manchmal auf Gegenseitigkeit beruht, erfuhr ein Tramfahrer Ende Mai. Sein Fahrzeug der Linie M1 war in einem Gewittersturm wegen eines Oberleitungsschadens liegen geblieben. Kurzerhand stiegen die Fahrgäste aus und schoben die immerhin rund 30 Tonnen wiegende Straßenbahn so weit zurück, bis sie wieder aus eigener Kraft fahren konnte.

Noch fahrfähig, aber nicht fahrtüchtig war dagegen ein Fladenbrot-Transporter, den die Polizei im Juli in Spandau aus dem Verkehr zog. Bis unters Dach war der Wagen vollgestopft mit Brot. 1520 Kilogramm zu schwer, hieß es in der Polizeimeldung – oder 3800 Fladenbrote zu viel, wie der Tagesspiegel kurzerhand nachrechnete.

Hitler

Er ist wieder da – auf diesen Gedanken konnten Anwohner am Leipziger Platz kommen, die am 27. September um 4 Uhr von Goebbels-Geschrei aus den Betten gerissen wurden. „Wollt ihr den totalen Krieg?“, schrie die Stimme des NS-Propagandaministers über Lautsprecher in die Nacht. Dazu erstrahlte eine acht Meter große Hitlerbild-Projektion auf der Fassade der „Mall of Berlin“. 20 Sekunden dauerte der Spuk, dann war wieder Ruhe. Was zuerst wie ein schlechter Scherz klang, entpuppte sich später als verunglückte Generalprobe des Lichtfestivals „Berlin leuchtet“. Keine Straftat, aber einer von vielen Einsätzen der Polizei im Jahr 2016.

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