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Bei dem Känguru, das in Spandau entlaufen ist, handelt es sich offenbar um ein kleineres Wallaby (Symbolbild).

© imago

Update

Känguru in Berlin-Spandau ausgebüxt: „Wenn sich Menschen Tiere anschaffen möchten, dann bitte Haustiere – keine Wildtiere“

In Spandau ist ein Känguru unterwegs. Der Eigentümer vermisst sein Tier seit Sonntagvormittag. Berlins Wildtierschutzbeauftragter rät von der Haltung von Wildtieren ab.

Stand:

Seit Sonntagvormittag ist ein ausgebüxtes Känguru im Spandauer Ortsteil Kladow unterwegs. Wie ein Polizeisprecher dem Tagesspiegel mitteilte, alarmierten Zeugen gegen 11 Uhr die Polizei, weil sie ein Känguru in der Sakrower Landstraße entdeckt hatten. Einsatzkräfte konnten im Laufe des Tages das Tier zwar in dem Bereich sehen, allerdings nicht fangen. Es soll in den Wald gehüpft sein.

Das kleine Känguru, vermutlich der Art Wallaby, sei bis zu 80 Zentimeter groß, so der Sprecher. Es gehöre einem Privatmann, mit dem die Polizei am Sonntag im Kontakt war. Der Besitzer bestätigte, dass sein Känguru ausgerissen sei. Ein Unbefugter soll das Gatter des Kängurus geöffnet haben, wodurch das Tier ausbüxen konnte. Ob der Eigentümer weitere Tiere besitzt, ist nicht bekannt. Auch wie genau das Tier entkommen konnte, ist noch nicht klar. 

Ein Video, das zunächst von einem User auf Facebook gepostet wurde, zeigt das Känguru gegen 1 Uhr in der Nacht zu Montag in Kladow. Vom Auto aus wird das Tier gefilmt, wie es die Straße hüpfend überquert und sich anschließend am Straßenrand die Pfote putzt. In einem weiteren Video, das auf Instagram geteilt wurde, ist das Wallaby in Kladow ebenfalls zu sehen.

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Auch am Montagmorgen laufe das Känguru nach Polizeiangaben frei herum. „Wir haben keine weiteren Maßnahmen geplant“, sagt der Sprecher. Begründet wurde diese Entscheidung damit, dass von dem Tier keine Gefährdung für die Öffentlichkeit ausgehe. „Sollte es auftauchen, werden wir mit eigenen Mitteln versuchen, das Tier einzufangen.“ Jedoch seien nun der lokale Förster und der Eigentümer verpflichtet. Von sich aus werde die Polizei nicht weiter suchen.

„Wir haben keine professionellen Fangtechniken“, sagte der Sprecher der Polizei. „Wir können nur versuchen, das Känguru mit einer Decke oder mit einer Fangschlinge, wie sie bei freilaufenden Hunden verwendet wird, einzufangen. Mehr steht uns nicht zur Verfügung.“

Was sollten Sie tun, wenn Sie dem Känguru begegnen?

Sollte man auf das entlaufene Wallaby treffen, gilt: Abstand halten und auf keinen Fall versuchen, es einzufangen. Der richtige Weg sei, das zuständige bezirkliche Veterinäramt oder im Zweifel die Polizei zu informieren, die dann den Halter benachrichtigt. Alles Weitere müsse durch Fachleute geklärt werden.

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Kängurus dürfen in Deutschland grundsätzlich gehalten werden, wie Derk Ehlert, Wildtierschutzbeauftragter des Landes Berlin, im Gespräch mit dem Tagesspiegel erklärt. Sie sind aber genehmigungspflichtig. Voraussetzung dafür ist, dass alle tierschutzrechtlichen Bestimmungen eingehalten werden. Dazu zählen unter anderem ein geeignetes Gehege, das vom zuständigen Veterinäramt des Bezirks kontrolliert und genehmigt wird, sowie ein Herkunftsnachweis und die Einhaltung von Auflagen des internationalen Artenschutzes.

„Fast alle diese Tiere stammen aus der Gefangenenhaltung“, sagt der Experte – sie wurden also nicht in freier Wildbahn gefangen, sondern sind vermutlich in Gefangenschaft aufgewachsen. „Wenn ein Tier entläuft, ist immer der Halter verantwortlich. Das ist wie bei einem Hund oder einer Katze“, sagt Ehlert. Die Polizei könne zwar in Einzelfällen unterstützend tätig werden, ist aber nicht zuständig. Die Halter, egal ob Kaninchen, Katze oder Känguru, sind dafür verantwortlich, dass die Tiere nicht entkommen.

Experte: Wildtiere gehören nicht in Gefangenschaft

„Aus meiner Sicht gehört kein Wildtier in Gefangenschaft“, sagt Ehlert. Da das entlaufene Wallaby in Spandau vermutlich in Gefangenschaft aufgewachsen ist, stehe es jetzt vor großen Herausforderungen. „Ich möchte nicht in der Haut des Wallabys stecken“, sagt der Experte. „Das Tier ist absolut verängstigt, kennt sich nicht aus und weiß nicht, wohin es soll.“ Es könne sich zwar wehren, sei aber nicht aggressiv. Viel eher sei der Stadtverkehr ein Risiko – und zwar in erster Linie für das Tier selbst.

Das Wallaby kenne keine Straßen, Autos und Verkehr und könnte beim Hüpfen auf die Straße angefahren werden. Auch die Nahrung könnte für das frei laufende Tier zum Problem werden. „Das Tier wurde bisher gefüttert und hat bestimmte Nahrung bekommen“, sagt Ehlert. Wenn es nun draußen frisst, könnte es sein, dass es mit dem Magen-Darm-Trakt Probleme und Schmerzen erleidet.

„Wallabys sind Vegetarier, sie ernähren sich von Gräsern, Stauden, Pflanzen. In unserer Landschaft kommen sie grundsätzlich klar – auch bei Frost“, so der Experte. Zudem spiele der psychische Zustand eine Rolle: „Wie nervös oder gestresst das Tier ist, ist entscheidend.“ Die Tiere können weite Strecken zurücklegen, möglicherweise überschreitet das kleine Känguru die Grenze nach Brandenburg auf der Suche nach geeigneten, waldähnlichen Rückzugsräumen.

Fälle wie dieser seien dem Experten zufolge in Deutschland nicht neu. Immer wieder büxen Wildtiere aus privater Haltung aus. Vor zwei Jahren sind bereits Wallabys im Barnim gesichtet worden. Auch ein entlaufener Polarfuchs sorgte diesen Sommer in Berlin für Aufsehen.

Der Berliner Wildtierschutzbeauftragte ist gegen die Haltung exotischer Wildtiere in privater Hand – auch wenn es gesetzlich erlaubt ist. „Wenn sich Menschen Tiere anschaffen möchten, dann bitte Haustiere – keine Wildtiere“, sagt Ehlert. Auch wenn die Tiere an Menschen gewöhnt seien, blieben sie Wildtiere – mit besonderen Bedürfnissen und Risiken. „Das Tier sollte artgerecht gehalten werden und nicht nur zur eigenen Freude da sein.“

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