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Die Berliner Polizisten werden demnächst mit gebrauchten Waffen ausgestattet.

© dpa

Matthies meint: Kaufen billig jede brauchbare Pistole!

Berlin kauft für seine Polizei 1139 Pistolen. Waffen, die Schleswig-Holstein ausgemustert hat. Was kommt als Nächstes?

Wer hat gleich gesagt, Berlin müsse sparen, bis es quietscht? Egal, die Prognose war jedenfalls richtig, denn die aktuelle Berliner Politik besteht bekanntlich darin, kreuz und quer mit der Ölkanne herumzurennen und die schrecklich nervenden Geräusche zu dämpfen. Das ist auch okay, denn es ist ja besser, an den Symptomen herumzudoktern, als überhaupt nichts zu tun.

Immerhin: Für das Öl ist genug Geld vorhanden. Und an sich ist es unter Sicherheitsaspekten eine tolle Sache, dass die Stadt ihrer Polizei jetzt sogar 1139 Pistolen kaufen kann. In Schleswig-Holstein! Der Preis dafür beträgt übrigens 1139 Euro, netto gleich brutto, nehme ich an, denn der Verkäufer ist das Kieler Innenministerium. Es handelt sich um gebrauchte Waffen des Marke Sig Sauer, die sie droben im Norden ausgemustert haben.

Nun reden natürlich allerhand Sachverständige durcheinander. Es heißt, man könne mit den alten Pistolen an sich noch sehr schöne Löcher ins jeweilige polizeiliche Gegenüber machen, nur seien sie halt etwas altmodisch, und Ersatzteile gebe es auch nicht mehr. Aber damit passen sie gut ins Berlin der Gegenwart, das ja auch so gut wie keine Schießstände betreibt und sowieso auf Taser umsteigen will. Und angesichts der horrenden Darknet-Preise für angegammeltes Schießgerät muss man der Berliner Polizei einen guten Geschäftssinn attestieren.

Aber was ist dann so seltsam daran? Es ist... Ich sag’s mal so: Mir ist unbehaglich bei dem Gedanken, in einem der reichsten Länder der Welt zu wohnen und darüber zu stolpern, dass die Polizei der Hauptstadt den Kram aus anderen Bundesländern aufträgt wie das fünfte Kind der armen Familie die Unterhosen von Kind drei und vier. Das gehört sich einfach nicht. Entweder schmeißen die Kieler ihr Geld mutwillig raus, oder Berlin ist wirklich an der Unterkante angekommen. Was kommt als Nächstes? Sicher haben sie in Bayern noch einen Haufen alte Streifenwagen aus den Siebzigern, die zwar nicht mehr rentabel zu betreiben sind, aber in der Berliner Senatsreserve noch eine passable Figur machen? Möchte NRW vielleicht seine nur leicht perforierten Schutzwesten loswerden?

Brandenburg übrigens hat sich in diesem Jahr auch schon neue Pistolen gekauft, weil die alten nicht mehr wirtschaftlich waren. Brandenburg, ich meine, das ist ein schönes Land. Aber mehr geschossen wird doch wohl ganz klar in Berlin.

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