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Gesundheit: Kaum Interesse an Impfung gegen Schweinegrippe

Vor gut einem Monat hatten die Mitarbeiter der Gesundheitsämter, aber auch viele Ärzte noch Probleme, den Andrang der Menschen, die sich gegen Schweinegrippe impfen lassen wollten, zu bewältigen. Jetzt werden überall die Impfsprechstunden reduziert, weil keiner mehr kommt.

Von Sandra Dassler

Berlin/Potsdam - „Impfmüdigkeit ist das richtige Wort“, sagt der Leiter des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes in Berlin-Mitte, Matthias Brockstedt: „Ende November wollten sich Hunderte am Tag impfen lassen, in den letzten drei Wochen kamen täglich nur noch ein bis zwei Menschen.“

Natürlich hatte das auch mit den Weihnachtsferien zu tun, weiß Brockstedt, dessen Amt inzwischen nur noch einen Impftag pro Woche anbietet. „Für diesen Donnerstag haben sich aber bisher so wenige angemeldet, dass überlegen, ob sich selbst dieser eine Tag noch lohnt“, sagt er.

In Brandenburg ist die Impfbereitschaft noch etwas größer als in Berlin, doch auch hier sind die Behörden darüber eher beunruhigt. Denn sie befürchten eine zweite und möglicherweise schlimmere Welle der Schweinegrippe. „Auch die saisonale Grippe verläuft im zweiten Anlauf meist schwerer als im ersten“, sagt Matthias Brockstedt: „Allerdings ist noch nicht klar, ob die für Ende Januar oder Anfang Februar erwartete Welle dann auch durch H1N1 – also die Schweinegrippe – ausgelöst wird.“ Für die Grippewelle im November und Dezember 2009 stehe dies außer Frage.

Dass diese meist so relativ harmlos verlief, dürfte wohl der Hauptgrund für die seit zwei, drei Wochen anhaltende Impfmüdigkeit sein: In Berlin wurden in der letzten Woche des alten Jahres nur noch 96 neue Schweinegrippe-Fälle registriert, heißt es aus der Senatsgesundheitsverwaltung. Es gab Wochen, da waren es mehr als tausend.

In Brandenburg wurden seit dem 30. Dezember noch zehn Neuinfektionen mit H1N1 nachgewiesen, sagt ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Potsdam. Insgesamt wurden hier seit April letzten Jahres 5098 Schweinegrippe-Fälle gezählt. Ein Mensch im Elbe-Elster-Kreis starb, allerdings war er durch eine Herztransplantation sehr geschwächt. In Berlin begann man erst am 13. Juli 2009 mit der Registrierung der Fälle: 8281 waren es bislang. In beiden Ländern gehen die Behörden davon aus, dass weitaus mehr Menschen an Schweinegrippe erkrankt waren und sind. Da aber nicht mehr jeder Fall gemeldet und die meisten Erkrankten nicht mehr auf H1N1 getestet werden, wird man die wahre Zahl nie erfahren.

Auch über die bislang erfolgten Impfungen gegen Schweinegrippe gibt es in beiden Ländern noch keine Zahlen, weil die Rückmeldungen der Ärzte erst in den kommenden Wochen erwartet werden. In Berlin wurden von zwei Millionen bestellten Impfdosen 270 000 an Arztpraxen und Gesundheitsämter ausgeliefert. Brandenburg hat 1,5 Millionen Dosen geordert.

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