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Neuer Höchstwert: In Berlin wurden laut Innenverwaltung 2024 insgesamt 42.751 Frauen Opfer von Gewalt.

© Getty Images/iStockphoto

„Kein frohes Fest“: Berlins Sozialsenatorin warnt vor häuslicher Gewalt während der Feiertage

Die Feiertage gelten als kritische Zeit für gewaltbetroffene Frauen. Senatorin Cansel Kiziltepe verweist auf Berlins Hilfsangebote. Eine Hotline ist rund um die Uhr erreichbar.

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Berlins Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) warnt kurz vor den Feiertagen vor häuslicher Gewalt und weist auf die Berliner Beratungsangebote hin. „Leider geschieht es auch an den friedlichen Feiertagen, dass manche Frauen in Berlin kein frohes Fest erleben, sondern häusliche Gewalt“, sagte sie.

Viele Frauen bräuchten auch in dieser Zeit Schutz und Beratung. „Ich möchte Frauen, die Gewalt erleben müssen, dazu ermutigen, sich Hilfe und Unterstützung zu holen, wenn es nötig ist.“ Die Senatorin verweist auf die Hotline der Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen (BIG Hotline), die rund um die Uhr an 365 Tagen – auch an den Weihnachtsfeiertagen – unter der Nummer 030 611 03 00 erreichbar ist.

Die Hotline bietet nach eigenen Angaben in über 50 Sprachen telefonische Beratung an und berät neben Betroffenen, die häusliche Gewalt erfahren, auch deren Angehörige und Unterstützerinnen. Weitere Informationen gibt es unter https://www.big-berlin.info/. „Vor allem nach den Feiertagen nehmen die Anrufe zu“, sagt Nua Ursprung von BIG. Vor und während der Feiertage erreichten eher weniger Anrufe die Hotline, weil es für Betroffene während Weihnachten schwerer sei, sich zu melden, weil es kaum Ruhe gebe, zu telefonieren.

Hilfe für Frauen: Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) hebt die BIG-Hotline hervor, die auch an den Weihnachtsfeiertagen erreichbar ist.

© dpa/Bernd von Jutrczenka

Ursprung appelliert an alle, die möglicherweise Zeuge von gewalttätigen Vorfällen werden, zu handeln: „Wenn Menschen Sorge um eine Freundin haben oder Geräusche aus der Nachbarwohnung hören, die auf Gewalt hindeuten, sollten sie nicht zögern, die Polizei zu rufen.“

Aus der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen-Politikerin Bahar Haghanipour geht hervor, dass die Anrufe bei der BIG-Hotline in den vergangenen drei Jahren um 17 Prozent gestiegen sind. Verzeichnete die Beratungsstelle 2022 insgesamt 8042 Anrufe im Jahr, waren es im vergangenen Jahr 9419. 2024 gab es auch – anders als in den vorangegangenen Jahren – einen Anstieg an Anrufen im Dezember im Vergleich zum Vormonat.

Auch Haghanipour, die frauenpolitische Sprecherin ihrer Fraktion ist, sensibilisiert für das erhöhte Risiko rund um die Feiertage: „Weihnachten ist für Frauen, die häusliche Gewalt erfahren, keine Zeit der Besinnlichkeit, sondern der Angst“, sagt sie. „Das eigene Zuhause ist für Frauen der gefährlichste Ort – das zeigen die steigenden Zahlen zu Häuslicher Gewalt in der polizeilichen Kriminalstatistik.“ Rund um die Weihnachtszeit häuften sich Stress und Streitereien, familiäre Spannungen und Krisen könnten eskalieren.

Wenn Menschen Sorge um eine Freundin haben oder Geräusche aus der Nachbarwohnung hören, die auf Gewalt hindeuten, sollten sie nicht zögern, die Polizei zu rufen.

Nua Ursprung, Pressereferentin der Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen

Haghanipour fordert die Einrichtung weiterer Schutzplätze sowie eine verlässliche Finanzierung der Frauenhäuser und der Beratungsstellen.

Wie aus dem im November vorgestellten Lagebild des Bundeskriminalamts (BKA) hervorgeht, wurden zuletzt mehr Fälle häuslicher Gewalt registriert. Deutschlandweit gab es 2024 fast 266.000 Opfer häuslicher Gewalt. Das ist ein Anstieg um rund 10.000. Experten gehen zudem von einem hohen Dunkelfeld aus. Laut BKA wurden 308 Frauen und Mädchen gewaltsam getötet, 191 davon durch Partner, Ex-Partner oder andere Familienmitglieder.

Auch in Berlin wurden im vergangenen Jahr neue Höchstwerte registriert. Laut Senatsinnenverwaltung wurden 2024 insgesamt 42.751 Frauen Opfer von Gewalt. Das waren 2503 Frauen und damit 7,5 Prozent mehr als im Jahr 2023.

Die Sozialsenatorin empfiehlt betroffenen Frauen vor den nahenden Feiertagen auch, sich in Momenten der Not an die Berliner Frauenhäuser zu wenden. Diese seien ebenfalls über die Feiertage erreichbar und könnten – je nach Auslastung – gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder aufnehmen. Die Sozialverwaltung will im kommenden Jahr weitere Schutzplätze in der Hauptstadt einrichten. Im ersten Quartal 2026 soll das neunte Berliner Frauenhaus mit etwa 55 Betten in den Betrieb gehen.

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