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Elektrobus der Linie 300 vor dem Berliner Dom. (Archivbild)

© Sabine Gudath/imago

Keine Batterieprobleme mehr in der Kälte: BVG richtet weitere Betriebshöfe für Elektrobusse ein

Die BVG soll ihre Busse bis 2030 komplett auf Batteriebetrieb umstellen. Dafür müssen neue Betriebshöfe gebaut werden. Andere werden umgerüstet.

In Reih und Glied parken die E-Busse auf dem Betriebshof Indira-Gandhi-Straße der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Möglichst eng hintereinander, nur so passen sie an die dicht gestellten Ladepunkte auf der Stellfläche in Lichtenberg, erklärt Rolf Erfurt, Betriebsvorstand der BVG. Denn an die surrenden „Zapfsäulen“ müssen alle Fahrzeuge über Stunden, ehe die nächste Tour beginnen kann.

Seit 2019 das erste Batteriefahrzeug geliefert wurde, ist die BVG auch mit ihren Bussen elektrisch unterwegs. Bis 2030 soll die gesamte Flotte auf emissionsfreien Betrieb umgestellt werden. Nun liegen neue Pläne für den Ausbau in den kommenden Jahren vor. 

Es ist ein Großprojekt mit hohen Kosten. Und das auf einer Technologie beruht, die noch am Anfang ihrer Entwicklung steht – samt damit verbundenen Schwierigkeiten.

Aktuell fahren 137 Elektrobusse im Dienst der BVG. Weitere 90 Eindecker sollen im kommenden Jahr folgen. Derzeit läuft die Ausschreibung. „Wir hoffen, dass wir im Herbst den Zuschlag erteilen können“, sagt Erfurt.

[Lesen Sie hier die Geschichte zu Berlins neuen Oberleitungsbussen, die in Spandau fahren sollen: Um wie viele Masten geht es? Wie ist der Zeitplan? Und wie viel wird am BVG-Hof investiert? Das alles lesen Sie hier im Tagesspiegel-Newsletter für Spandau]

Bislang setzen die Verkehrsbetriebe fast ausnahmslos auf die Fahrzeuge des polnischen Produzenten Solaris. Ob das so bleibt, ist offen. Die Beteiligung verschiedener Hersteller an der Vergabe sei groß, sagt Erfurt. „Der Markt ist richtig in Bewegung. Wir sehen komplett neue Anbieter, die wirklich gut sind. Die etablierten Hersteller müssen sich warm anziehen.“

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Erstmals werden die Busse dann auch nicht mehr nur an der Indira-Gandhi-Straße stehen. Je 30 der neuen Eindecker sollen ab 2022 an den Standorten Britz und in der Cicerostraße in Halensee stationiert werden, teilt Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese (Grüne) in einem aktuellen Bericht an den Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses zum Ausbau der E-Busflotte mit. 

Dafür werden auch dort Ladesäulen und Hocharbeitsstände für die Arbeit an den Dachbatterien errichtet. Die umgerüsteten Betriebshöfe ermöglichten „einen flexibleren und effizienteren Einsatz der E-Busse in der Stadt“, teilte Streese mit. 

Tatsächlich ist der Standortzuwachs für die BVG ein echter Sprung. Noch müssen die Busse immer erst aus Lichtenberg zum Starthalt ihrer Linie anfahren. Das senkt die begrenzte Reichweite der Batteriefahrzeuge und beschränkt bislang das Einsatzgebiet der neuen Technik.

Neue Betriebshöfe von vornherein auf E-Busse ausgerichtet

Nach der Lieferung der nächsten 90 Fahrzeuge fahren 15 Prozent der Flotte elektrisch. Der Ausbau gerät danach allerdings ins Stocken. Bis Ende 2024 sollen lediglich rund 50 weitere E-Busse kommen. 

„Die große Herausforderung sind die Flächen und die Infrastruktur“, sagt Betriebsvorstand Rolf Erfurt. Dort liege momentan der Engpass. „Bevor wir weitere Busse kaufen, müssen wir erst mal neue Betriebshöfe bauen.“

Geplant ist der Bau des neuen Betriebshofverbunds Süd-Ost an der Rummelsburger und Köpenicker Landstraße zu beiden Seiten der Spree in Oberschöneweide und Baumschulenweg. Es werden die ersten Standorte, die direkt für den Einsatz von E-Bussen errichtet werden. 320 Batteriefahrzeuge sollen auf dem Gelände Platz finden. Damit soll sich die Flotte 2025 auf deutlich über 500 Elektrobusse verdoppeln.

Darunter könnten laut Streeses Bericht an den Hauptausschuss auch bis zu 120 Gelenkbusse sein. Neben dem neuen Betriebshof an der Säntisstraße in Marienfelde, der Ende 2026 fertig werden soll, werden auch die bestehenden Betriebshöfe umgerüstet, um im Jahr 2030 zwischen 1600 und 1800 Elektrobusse auf Berlins Straßen zu haben.

Die Batterien sollen auch bei Kälte keine Probleme haben

Wie viele es am Ende sein werden, ist derzeit noch offen und hängt von der Entwicklung der Technik ab. Noch haben die Batteriebusse nicht die gleiche Reichweite wie Dieselfahrzeuge. „Laut dem aktuellen Ergebnisbericht zur Dekarbonisierung der Busflotte wird von einem Fahrzeugmehrbedarf von zwei bis circa elf Prozent im Jahr 2030 ausgegangen“, schreibt Verkehrsstaatssekretär Streese. 

Helfen sollen dagegen Ladepunkte an wichtigen Endhaltestellen wie am Hauptbahnhof, am Hermannplatz oder am Halleschen Tor. BVG-Vorstand Erfurt rechnet zudem mit immer leistungsfähigeren Bussen. „Das sind Quantensprünge die alle zwei, drei Jahre gemacht werden.“

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Auch die Reichweitenprobleme an sehr kalten Tagen seien nun gelöst, erklärt Erfurt. Das Problem erlebte die BVG während des harten Wintereinbruchs im Februar. Als Berlins Straßen zugeschneit waren und das Thermometer auch tagsüber höchstens minus sieben Grad anzeigte, streikten mehrere Elektrobusse. 

Der Vorfall hatte für viel Aufsehen gesorgt. Doch letztlich seien nur 1,5 Prozent der planmäßigen E-Busleistung ausgefallen, sagt der Vorstand. Nun ist auch die Ursache klar: „Es lag nicht an den Batterien. Die haben trotz der Kälte normal geladen.“

Könnten BVG-Doppeldecker auch elektrisch fahren?

Das Problem sei der hohe Energieverbrauch an den kalten Tagen gewesen. „Die Heizleistung hat reingeschlagen. Wir haben mit dem Hersteller gesprochen, dass die Heizung durch Softwareupdates weniger Strom zieht.“ Zugleich seien die Busse wegen des Schnees und der großen Traktor-Demonstration oft nur im Schritttempo gefahren. So habe beim Bremsen keine Rekuperationsenergie gewonnen werden können. 

Um auf kalte und sehr heiße Tage vorbereitet zu sein, will die BVG zudem eine neue Software für die digitale Steuerung der Betriebshöfe anschaffen. Die Busse werden dadurch etwa vor Abfahrt an der Steckdose vorgeheizt.

Künftig könnten von dieser Technik auch die Doppeldecker der BVG profitieren. Die Verkehrsbetriebe mussten viel Kritik einstecken, dass sie im April 200 Diesel-Doppeldecker bestellt haben. Dabei seien die Fahrzeuge in London bereits elektrisch unterwegs. Doch damit seien die Berliner Schwergewichte nicht vergleichbar, sagt Erfurt. „Die Fahrgastkapazität der Busse in London ist deutlich geringer. Sie sind viel kürzer und haben nur zwei Achsen.“

Trotzdem will auch die BVG künftig emissionsfreie Doppeldecker. Derzeit laufe dazu eine Studie, welche Anforderungen die Fahrzeuge erfüllen müssen. „Das Ziel der Studie ist, dass wir die nächsten Doppeldecker für Berlin elektrisch bestellen können“, sagt Erfurt.

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