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Missbrauchsvorwürfe: Keine Zweifel am Pfarrer

Eine Gemeinde in Hohenschönhausen will den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs nicht wahrhaben.

Auf das ursprünglich geplante Einsammeln der Handys hat der Pfarrgemeinderat dann doch verzichtet. Aber das „Protokollieren“ und „Mitschneiden“ des „aus Anlass der Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs in unserer Gemeinde“ veranstalteten Forums bleibt untersagt. Der Andrang im Pfarrsaal der Katholischen Gemeinde Heilig Kreuz in Hohenschönhausen ist zu groß, sodass die Telefone in den Taschen bleiben können. Etwa 120 Zuhörer begehrten am Mittwochabend Aufklärung. Ihr 13 Jahre lang so beliebter Pfarrer P., dem die Kirche unter anderem die neue Orgel verdankt, soll auf einer Fahrt nach Irland im Sommer 2001 einen Jugendlichen sexuell missbraucht haben. So hat es das Erzbistum zeitgleich mit den Enthüllungen der Missbrauchsfälle am Canisius-Kolleg öffentlich gemacht.

Seit Ende Januar stehen die Kirchgänger der Gemeinde zwischen Eigenheimen und Plattenbausiedlung unter Schock. „Von Super-GAU“ spricht eine Frau, von einer „ungeheuren Belastung“ eine andere und ein Mann sieht die ganze Gemeinde „gelähmt“. Die meisten Teilnehmer, die sich um das Mikrofon reißen, wollen die offenbar von einem Teilnehmer jener Fahrt vorgebrachten Vorwürfe gegen ihren Pfarrer nicht wahrhaben. Er sei durch die Aufforderung des Erzbistums im Juli 2009, sofort seine Stelle und seine Pfarrwohnung zu räumen, „regelrecht verbrannt“ worden.

Eine Vertraute des Pfarrers zieht ein zweiseitiges „Statement“ des Beschuldigten aus der Tasche. Er wisse gar nicht, was ihm vorgeworfen werde und sei sich keiner Schuld bewusst, lässt er seiner Gemeinde ausrichten.

Domprobst Stefan Dybowski, Missbrauchsbeauftragter des Erzbistums, hat in dem emotional aufgeladenen Forum einen schweren Stand. Der Pfarrer habe die Vorwürfe eingeräumt und ein entsprechendes Protokoll unterschrieben, sagt er. Doch von diesem entscheidenden Schriftstück will der Pfarrer nach eigener Aussage im „Statement“ keine Kopie erhalten haben. Er will jedenfalls niemanden jemals sexuell missbraucht haben.

Mit einer bewundernswerten Ruhe lässt der Domprobst alle wütenden Fragen nach einem „Rechtsbeistand“ für den Pfarrer, nach angeblichen Intrigen einiger Gemeindemitglieder und dem möglichen Umfang des sexuellen Missbrauchs abprallen. „Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Der Pfarrer erhält noch einmal das von ihm unterschiebene Protokoll, auf dem er das Vergehen einräumte“, versichert Dybowski.

Als besonders hartnäckige Fragesteller immer wieder den „sexuellen Missbrauch“ des Pfarrers bezweifeln und eine minderschwere „sexuelle Belästigung“ ins Spiel bringen, versucht Nikolaus Särchen, Chefarzt an einer Klinik für psychiatrische Erkrankungen aus Wittenberg, eine Aufklärung. Bei Kindern und Jugendlichen sei jede sexuelle Belästigung unter bestimmten Voraussetzungen schon ein Missbrauch. Zum konkreten Fall will sich der Arzt aber nicht äußern, sehr zum Unwillen der Gemeinde.

Als die durchweg aufgeregt wirkenden Mitglieder schon in großer Unzufriedenheit über den Abend und die Kirchenpolitik aufbrechen wollen, ruft der amtierende Pfarrer zum Gebet. Doch die Versöhnung will trotzdem nicht gelingen. Ste

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