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Wahlwerbegeschenke der Parteien anläßlich der Abgeordnetenhaus-Wahl 2016 in Berlin.

© Kitty Kleist-Heinrich

Kekse, Kondome, Kauknochen – und Kulis: Diese Werbegeschenke gab es von den Berliner Parteien

Was vom Wahlkampf übrig bleibt? Neben den Stimmergebnissen ganz sicher auch Wahl-Gimmicks. Ein Überblick.

Superwahlkampf ist anstrengend, aber kann auch ergiebig sein. Nicht nur für jene, die am Ende des Tages gewonnen haben, sondern vielleicht auch für die, die zur rechten Zeit am rechten Wahlkampfstand vorbeigekommen sind – oder auch am linken oder an einem ganz anderen. Denn auch in diesem Jahr gab es wieder einiges zu holen, womit Parteien und Kandidat:innen ihre potenzielle Wählerschaft freundlich zu stimmen gedachten.

Die Kugelschreiber erwiesen sich einmal mehr als Grundpfeiler des politischen Wettbewerbs, wie von den Parteien zu hören ist. Üblicherweise werden sie im Paket mit Flyern verteilt. Gummibärchen und Luftballons im jeweiligen Parteien-Design für quengelgefährdeten Nachwuchs an der Hand der oder des Wahlberechtigten sind auch wieder im Programm, ebenso Blumensamen, den man aber möglichst bis zum Frühjahr aufbewahrt.

Noch relativ weit unten auf der Kreativitätsskala befinden sich die Notizblöcke, Stoffbeutel und Einkaufswagenchips, von denen die SPD berichtet. Das gilt auch für die Bonbons und Lutscher der Linken, die allerdings sogar ihre Kugelschreiber als innovativ bezeichnet, weil sie überwiegend aus Pappe statt aus Plastik bestehen. Ergänzt wird die Sympathiepalette bei der Linken durch Kondome, Fahrradsattelschoner, Malbücher und Windmühlen für Kinder sowie Brillenputztücher.

Die CDU berichtet von Erste-Hilfe-Sets, Flaschenöffnern, Stundenplänen, Keksen, Desinfektionstüchern und Rosen. Letztere gibt es selbstverständlich auch bei der SPD: Allein knapp 33 000 Stück für den Tag vor der Wahl waren geordert, Fair Trade selbstverständlich.

Die FDP verschenkt „vereinzelt Powerbanks“, die allerdings so teuer seien, dass man sie eher bei Events herausgebe als an Ständen. Außerdem habe man Lego-Sets mit dem Slogan „Baut auf diese Stadt“ im Angebot.

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Das AfD-Präsentprogramm überschneidet sich bei Zollstöcken mit dem der FDP und bei Grillzangen mit dem der Linken. Als Alleinstellungsmerkmal hat die AfD ihre Einkaufswagenchips mit D-Mark drauf. „Renner seit acht Jahren“, heißt es aus der Landeszentrale dazu. Ebenso erfolgreich seien die True-Fruits-Smoothies mit dem Wahlprogramm darauf, die in dem Moment berühmt und begehrt geworden sind, als Edeka sie aus dem Programm nahm. AfD-Sprecher Ronald Gläser teilt mit, dass auch seine Mietendeckel-Alternative gut laufe: Blaue Bierdeckel, auf denen beispielsweise „Diätendeckel“, „Steuerdeckel“ oder „Flüchtlingsdeckel“ steht.

Tomatenpflanzen, Herzkarabiner und Reinigungstabs

Auf andere Art originell sind die Werbemittel einzelner Kandidat/innen anderer Parteien: Schokolinsen mit Porträt und rote Schokoladenfrösche meldet die Linkspartei. Auch Tomatenpflanzen seien beliebt. Ob es sich um erntereife Exemplare oder um Setzlinge mit ungewissen Überlebenschancen vor dem Winter handelt, ist nicht bekannt.

Winterhart sind dagegen die Herzkarabiner und die Hosenbein-Reflektorbänder, mit denen die SPD ihre Slogans „Herzenssache Berlin“ und „Ganz Sicher Berlin“ untermauert. Die FDP teilt kühl mit, man habe „ein Magazin erdacht und produziert, um die anzunehmende Materialschlacht durch drei Wahlen und eine Abstimmung etwas abzumildern“.

Die Grünen wählten einen biologisch abbaubaren Weg: Unter dem Motto „Mehr als Wischi-Waschi. Klar geht das“ habe man – in Berlin! – Reinigungstabs produziert, aus denen sich Spülmittel herstellen lasse. Kreativ waren auch einzelne CDU-Leute: „Sandra Khalatbari hat Kauknochen für Hunde verteilt, Danny Freymark selbst gemachte Marmelade“, heißt es vom Landesverband.

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Bei der FDP kann die Zentrale die Kreativität Einzelner nicht rekonstruieren, da das meiste über die Ortsverbände organisiert werde. Deshalb gibt’s auch keine Angabe zum Budget. Mit gleicher Begründung nennt auch die CDU keine Zahl – wobei der Einkauf meist über Bundes- und Landesverband laufe, wie es dort heißt. Die Grünen nennen ebenfalls keinen Betrag, aber teilen mit, ihr gewachsenes Wahlkampfbudget fließe jetzt zu einem größeren Anteil in Infomaterial.

Die AfD schätzt unverbindlich „vielleicht 3000 Euro pro Bezirk“ für Gimmicks, die Linken beziffern das durch die drei gleichzeitigen Wahlen addierte Werbemittelbudget auf 60 000 Euro, die SPD nennt 90 000 Euro „für klassische Giveaways“. Da waren die hundert Erdbeerpflanzen, die Franziska Giffey aus der Britzer SPD-Laube heraus unter die Kleingärtner brachte, nur ein kleiner Posten. Aber vielleicht einer der langlebigeren, sofern die Wähler tüchtig gießen.

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