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Bibis großer Schwarm. Schauspieler Emilio Sakraya wurde durch seine Rolle in den „Bibi & Tina“-Filmen bekannt.

© Thilo Rückeis

Kiezspaziergang mit Emilio Sakraya: Von Beruf Herzensbrecher

Er ist Teenie-Schwarm und Dealer – ersteres auch im echten Leben: Schauspieler Emilio Sakraya ist derzeit ziemlich gefragt. Aufgewachsen ist er in Halensee. Ein Spaziergang.

Von Laura Hofmann

Als Emilio Sakraya auf den Henriettenplatz schaut, am westlichsten Zipfel des Ku’damms, hat Berlin seine Erinnerungen schon überholt. Denn dort, wo er 2013, mit 17 Jahren, noch Eis im Eiscafé Henriette verkaufte, ist heute eine Tex-Mex-Kette, wie man in Berlin unzählige findet, besonders häufig an Orten mit vielen Touristen. Und von denen gibt es hier einige, auch wenn der schmucklose Platz seiner Funktion als „Tor zum Ku’damm“ nicht wirklich gerecht werden möchte.

Schade, eigentlich wollte Sakraya zurück in seine Vergangenheit reisen. Dann erzählt er eben: ein Schülerjob war das, zu der Zeit, als er noch auf die Freie Waldorfschule Annie Heuser ging. Er formte Kugeln, machte Kaffee. Ein Jahr später kam er auf die Leinwand.

Von "Bibi & Tina" bis "4 Blocks"

Als Tarik Schmüll war er seit 2014 in drei „Bibi & Tina“-Kinofilmen zu sehen und spielte einen jungen Ganoven und Herzensbrecher, in den sich die Teenie-Hexe unsterblich verliebt. Älteren Serienjunkies ist der 21-jährige Schauspieler aus der Neuköllner Gangster-Serie „4 Blocks“ bekannt, in der er an der Seite von Schauspielgrößen wie Frederick Lau und Kida Khodr Ramadan den Nachwuchs-Drogendealer Issam gab.

Treffpunkt S-Bahnhof Halensee. Die Station seiner Kindheit. Um die Ecke ist er aufgewachsen, von hier fuhr er mit der Bahn zur Schule, von hier nahm er den Bus nach Moabit, zum Karatetraining. Heute kommt er vom Boxen, eine große Trainingstasche hängt über seiner Schulter. „Sport war immer ein großer Teil in meinem Leben“, sagt Sakraya. Die muskulösen Oberarme betont ein weißes Shirt. Die kinnlangen schwarzen Haare sind am Hinterkopf zu einem halben Pferdeschwanz gebunden. Seine Mutter ist Marokkanerin, der Vater Deutscher. Die Eltern sind getrennt, er hat mehrere Halbgeschwister. Die Sommer seiner Kindheit verbringt er bei der Familie in Marokko

"Ich bin auf jeden Fall kein Dealer"

Zurück zu „4 Blocks“: Endlich mal nicht den Mädchenschwarm spielen, sondern einen jungen Mann, der auf die schiefe Bahn gerät, sich mit den falschen Leuten einlässt und am Ende der ersten Staffel doch noch die Kurve kriegt? „Ich fühle mich in allen meinen Rollen wohl“, sagt Sakraya diplomatisch. Er möge es, durch die Schauspielerei in fremde Welten einzutauchen. Für seine Rolle in „4 Blocks“ hat er mit seinem Serienkumpel Rauand Taleb in der Hasenheide und anderen Parks Dealer beobachtet.

Aber er sei auch immer froh, nach einem Dreh wieder zu sich selbst zurückzukommen. Und wer ist das, er selbst? „Ich bin auf jeden Fall kein Dealer“, sagt Sakraya und lacht. Mittlerweile hat er den Kurfürstendamm verlassen, läuft auf der Karlsruher Straße an Großbaustellen vorbei in Richtung Lietzensee. Dort, in der Dernburgstraße 33, war seine erste eigene Wohnung. Mit 17 zieht er von Zu- hause aus, nur ein paar Hundert Meter weiter, aber trotzdem: Freiheit. Mit 19 zieht es ihn dann nach Friedrichshain, an die Spree, wo er heute noch lebt.

Sein Lieblingsort? Alles rund um den Hackeschen Markt

„Ich musste hier weg, weil es einfach zu ruhig war“, sagt Sakraya über sein jüngeres Ich. Zu viele Oma-Cafés, zu sehr heile Welt, zu wenige Bars, in denen er mit Freunden abhängen konnte. Heute verbringt er seine Zeit vor allem in Mitte und Prenzlauer Berg. Da sind seine Freunde, da hat er die meisten beruflichen Termine. Sein Lieblingsort? „Alles im Radius von ein oder zwei Kilometern um den Hackeschen Markt.“ Die Szenekieze in Kreuzberg oder Neukölln sind ihm „zu stressig, zu laut“. Dieselbe Ruhe, vor der er damals aus Charlottenburg geflohen war, lässt ihn jetzt wiederkommen. „Ich vermisse das sehr“, sagt er. Das merke er besonders dann, wenn er für ein paar Tage aus Berlin rausfährt, den Trubel der Großstadt hinter sich lässt.

Noch mehr Jugenderinnerungen: Zu seiner Charlottenburger Zeit war der Breitscheidplatz vor der Gedächtniskirche der Hot Spot, hier hat er sich mit Freunden getroffen und bei Kentucky Fried Chicken Mini-Burger für einen Euro gegessen. Hähnchenfilet mit Ketchup – Zeiten, in denen er froh war, fünf Euro Taschengeld zu bekommen.

Gerade spielt er wieder den Jüngling, den die Mädchen lieben

Heute ist er gut im Geschäft: Von Januar bis März dieses Jahres hat er mit Heiner Lauterbach und Sonja Gerhardt („Ku’damm 56“) eine romantische Komödie gedreht, die im Januar ins Kino kommt. Gerüchte, wonach Gerhardt und er ein Paar seien, will Sakraya nicht kommentieren.

Seit dem 28. Juni läuft „Meine teuflisch gute Freundin“ in den Kinos, auch hier spielt Emilio Sakraya mit. In dem Jugendfilm wird Lilith, die Tochter des Teufels, in eine Kleinstadt geschickt, mit der Aufgabe, ein liebes Mauerblümchen zum Bösen zu verführen. Gelingt ihr das, darf sie auf der Erde bleiben. Wenn nicht, droht ihr ein langweiliger Job in der Buchhaltung der Unterwelt. Ihre Chance wittert Lilith, als sie erfährt, dass ihre Zielperson in den Schulschwarm verliebt ist. Und wieder ist Sakraya der schöne Jüngling, den die Mädchen lieben.

Apropos Mädchen: Da kommen fünf von ihnen, etwa 14 bis 16 Jahre alt, ein zweites Mal vorbeigelaufen, Sakraya hat sich gerade auf der Neuen Kantstraße vor ein französisches Café gesetzt und eine Tarte au Citron bestellt. Normalerweise schaut er sich Kuchen immer nur an, heute macht er eine Ausnahme. Und nun nehmen die Mädchen all ihren Mut zusammen und fragen – nicht nach einem Autogramm, das ist so Nuller Jahre – sondern, klar, nach einem Selfie. Alltag für den Schauspieler, das passiert fast jeden Tag. Wird er nach einem Bild gefragt, sagt er Ja, das gehört zum Job dazu.

In "4 Blocks" wird er nicht mehr dabei sein

Und jetzt? In der zweiten Staffel von „4 Blocks“, die im Herbst beginnen soll, wird er nicht dabei sein. Seine Figur hat am Ende der ersten Staffel den Oberschurken des Clans verraten und ist abgehauen. Vielleicht wird es aber ein Comeback in der dritten Staffel geben. Gerade konzentriert er sich auf seine Musik, schreibt an seiner ersten Platte. Ist die fertig, will er auf Tour gehen – wenn der Drehplan das erlaubt. Bald wird er im Tatort neben Maria Furtwängler eine Episodenhauptrolle spielen.

Was er über den Wandel der Stadt denkt? Er sieht die Veränderungen als Fortschritt, Berlin sei eine Weltstadt, von der jeder ein Stück möchte. Sorgen macht er sich keine: „Du wirst Berlin nie aus Berlin herauskriegen.“ Dann nimmt er ein Taxi nach Kreuzberg.

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