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Protestplakat des Jugendamts Marzahn-Hellersdorf.

© promo

Kinderhilfe in Berlin: Notstand im Jugendamt

Die Personalnot in Berliner Jugendämtern bleibt dramatisch. Die Bezirke wollen mit mehr Geld und einer Fall-Obergrenze für Sachberater entgegenwirken.

Von Fatina Keilani

Hinter dem Kürzel „AV RSD“ verbirgt sich das Paradies, jedenfalls für die Mitarbeiter der Jugendämter. Eine Obergrenze von 65 Fällen pro Sachbearbeiter, das wäre für die Amtsmitarbeiter ein Traum. Derzeit ächzen sie unter rund 100 Fällen pro Sachbearbeiter, es gibt viele offene Stellen, doch können sie nicht besetzt werden, weil kaum jemand sich den Stress für das wenige Geld antun möchte.

Die Bezahlung nach Tarifstufe E 9 ist mager gemessen an der Verantwortung. E 9, das sind um die 3000 Euro brutto plus Zuschläge. „Es geht hier um das Wohl von Kindern und oft um deren Leib und Leben“, sagt Gordon Lemm (SPD), zuständiger Stadtrat in Marzahn-Hellersdorf.

„E 11 wäre angemessen und wird auch diskutiert.“ Das wären rund 500 Euro mehr. Einige Bezirke versuchen jedenfalls, neues Personal nicht auf der niedrigsten Gehaltsstufe anfangen zu lassen. Mit etwas mehr Aufwand lässt sich ein Einstieg auf Stufe zwei oder drei begründen, das macht auch schon was aus.

Immer weniger Mitarbeiter

Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg hat gerade 16 Stellen neu besetzt, 14 weitere sollen folgen. Dort kümmert man sich auch um die Ausbildung, um in Zukunft weitere Fachkräfte zu haben.
Die „AV RSD“ – die Abkürzung steht für „Ausführungsverordnung Regionale Sozialpädagogische Dienste“ – ist nicht beschlossen, soll aber in circa zwei Wochen auf Staatssekretärsebene besprochen werden, wie die Finanzverwaltung bestätigte. Es gehe vorrangig um Ausbildung und Fachkräftemangel, die Bezahlung werde auch eine Rolle spielen.
Die Mitarbeiter des Jugendamts Marzahn-Hellersdorf haben am Donnerstag bei einer Protestaktion gegen den Notstand in ihrer Behörde protestiert. Bei ihnen sind nicht nur wenige Mitarbeiter, es werden auch immer weniger, denn wenn die Last zu groß wird, melden sich mehr krank. Auf einem der Plakate steht in Anlehnung an den Werbespruch einer großen Parfümeriekette: „Come in and burn out“.

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