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Neue Umfrage zu Olympia: Klare Mehrheit der Berliner lehnt Spiele in der Hauptstadt ab
Soll sich Berlin um die Olympischen Spiele bewerben? Der Senat findet Ja, doch die Debatte darum wird hitzig geführt. Eine Umfrage unter den Berlinern bringt nun noch größere Probleme.
Stand:
Der Berliner Senat kämpft unter immer schwierigeren Bedingungen für Olympische Spiele in der Hauptstadt. Nun bringt eine Umfrage zu der Berliner Bewerbung noch größere Probleme.
Eine klare Mehrheit der Berliner ist gegen Olympia in Berlin. Das ist das Ergebnis einer Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag des Tagesspiegels.
Zwei Drittel der Berliner gegen Olympia-Bewerbung
Danach sprechen sich 67 Prozent der Befragten, gut zwei Drittel, gegen eine Berliner Bewerbung um die Austragung der Sommerspiele in den Jahren 2036, 2040 oder 2044 aus. Lediglich 27 Prozent unterstützen die Bemühungen des Senats, Olympia in die deutsche Hauptstadt zu holen. Sechs Prozent sind in der Frage unentschieden.
Die Umfrage befeuert die anhaltende Debatte um die Pläne der schwarz-roten Landesregierung, die Olympischen Spiele ein zweites Mal nach 1936 nach Berlin zu holen. Die bereits mit verschiedenen Widrigkeiten kämpfende Berliner Bewerbung könnte dadurch noch weiter unter Druck geraten.
Erst am vergangenen Freitag hatte das Bündnis „NOlympia“ mitgeteilt, in Kürze ein Volksbegehren gegen eine Bewerbung um Olympische Spiele in der Hauptstadt zu starten. Demnach wollen die Aktivisten am 1. Januar 2026 offiziell mit der Unterschriftensammlung beginnen.
Damit ist auch klar, dass ein möglicher Volksentscheid wohl frühestens 2027 stattfinden kann – also erst nach der für Herbst 2026 geplanten Entscheidung des Deutschen-Olympischen Sportbunds (DOSB) auf eine deutsche Bewerberstadt.
Wenn Berlin den Zuschlag bekommt, kann es passieren, dass es hinterher eine Ablehnung durch die Bevölkerung gibt. Der DOSB muss wissen, ob er das riskieren will.
Gabriele Hiller, Sprecherin der Initiative „NOlympia“
Würde sich der DOSB dabei für Berlin entscheiden, bestünde die Gefahr, dass die Bürger in der Hauptstadt dennoch anschließend eine Bewerbung mit ihrem Votum beenden würden.
Genau das ist das Kalkül der Olympia-Gegner: „Wenn Berlin den Zuschlag bekommt, kann es passieren, dass es hinterher eine Ablehnung durch die Bevölkerung gibt“, sagte Sprecherin Gabriele Hiller. „Der DOSB muss wissen, ob er das riskieren will.“
In den anderen deutschen Städten und Regionen, die sich Hoffnungen auf Olympia machen, gab oder wird es hingegen noch vor der Entscheidung des DOSB eine Volksbefragung geben. In Berlin ist das rechtlich nicht zulässig. Auch weil Schwarz-Rot es in den vergangenen Jahren verpasst hat, die gesetzliche Möglichkeit für eine Befragung der Bürger durch die Regierung zu schaffen.
Für den Senat bedeutet das im Vergleich zu den anderen im Rennen um die deutsche Bewerbung einen massiven Nachteil. Insbesondere im Vergleich zu München. In der bayrischen Landeshauptstadt hatte sich erst im Oktober bei einer Volksbefragung eine klare Mehrheit für eine Münchner Bewerbung ausgesprochen.
Berliner bei Expo-Bewerbung unentschieden
Deutlich weniger kritisch als auf eine Olympia-Bewerbung blicken die Berliner auf die Idee einer Weltausstellung in der Hauptstadt. Bei der Frage, ob sich Berlin auf die Expo 2035 bewerben soll, sind die Bewohner zumindest unentschieden, wie ebenfalls eine Civey-Umfrage für den Tagesspiegel zeigt.
Danach sind 43 Prozent der Teilnehmer für die Expo in Berlin. Mit 44 Prozent sprechen sich leicht mehr der Befragten dagegen aus. 13 Prozent sind bei dem Thema unentschieden.
Ob sich Berlin neben Olympia auch auf die Weltausstellung bewerben sollte, ist im Senat umstritten. Während Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) sich für eine Bewerbung um mehrere Großevents einsetzt, hat Senatssprecherin Christine Richter solchen Plänen eine Absage erteilt. „Ein Senatsbeschluss zur Expo ist nicht geplant“, sagte sie der Morgenpost.
Ich vermisse beim Regierenden einen leidenschaftlichen Chefeinsatz für Olympia und verstehe sein Hin und Her bei der Expo-Initiative auch nicht.
Berliner SPD-Spitzenkandidat Steffen Krach
Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hatte zuletzt eine klare Aussage gegen die Expo vermieden. „Wir haben die Chance, in den kommenden Jahren Projekte zu bündeln, die Berlin nachhaltig verändern – von einer möglichen Expo 2035 über eine Internationale Bauausstellung bis hin zu Olympischen Spielen in unserer Stadt“, sagte er dazu kürzlich dem Tagesspiegel. Anschließend stellte er jedoch klar, dass Olympia für ihn „oberste Priorität“ habe.
Aus Sicht von SPD-Spitzenkandidat Steffen Krach drohe Wegner mit diesem Vorgehen die Chancen auf beide Großveranstaltungen zu verspielen. „Ich vermisse beim Regierenden einen leidenschaftlichen Chefeinsatz für Olympia und verstehe sein Hin und Her bei der Expo-Initiative auch nicht“, sagte Krach dem Tagesspiegel. „Dieses Herumwegnern schadet Berlin gleich doppelt.“
Dagegen forderte die Co-Spitzenkandidatin der Berliner Grünen, Bettina Jarasch, dass sich die Hauptstadt allein auf die Expo-Bewerbung konzentrieren solle. „Machen wir uns doch ehrlich, der Zug für Olympia ist längst abgefahren“, sagte sie. „Aber die Expo, die können wir kriegen, und dann schaut die Welt auch wieder neugierig auf das, was hier passiert.“
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