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Debatte um Berlins Kolonien: Kleingärten machen drei Prozent des Stadtgebietes aus

Berlins Schrebergärten umfassen 3000 Hektar – und damit fast drei Viertel der Fläche des Bezirks Mitte. Ein Überblick mit interaktiver Karte.

Angesichts knapper werdender Grundstücke für Wohnungsbau rücken die großen Kleingartenareale immer stärker in den Fokus der Debatte. Doch wie groß ist eigentlich insgesamt die Fläche, um die da gestritten wird? Insgesamt machen die Kleingärten drei Prozent des Stadtgebietes aus. Sämtliche Flächen zusammen entsprechen drei Viertel des Gebiets des Citybezirks Mitte – ein Bezirk mit den Ausmaßen einer Großstadt.

Die mehr als 900 Berliner Kolonien erstrecken sich auf knapp 3000 Hektar; Mitte umfasst beinahe 4000 Hektar. Friedrichshain-Kreuzberg ist mit rund 2000 Hektar sogar kleiner als alle Kleingärten zusammen.

Wie berichtet, fordert beispielsweise der Investor Arne Piepgras ein Umdenken in der bisherigen Kleingartenpolitik. Man könne das Wohnungsproblem mit einem Schlag lösen, wenn man die Flächen bebaue, argumentiert er. 400.000 Wohnungen könnten so Platz finden. Vor diesem Hintergrund wäre es laut Piepgras sinnvoller, die Kleingärten nach Brandenburg auszulagern, statt sie in Berlin zu belassen.

Angesichts der Lobby der Kleingärtner, die gleichzeitig immer auch potenzielle Wähler sind, wird man von Politikern solche Aussagen nicht hören. Auch der Koalitionsvertrag von Rot-Rot-Grün ist eindeutig: „Kleingärten werden dauerhaft gesichert. Wenn der Schutz nicht möglich ist, sind Ersatzflächen in räumlicher Nähe zu schaffen.“

Finger weg von den Kleingärten. [...] Kleingärten sind eine der wenigen Möglichkeiten für kleine Leute dem Großstadttrubel zu entfliehen und ihre Seele zu erden.

schreibt NutzerIn Anstand

Seit 150 Jahren gibt es schon Kleingärten

Die Kolonien haben eine lange Tradition. Das Kleingartenwesen blickt auf eine 150-jährige Geschichte zurück. Vorläufer waren im 19. Jahrhundert die „Armengärten“, in denen die Menschen Obst und Gemüse selber anbauen sollten, um sich besser ernähren zu können.

Die Kleingartenentwicklung ging einher mit der zunehmenden Industrialisierung der Stadt und den damit verbundenen sozialen Veränderungen durch das rasante Wachstum der Bevölkerung. Viele Menschen lebten in dunklen, engen Mietskasernen; die Kleingartenanlagen konnten zumindest für einige einen Ausgleich an Grün und Natur schaffen.

Auch heute noch sind Kleingärtner gehalten, sich nicht nur um schmückende Blumen zu kümmern, sondern auf einem bestimmten Flächenanteil auch Nutzpflanzen – Obst oder Gemüse – anzubauen. Das wird auch regelmäßig überprüft. Gut 73.000 Parzellen gibt es derzeit.

Ihre Besitzer müssen laut Senatsverwaltung mit laufenden Kosten von 500 Euro pro Jahr rechnen, in denen etwa die Pacht, die Mitgliedschaft im Kleingartenverein und Betriebskosten enthalten sind. Für die Überlassung einer Laube durch den Vorgänger werden durchschnittlich 4000 Euro gezahlt. Natürlich ist auch geregelt, wie das Gartenhäuschen ausgestattet sein muss. Mehr als 24 Quadratmeter Fläche sind nicht gestattet. Das Innere darf zudem nicht so ausgebaut werden, dass man auf Dauer dort leben kann. Eine fest eingebaute Heizung ist beispielsweise nicht zulässig. Parzellen sind stark nachgefragt. Wartelisten gibt es inzwischen flächendeckend, die Wartezeiten sind teils sehr lang.

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