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Alexander Sascha Wolf (l-r), Lorenz Maroldt, Peter Schenk, Manja Schreiner, Engelbert Lütke Daldrup und Angeliki Krisilion (IBB) beim Neustart Berlin.
Foto: Jörg Carstensen / FUNKE Foto Services

© Funke Foto Services/Jörg Carstensen

Konferenz „Neustart Berlin“: Acht Ideen für die Stadt von morgen

Wie bleibt Berlin auch in Zukunft noch lebenswert? Auf einer Konzeptkonferenz von Tagesspiegel, „Berliner Morgenpost“ und „Radio Eins“ wurden kreative Lösungen präsentiert.

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Kann Berlin noch Zukunft? Der Glaube daran konnte einem in den vergangenen Jahren manchmal verloren gehen. Ein Flughafen wurde und wurde nicht fertig, die Vergabe von Bürgeramtsterminen glich einer Lotterie und sogar eine Wahl versank im Chaos. All das waren nur die sichtbarsten Zeichen eines weitverbreiteten Gefühls: Galt Berlin Anfang der 2000er noch als die Zukunftsmetropole schlechthin, scheint der Lack inzwischen ein bisschen ab zu sein.

Dieses Gefühl hat viele Ursachen, an einem mangelte es Berlin aber nie: an Ideen. Noch immer ist die Stadt Anziehungspunkt für kreative Menschen, Talente und Erfinder aller Art – die aber immer öfter an der Gegenwart und manchmal auch an den Behörden der Stadt scheitern.

Für den Tagesspiegel, die „Berliner Morgenpost“ und „Radio Eins“ vom RBB war dies Anlass, dem etwas entgegenzusetzen. Zusammen haben wir, die diese Stadt seit Jahrzehnten kritisch begleiten, Ideen für eine neue Berliner Zukunft gesammelt. Acht davon wurden am Freitag auf der Konferenz „Neustart Berlin„ vorgestellt. An einem Ort, der wie kaum ein anderer in Berlin für Zukunft und innovative Ideen steht: dem EUREF Campus in Schöneberg.

Ideen zur Wohnungskrise

„Wir wollen die Stadt besser machen”, sagte Peter Schink, Chefredakteur der „Berliner Morgenpost“ gleich zu Beginn vor den rund 400 Zuhörerinnen und Zuhörern aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Und warum? „Weil wir sie lieben“, antwortete Lorenz Maroldt, Herausgeber des Tagesspiegels.

Ein bisschen mehr Pathos kann Berlin derzeit wahrlich nicht schaden. Und er war auch angebracht. Mehr als 70 Ideen für ein Berlin von morgen gingen ein. Die Bandbreite ist dabei so vielfältig wie die Herausforderungen für die Stadt. Die Konzepte reichten von nachhaltigem Straßenbau über das Bäumepflanzen per App bis zu Tiny Homes in Bürogebäuden.

Die virulente Wohnungskrise Berlins erzeugt dabei offenbar besonders viel Lösungsdruck, gleiche mehrere Ideen arbeiteten sich daran ab. Sascha Wolf vom Verein Transiträume präsentierte seine Idee, leere Büros für Wohnraum zu nutzen. Der Clou dabei: Indem einfach nur Modulbauten in die bestehenden Büros gesetzt werden, fällt viel bürokratischer Aufwand weg.

Bewertet und begleitet wurden die vorgestellten Ideen von einer prominenten Fachjury: Manja Schreiner, Hauptgeschäftsführerin der IHK Berlin, Angeliki Krisilion, Vorständin bei der Investitionsbank Berlin und Engelbert Lütke Daldrup, dem 2020 das scheinbar Unmögliche gelang: Er baute den BER fertig.

Der Preis ist nicht cool.

Engelbert Lütke Daldrup zur Höhe der Mieten von Tiny Homes.

Die Jury blickte wohlwollend, aber nicht unkritisch auf Ideen. Die monatliche Miete von 500 Euro, die Schwarz für seine zehn Quadratmeter großen Tiny Homes vorschwebt, kommentierte Lütke Daldrup mit den Worten: „Der Preis ist nicht cool.” Leer stehende Büros würden schließlich gar keinen Profit erwirtschaften, da sollte also weniger Miete durchaus möglich sein.

Nicht ganz uneigennützig lobte Manja Schreiner das Projekt der Ecopals GmbH. Das Unternehmen stellt Asphalt her, nutzt dabei aber teilweise Kunststoffabfälle als Bindemittel, was den CO₂-Ausstoß um 20 Prozent reduziere, erklärte Managing Partner Jonas Varga. Ein Modellprojekt in Berlin, die Torgauer Straße, hat das Unternehmen bereits realisiert – Manja Schreiner, damals noch Verkehrssenatorin, hatte sich dafür eingesetzt.

Das größte Problem laut Varga: eine recht träge Verwaltung, die Neuem erstmal skeptisch begegne. Zustimmung von Lütke Daldrup: „Unser Sicherheitsdenken im öffentlichen Sektor bremst oft Innovationen.”

Was dagegen hilft? Reden, bekanntmachen, diskutieren. In den kommenden Tagen stellt der Tagesspiegel und die „Berliner Morgenpost“ zahlreiche der eingereichten Ideen im Detail vor. Das Motto dafür lieferte Karin Teichmann, Vorständin der EUREF AG, höchstpersönlich: „Geht nicht? Wollen wir mal sehen!“

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