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Ausbau in Grünheide: Die fast fertige Batteriefabrik von Tesla.

© Foto: Thorsten Metzner

Konzern informiert über Pläne in Grünheide: Tesla will Wasser sparen – neue Shuttlezüge sollen RE1 entlasten

Hunderte Besucher kamen zu einer Veranstaltung des Autobauers. Bald entscheidet die Gemeinde über eine Änderung des Bebauungsplans für den geplanten Ausbau.

Tesla will den Wasserbrauch seiner Gigafactory Berlin-Brandenburg auf ein Minimum reduzieren. Als Ziel wird inzwischen ein „geschlossener Kreislauf“ beim sogenannten Prozesswasser angepeilt. Das verlautete am Sonntag von Tesla-Vertretern auf einer Informationsveranstaltung für Anwohner, die der US-Elektroautobauer im Grünheider Ortsteil Hangelsberg veranstaltete.

Tesla kündigte dort an, dass ab Frühjahr 2023 ein neuer Shuttle-Zug von Erkner direkt zum Werksgelände fahren soll, bis zu 40 Mal am Tag, mit 400 Fahrgästen pro Zug, alles komplett von Tesla finanziert. Das würde zu einer Entlastung der Regionalexpresszüge der Linie RE 1 führen, die seit der Eröffnung der Autofabrik oft rappelvoll sind.

In Hangelsberg informierte Tesla auch über seine aktuellen Pläne zur Erweiterung des Werkes, für die der Konzern vom Land 100 Hektar Wald kaufen will. Dort soll ein Güterbahnhof entstehen (zwölf Zugpaare täglich für den Abtransport der Autos und Lieferung von Bauteilen), außerdem sind Logistik- und Lagerflächen geplant, aber auch Sozialeinrichtungen wie eine Werkskita. Das werde zu einer „signifikanten Entlastung von Umwelt und Verkehr führen“, hieß es auf einer Präsentation.

Tesla wirbt für eine Werkserweiterung

Diese Pläne sind auch der Grund für die plötzliche PR-Offensive des bislang eher für Geheimniskrämerei bekannten US-Elektroautobauers: Denn am 29. September soll die Gemeindevertretung in Grünheide darüber entscheiden, ob der Bebauungsplan dafür geändert wird. Die Zustimmung steht auf der Kippe.

Ein erster Anlauf war vor Monaten wegen fehlender Mehrheiten abgeblasen worden. Ein Veto der Gemeindevertreter würde die Pläne des auf Tempo und Expansion ausgerichteten Konzerns empfindlich treffen. Als Hauptgrund für die benötigten Flächen gibt Tesla die weltweiten Lieferketten-Probleme seit der Pandemie und der Ukraine-Krise an. Die klassische Just-in-Time-Belieferung in der Autoindustrie sei nicht mehr möglich, hieß es. Offenbar geht Tesla davon aus, dass die Weltmärkte und internationalen Warenströme längerfristig unberechenbar bleiben.

Das Interesse war jedenfalls groß. Es kamen im Laufe des Sonntags einige Hundert Besucher, viele Familien, Kritiker von Bürgerinitiativen und Gemeindevertreter. An den Ständen standen Tesla-Vertreter – schwarze Tesla-T-Shirts, Namensschild mit Vorname – Rede und Antwort.

Verbrauch von 30 Prozent der genehmigten Wassermengen

Und tatsächlich gab es durchaus neue Informationen, etwa zur Wasserfrage, bei der sich der US-Konzern zu Unrecht am Pranger sieht. Offiziell gibt Tesla an, dass pro produziertem Fahrzeug in der Gigafabrik weniger als zwei Kubikmeter Frischwasser verbraucht würden, mit der neuen Batteriezellenproduktion vor Ort dann 2,2 Kubikmeter. Dagegen seien es rund vier Kubikmeter je Auto im Branchenschnitt, so auch bei der Volkswagen-Gruppe oder bei Daimler.

Ein Tesla-Mitarbeiter im Kreuzverhör von Gemeindevertretern aus Grünheide.
Ein Tesla-Mitarbeiter im Kreuzverhör von Gemeindevertretern aus Grünheide.

© Foto: Thorsten Metzner

Wann das neue Batteriewerk starten soll – derzeit läuft der Innenausbau – verriet Tesla allerdings nicht. Aktuell verbraucht die im März gestartete Autofabrik laut Tesla dieses Jahr 30 Prozent der genehmigten Jahresmenge von 1,4 Millionen Kubikmetern Wasser, also rund 400.000 Kubikmeter.

Das Zementwerk Cemex im nahen Rüdersdorf verbrauche sechs Millionen Kubikmeter, den Angaben von Tesla zufolge, die PCK Raffinerie in Schwedt sogar 20 Millionen Kubikmeter pro Jahr. Die Zahlen decken sich mit den der Brandenburger Behörden.

Die Abstimmung ist ergebnisoffen. Wir sind keine Verhinderer.

Thomas Wötzel, Fraktionschef Bürgerbündnis, Grünheide

Allerdings soll die Tesla-Fabrik auch noch weiter hochgefahren werden. Aktuell laufen dort laut nach Schätzungen zwischen 1600 und 2000 Fahrzeuge wöchentlich vom Band. Tesla hatte im Sommer verkündet, dass die 1000er-Marke erreicht sei. Für die Jahresproduktion von 500.000 Fahrzeugen müssten es 10.000 Autos pro Woche werden.

Eine offizielle neue Zahl gab es auch in Hangelsberg nicht. Noch in diesem Jahr soll dem Vernehmen nach aber der Drei-Schicht-Betrieb starten.

Bürgerinitiative Grünheide rügt „Salamitaktik“ Teslas und Brandenburgs

Und die Reaktionen? Die Grünheider Gemeindevertreter Thomas Wötzel und Andre Runge von der Fraktion Bürgerbündnis, die zum Zünglein der Abstimmung werden könnte, hatten Tesla-Projektmanager Alexander Riederer und Mitarbeiter an Ständen mit Fragen gelöchert – gerade zur Werkserweiterung.

Auch deshalb, weil es von der Gemeinde kaum Informationen gegeben habe, und auch jetzt sei noch einiges ungeklärt, so die beiden Gemeindevertreter. „Unsere Abstimmung ist ergebnisoffen. Wir sind keine Verhinderer“, sagte Fraktionschef Wötzel. Aber es müsse gesichert sein, ergänzte Runge, „dass Grünheide auch in 20 Jahren noch grün ist.“

Testfahrt für die Jüngsten: Für Kinder gab es in der Halle elektrobetriebene Mini-Teslas.
Testfahrt für die Jüngsten: Für Kinder gab es in der Halle elektrobetriebene Mini-Teslas.

© Foto: Thorsten Metzner

Steffen Schorcht von der Bürgerinitiative Grünheide begrüßt zwar das offenere Herangehen – „das hätte schon viel früher passieren müssen“. Dass die Erweiterung überhaupt nötig sei, bezweifelt Schorcht aber weiter. Der Platz für den Güterbahnhof sei ja schon auf dem bisherigen Werksgelände vorgesehen gewesen.

Das Vorgehen sei einmal mehr Beleg für die „Salamitaktik“ von Tesla und der Brandenburger Politik. In der Wasserfrage forderte Schorcht Tesla auf, den Liefervertrag mit dem Wasserverband Strausberg-Erkner schnell auf geringere Mengen anzupassen. Diese freiwerdenden Kontingente könne der Wasserverband einsetzen, um sein Veto gegen neue Infrastrukturprojekte wie Schulen, Kitas und Gewerbe in der Region aufzugeben.

Mancher kam von auswärts, wie Michael Flügge aus Spandau – „seit über zehn Jahren für Volkswagen tätig“, wie er sagte. Er sei gekommen, „um über Tesla zu lernen, um Ideen zu suchen, was wir bei VW umsetzen können.“

Steffen Kammradt, Chef der mit einem eigenen Stand präsenten Wirtschaftsförderung Brandenburg, sagte, es sei toll, wie viele Familien und Anwohner da gewesen seien. „Tesla ist in der Region angekommen.“

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