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Brigitta Gabrin ist Chefredakteurin und Geschäftsführerin von Radio „multiculti“.

© Mike Wolff

Krise bei Kreuzberger Weltmusik-Welle: Das Berliner Radio Multiculti meldet Insolvenz an

Radio Multiculti sendet Weltmusik und Nachrichten im Netz und auf UKW. Jetzt muss das nichtkommerzielle Medienprojekt Insolvenz anmelden.

Das nichtkommerzielle Multicult.fm, auch bekannt als Radio Multiculti, muss Insolvenz anmelden. Das erklärte die Chefredakteurin und Geschäftsführerin Brigitta Gabrin in einer Pressemitteilung. Als Grund für diesen Schritt nannte Gabrin die Folgen der Coronakrise, abgelehnte Anträge um Hilfe, aber auch einen „Corona-bedingten Stau in den EU-Fördertöpfen“.

Wird der Sendebetrieb eingestellt, verlieren fünf Vollzeitangestellte, vier Honorarkräfte und zwei Praktikanten und Praktikantinnen ihren Arbeitsplatz. Drei der Vollzeitstellen wurden durch das Jobcenter gefördert, zwei aus Eigenmitteln finanziert. Im Netz und im UKW-Radio war der Sender am Freitag weiterhin zu hören.

Gegründet als Reaktion auf die Schließung einer Welle vom SFB/RBB

Radio Muliticulti, dessen Studio in der Kreuzberger Marheineke-Markthalle liegt, entstand vor 14 Jahren als Reaktion auf die Schließung der öffentlich-rechtlichen Welle Radiomultikulti vom SFB/RBB. Dort läuft heute Cosmo vom WDR, Radio Bremen und RBB.

Radio Multiculti machte sich einen Namen als Talentwerkstatt.

Brigitta Gabrin, Chefredakteurin und Geschäftsführerin von „Radio Multiculti“

Das damals aus Protest gegründete Radio Multiculti strahlte zuletzt rund um die Uhr im Web aus und morgens auch auf dem Offenen Kanal Alex UKW 91,0. Das Programm des Senders besteht aus Weltmusik und Nachrichten.

„Im Herzen der Hauptstadt wurde das Radio mit seinem Café im Laufe der Jahre eine Art Social Enterprise für mediale Vielfalt und Integration“, sagte Brigitta Gabrin. Man betrachte sich als „Mischung aus Social Media und interaktivem, partizipativen Webradio, nicht nur für die Communities“. Die Betriebskosten des Radios wurden unter anderem durch Zuwendungen aus Stiftungen und EU-Töpfen gedeckt. Der Sender startete auch Radioprojekte für Flüchtlinge und für Schüler.

„Radio Multiculti machte sich einen Namen als Talentwerkstatt für angehende Journalisten und Journalistinnen mithilfe kleiner und großer Medienkompetenzprojekte“, so Gabrin. „Wir hatten ja damals durch unsere Gründung dafür gesorgt, dass Berlin weiterhin ein multikulturelles Radio hat. Und bei unserem Jubiläum zum zehnjährigen Bestehen des Senders waren wir uns sicher, den Durchbruch geschafft zu haben.“

Die Chefredakteurin und Geschäftsführerin hofft, dass der vorläufige Insolvenzverwalter in Zusammenarbeit mit Geschäftsführung und Mitarbeitern eine Lösung für den Fortbestand von Radio Multiculti finden wird.

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