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Ferienschulen wie hier bei der "Schildkröte GmbH" gibt es schon länger. Neu ist aber der Umfang.

© Kitty Kleist-Heinrich

Kritik an Extraförderung benachteiligter Schüler: Linke will Ferienhort statt Sommerschule in Berlin

Senatorin Scheeres will 12.500 Schüler extra fördern lassen, um die Lerndefizite aus der Coronakrise abzubauen. Linke wie Schulleiter sind nicht überzeugt.

Zweiwöchige Lernangebote für benachteiligte Schüler will Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) in den großen Ferien finanzieren, um dabei zu helfen die Corona-bedingten Lerndefizite abzubauen. So viel steht seit Montag fest. Inzwischen melden sich allerdings immer mehr Kritiker des Sommerschulkonzeptes zu Wort. Am Freitag waren das Eltern- und Schülervertreter sowie der Koalitionspartner.

„Eine reguläre Hortbetreuung in den Ferien wäre wichtiger als eine Sommerschule für nur wenige Schüler“, sagte die linke Bildungsexpertin Regina Kittler dem Tagesspiegel am Freitag. „Mir reicht das nicht“, kommentierte sie Scheeres’ Plan, das Sommerangebot auf rund 12.500 Schüler und auf die Dauer von zwei Wochen zu beschränken. Den regulären Ferienhort soll es, wie berichtet, wegen der Corona-Pandemie nicht geben.

Grundsätzliche Kritik kam auch von Schulleiterseite. Wirkungsvoller als die Sommerschule sei es, im nächsten Schuljahr allen Schülern eine Stunde mehr Unterricht zu geben, lautete die Einschätzung der Leiterin der Schöneberger Lindenhof-Grundschule, Monika Stein.

Individuelle Lernziele sollen formuliert werden

Landeseltern- und Landesschülerausschuss begrüßten in einer gemeinsamen Erklärung zwar die Idee der Sommerschule, formulierten aber Bedingungen. Dazu gehöre, dass es für jeden Schüler eine verbindliche Lernstandsüberprüfung geben müsse, damit die Sommerschullehrer wissen, wo die Defizite jedes einzelnen Schülers liegen. Auf dieser Grundlage solle ein auf jeden einzelnen Schüler abgestimmtes, individuelles Lernziel formuliert werden.

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Zudem halten es Landeselternsprecher Norman Heise und Landesschülersprecher Miguel Góngora für wichtig, dass die Teilnahme verbindlich ist, sobald Schüler angemeldet wurden: „Das Land Berlin investiert Geld und Ressourcen in die Sommerschule. Daher soll das Angebot angenommen werden, auch wenn die Sonne lacht und der Badesee ruft“, fordern Heise und Góngora.

Zur Abwechslung könnte es auch Sport und Kunst geben

Die Sommerschule - für die auch die CDU schon länger eingetreten war - solle zudem „zur Abwechslung und für die Motivation zur Teilnahme“ auch Aktivitäten wie Kunst, Sport oder naturwissenschaftliche Experimente zulassen. Für die Klassenstufen, denen keine Sommerschule angeboten wird, solle es Vorschläge und eventuell auch Finanzierungen geben, wie man sie in den Ferien anderweitig unterstützen könne.

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Überdies gehen Heise und Góngora davon aus, dass mehr Schüler Nachhilfe nehmen werden. Damit diese zielgerichtet ansetzen kann, solle die Bildungsverwaltung „verbindlich fordern“, dass jede Lehrkraft zusätzlich zum Zeugnis jedem Schüler ein Feedback gibt „und klar kommuniziert, welche Themen während der Schulschließungen nicht unterrichtet wurden“.

Sommerschulen nur "halbherzig" unterstützt?

Auf Twitter wies der langjährige Berliner Schulleiter Jens Großpietsch darauf hin, dass es lange Zeit erfolgreiche Sommerschulen der Bildungsinitiative Teach First gegeben habe. Die sei aber nur "halbherzig" von der Senatsverwaltung unterstützt worden und daher von einiger Zeit ausgelaufen.

Die gemeinsame Stellungnahme von Landeseltern- und Landesschülerausschuss lässt sich hier als PDF herunterladen.

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