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Weiße Tage. Auch im Winter finden Touristen die Stadt attraktiv.

© dapd

Berlin-Tourismus: Last Minute zur Party

Lieber Schnee in Berlin als Regen in Barcelona – die Hauptstadt etabliert sich als Winter-Reiseziel. Allerdings hat das Winterwetter auch Nachteile.

Von Sandra Dassler

Diesmal ist alles anders: „Ich freu’ mich, dass ich noch so kurzfristig ein Zimmer bekommen habe“ – Andy Jauch, der gerade mit zwei Freunden im Suite Novotel in der Anhalter Straße eincheckt, strahlt übers ganze Gesicht. Vor zehn Jahren hatte der Schweizer aus dem Kanton Uri fünf Tage vor Silvester versucht, ein Hotel in der deutschen Hauptstadt zu buchen – vergeblich. Weil er sich die große Party dennoch nicht entgehen lassen wollte, fuhr er zehn Stunden mit der Bahn, feierte die Nacht am Brandenburger Tor durch und reiste am nächsten Morgen zurück. „Das war die schlimmste Zugfahrt meines Lebens“, sagt er. „Aber Berlin war und ist toll.“

Tatsächlich ist Berlin angesagt, nicht nur im Ausland: „Die Stadt hat sich bei den Deutschen als beliebteste Silvestermetropole etabliert“, sagt Christian Tänzler von Visitberlin, der früheren Berlin Tourismus Marketing GmbH. Viele, die früher nach Paris oder London geflogen seien, kämen nun an die Spree. Und im Ausland etabliere sich die Stadt als Winter-Reiseziel nach dem Motto: „Lieber ein verschneites Silvester in Berlin als ein verregnetes in Barcelona“, sagt Tänzler.

Allerdings hat das Winterwetter auch Nachteile. Die Hotels werden in diesem Jahr etwas weniger Gäste beherbergen als in den Jahren zuvor. Fast alle berichten von Stornierungen, die es schon seit Beginn der diesjährigen Eiszeit gibt. Neben dem Suite Novotel waren auch das Etap Hotel, das Ibis Hotel und das Relexa in den letzten Jahren für Silvester Wochen und Monate im Voraus ausgebucht.

Für kurzentschlossene Berlin-Fans sind die Stornierungen ein Glück: Ein junges brasilianisches Pärchen, das in Frankreich lebt, hat noch ein Zimmer im Etap gefunden, ein Ehepaar aus Linz hat kurz entschlossen einen Flug gebucht und im Relexa eingecheckt. Auf den Berliner Flughäfen läuft derzeit alles normal, sagt ein Sprecher, auch die anderen europäischen Airports melden kaum Störungen.

Von den Last-Minute-Angeboten profitieren eher kleinere Hotels, sagt Chris Jung, Manager vom zu 85 Prozent ausgelasteten Intercontinental: „Unsere Klientel entscheidet sich nicht so spontan.“ Zu 97 Prozent ausgelastet ist das Adlon, sagt Sprecherin Sabine Kalkmann: „Das ist jedes Jahr so und liegt auch an unserer exquisiten Lage an der Partymeile.“

Wie das Hilton am Gendarmenmarkt verzeichneten viele Hotels gestern noch Buchungen für Silvester. Das freut auch die Taxifahrer, die man jetzt allerdings nicht mehr im Voraus für die Silvesternacht buchen kann. „Wir rechnen mit Rekordzahlen“, sagt der Vorsitzende des Taxiverbands Berlin-Brandenburg, Detlev Freutel. Zwar sei das Fahren bei diesen Bedingungen extrem anstrengend, aber: „Schlechtes Wetter ist für uns immer gut.“Jenny Zeidler/Sandra Dassler

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