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Live-Radiosendung von Deutschlandfunk Kultur: Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck Bündnis90/Die Grünen gibt ein Interview

© IMAGO/dts Nachrichtenagentur

Laut, pastoral und voller Zuversicht: 150 beste Freunde können über eins nicht hinwegtäuschen

Manche Events fordern unsere Kolumnistin heraus – sowohl inhaltlich als auch körperlich. Wie tröstlich, wenn auch eine prominente 103-Jährige sagt: „Ich höre neuerdings so schlecht!“

Eine Kolumne von Aline von Drateln

Stand:

Im Januar fällt mir immer auf, dass Berlin und ich eigentlich nur noch wegen der Kinder zusammen sind. Auf der Suche nach Hoffnung machte ich mich also auf und nahm in der vergangenen Woche jede Einladung an, die mich erreichte.

1 Lautes

Das „Crackers“ ist ein Restaurant, das für mich als 1999-Zugezogene noch immer zu den „neuen“ Läden gehört. Obwohl es am Mittwoch seinen zehnten Geburtstag feierte. Und ich mich jedes einzelne Mal etwas glücklicher fühlte, wenn ich unter dem Neon-Schriftzug „you´re fucking free!“ durchging. Als hätte ich es an einem Türsteher vorbei geschafft.

Als die Gäste des lässigsten Clubs Berlins, dem Cookies, alt und reich genug wurden, um lieber gut zu essen als gut zu tanzen, war Besitzer Heinz Gindullis klug genug, genau das zu ermöglichen.

Seine besten 150 Freunde, darunter Tom Tykwer, Layla Piedayesh und Tim Renner, lud er in die Friedrichstraße zum Drei-Gänge-Menü ein. Und nicht nur, weil sonst die Gastro-Preise ja schnell die Stimmung schnell verderben, waren hier alle sehr gut drauf. Sondern auch, weil die Köche so wahnsinnig toll und die Kellner so irre nett sind.

Leider war der DJ auch so wahnsinnig nett, sein Bestes zu geben, weshalb man sich über den Tofu hinweg über die Tische anbrüllen musste, als säße man in einem durchgestylten Seniorenheim.

Mnnnnm, New York Cheesecake.

© Aline von Drateln

Nach dem Hauptgang kapitulierte ich und schaute mir die schönen Gäste einfach nur an, statt mit ihnen über Zuckerberg zu reden und öffnete meinen Mund nur noch für den legendären New York Cheesecake.

2 Pastorales

Gehaltvolles gab es Mitte der Woche auch im Humboldt-Forum. Zur Aufzeichnung einer Radiosendung war Robert Habeck ins Stadtschloss gekommen und sagte vor dem Publikum mutmachende Sätze, die der Spiegel „pastoral“ nennen würde, als wäre Optimismus nur etwas für Leichtgläubige:

Robert Habeck mahnte im Humboldtforum Optimismus an.

© Aline von Drateln

„Wenn es gelingt, das richtige Gemeinsinngefühl zu schaffen, eine Mehrheit, die bereit ist, zu sagen: ,Wir wollen einen Weg gehen’, dann kann man streiten, ob man rechts oder links geht. Aber: ,Wir wollen einen Weg gehen’ heißt schon mal nicht, ,wir wollen auf der Stelle stehen bleiben oder zurück.’“

3 Zuversichtliches

Mein Weg führte mich weiter nach Charlottenburg, wohin Regisseur und Fotograf Florian Froschmayer am Freitag zur Vernissage in seine hellen Räumlichkeiten lud. Er und Arne Friedrich stellten zusammen ihre Bilder unter dem Titel „Zuversicht“ aus. Ja, der Ex-Profi-Fußballer fotografiert jetzt auch. „Ich hatte so viel Glück im Leben. Jetzt will ich was zurückgeben“, sagte der mir, während er seine Aufnahmen aus dem vergangenen Jahr in Kiew und Ruanda zeigte. Orte, an denen er sich mit seiner Stiftung engagiert.

Margot Friedländer war zu Gast bei der Vernissage des Fotografen und Fußballers Arne Friedrich.

© Aline von Drateln

Unter den Gästen war auch Margot Friedländer, neben die ich mich irgendwann aufs Sofa setze. Wie es der 103-Jährigen geht? „Gut, aber ich höre neuerdings so schlecht!“

Ich fühlte mich wieder wie im „Crackers“, nahm ihre Hand und dann schauten wir zusammen einfach ein bisschen nach vorne.

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