Kreuzberg: Lichtscheu im "Görli"
Ein schmuddeliger Tummelplatz für Rauschgifthändler und grölende Suffköpfe: Stephan Wiehler geht nachts nicht in den Görlitzer Park.
Wenn unsere Kreuzberger Babysitterin spätabends nach Hause geht, verzichtet sie auf die Abkürzung durch den düsteren Görlitzer Park. Der Umweg verlängert die statistische Lebenserwartung. Denn innerhalb von vier Monaten wurden in der Grünanlage zwei Männer erstochen. Zwischen den beiden Tötungsfällen gibt es keinen direkten Zusammenhang, außer dass der Park ziemlich verkommen ist, ein schmuddeliger Tummelplatz für Rauschgifthändler und grölende Suffköpfe.
Lange sah der grün regierte Bezirk dem Treiben tatenlos zu, Trinker und Dealer blieben – von gelegentlichen Polizeirazzien abgesehen – ungestört. Nur ein paar Bürgerinitiativen nervten ausdauernd und offenbar so lästig, dass jetzt mit einer Parksanierung gegengesteuert werden soll. 1,5 Millionen Euro will Friedrichshain-Kreuzberg investieren: in bessere Wege und ein paar neue Lampen. Um 22 Uhr allerdings soll die Beleuchtung ausgeschaltet werden. Um den Biorhythmus der Wildtiere nicht zu stören, wie das Bezirksamt begründet. Dieser einleuchtende Vorschlag könnte direkt von den lichtscheuen Gestalten aus dem Görlitzer Park stammen.