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Zeitlos und klassisch. Reinhard Mey sieht genau hin, wenn es um Menschen geht in Berlin und anderswo.

© picture alliance / Ingo Wagner/dpa/Ingo Wagner

Lieder aus uralten Zeiten: Reinhard Mey veröffentlicht auf Dachboden wiederentdeckten Konzert-Mitschnitt 

Zwischen zeitlos schön und bedrückend aktuell: Der Liedermacher Reinhard Mey hat zugunsten der Kinderstiftung „Die Arche“ einen bislang verschollenen Mitschnitt seiner Tournee von 1992 herausgebracht.

Stand:

Wenn man Leuten von außerhalb zuhört, könnte man manchmal meinen, Berlin sei vor allem gut im Häuser besetzen, Autos anzünden und Chaos generieren. Was dabei immer wieder übersehen wird, ist die Tatsache, dass Berlin auch eine ganz andere, liebenswerte Seite voller Menschen mit tiefen Wurzeln hat.

Man muss nur, wie Reinhard Mey, genau genug hinblicken, der Seele auf den Grund gehen. Wer sich dieser Tatsache vergewissern möchte, sollte sich in das Album „In Aschaffenburg – Die wiedergefundene Tournee 1992“ vertiefen.

Lange waren die Aufnahmen verschollen

Mit seinem Album „Alles geht!“ gastierte der Autor und Komponist von Klassikern wie „Über den Wolken“ und „Gute Nacht Freunde“, die hier den Rahmen bilden, am 20. Oktober 1992 in Aschaffenburg.

Lange waren die Aufnahmen verschollen, bis Reinhard Mey auf dem Dachboden in alten Kisten stöberte und zwischen allen möglichen Dingen, in Gestalt zweier Kassetten, die einzigen noch existierenden Mitschnitte von dieser Tournee entdeckte. 

Ein Album für die Kinderstiftung „Die Arche“

Tontechnisch betrachtet, hatten sie dort sogar in einer „verblüffenden Qualität“ überwintert. Zugunsten der Kinderstiftung „Die Arche“ hat er mit dem neuen Album aus uralten Zeiten diese Lücke in den Sammlungen seiner Fan-Familie nun gefüllt.

Da blickt er bei Hempels unters Bett, arbeitet sich ab am „Etikett“, wundert sich, „50! Was, jetzt schon?“. Auch die Liebe spielt eine Rolle, zwischen spielerisch, humorvoll betrachtet in „Von Kammerjägern, Klarsichthüllen, von dir und von mir“ und dem schlichten, intensiven Evergreen „Ich liebe dich“.

Um das Familienleben geht es am Zeugnistag, um die Freundschaft in „Peter“ und um die Melancholie am „Ende der Saison“. Dass auf „Du bist ein Riese, Max!“ unmittelbar „Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht“ folgt, hat rückblickend betrachtet eine besondere, schmerzliche Dimension. Gemeint war das Militär, nicht das Schicksal, das den Riesen dann doch einforderte.

Er ist nach 33 Jahren bedrückend aktuell im „3. Oktober ´91“, ist Tierfreund und Kritiker der übertriebenen Tiervergötterung zugleich. Er ist die Stimme, die das Leben verdichtet, benennt, was Menschen bewegt, die in Berlin im Grunde eben kein bisschen anders sind als anderswo. Vielleicht nur noch ein bisschen mehr so, jedenfalls aus der Perspektive des Barden und seiner Gitarre.

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