
© Friederike Faber
„Life Train“ im Heimathafen Neukölln: Wenn das Leben ein Zug wäre, wie würde er aussehen?
Am Freitag feiert das Jugendensemble „Active Player“ mit seinem neuen Theaterstück Premiere. Die Aufführung wurde von den Jugendlichen selbst entwickelt.
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Die Aufregung steigt bei den 13 Jugendlichen des Ensembles Active Player vom Heimathafen Neukölln und bei der künstlerischen Leitung des Projekts. Wenige Tage vor der Premiere am 9. Juni treffen wir uns im Café Rix. „Life Train“ heißt das neue Stück und beruht auf einer Idee von Mohammad Eliraqui, das Theaterstück haben jedoch die Jugendlichen von Active Player selbst entwickelt.
Wenn das Leben ein Zug wäre und jeder und jede verschiedene Waggons im Leben durchläuft, wie würden diese aussehen? Hat der Waggon, in dem ich mich gerade befinde, Fenster? Wie ist er dekoriert? Die starke Metapher vom „Zug des Lebens“, der unaufhaltsam weiterfährt, schmücken die Jugendlichen mit eigenen persönlichen Geschichten aus.
Die künstlerische Leitung haben Mohammad und Hussein Eliraqui übernommen, die ihre Schauspiel- und Regiekarriere selbst bei den Active Player gestartet haben, als das Jugendensemble von Maike Plath gegründet wurde. Inzwischen sind sie erfolgreiche Schauspieler. Diese Produktion ist etwas Besonderes für die beiden, es ist die Erste im Familiendoppelgespann. Für Mohammad ist sein älterer Bruder sein größtes Idol, „noch vor Marlon Brando“, lacht er.
Einfach machen
Bei der Theaterpädagogik wenden die beiden das Veto-Prinzip von Maike Plath an. Das heißt in der Kurzfassung, dass die Jugendlichen nur das machen, „worauf sie wirklich Bock haben“. Wenn man eine Gruppe Neuköllner Jugendlicher und junger Erwachsener „einfach machen lässt“, wie Mohammad sagt, dann kommt ein extrem persönliches, selbstgeschriebenes Theaterstück dabei heraus.
Bei dem mehrmonatigen Entwicklungsprozess, der letzten Oktober begann, fungierten Mohammad und Hussein mehr als Stütze denn als Lehrer. Sie gehen in ihrer Arbeit davon aus, dass in jeder und jedem Bühnentalente und vor allem viele verschiedene Geschichten stecken.
Egalitär und Familiär
„Wir leben hier Egalität, uns ist dein Geschlecht, deine sexuelle Orientierung oder Herkunft egal. Aber wenn du davon erzählen willst, wie du beispielsweise unter Diskriminierung gelitten hast, dann ist hier der Ort dafür“, sagt Mohammad.
Das bestätigt sich in der Probenarbeit: In der Intensivprobenwoche seien alle nochmal sehr zusammengewachsen, „wie eine Familie“, erzählt Soma Rezgar Abdulla, eine der jungen Schauspielerinnen. Familiär ist auch die Atmosphäre im Heimathafen in diesen Tagen. Die Eliraquis sorgen für Frühstücksbuffet und Mittagessen, bei den Proben herrscht ein lockerer, aber dennoch respektvoller Umgang miteinander.

© Friederike Faber
„Die Jugendlichen finden vor allem durch Mundpropaganda zu uns“, erzählt Mohammad, und sie kommen aus den unterschiedlichsten Kontexten. Es gibt kein Vorsprechen oder Ähnliches und die Active Player weisen keine schauspielbegeisterten Jugendlichen ab, denn sie wollen ein offener und willkommenheißender Raum sein. So entwickelt sich eine Atmosphäre, in der sich keine und keiner davor scheuen muss, sich auszuleben und persönliches mit den anderen zu teilen.
Die Motivation der Jugendlichen flirrt durch den Raum, als sie sich auf die nächsten Szenen vorbereiten, Stühle umstellen und Musik hören. Nach dem Warm-up mit Zungenbrechern geht es sofort in die Probe der ersten Szene. „Ich bin super aufgeregt“, gibt Hussein zu, auch Soma sagt, sie verspüre eine freudige Aufregung, aber beide Eliraqui-Brüder bestätigen stolz: Die Active Player sind „hundertprozentig bereit für die Bühne“.
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