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BBI: Lufthansa redet neuen Flughafen in Berlin klein

Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber hat Erwartungen in der Hauptstadt gedämpft, wonach Berlin nach dem Ausbau des Flughafens in Schönefeld zum interkontinentalen Drehkreuz für Passagiere und Fracht aufsteigen könnte.

„Berlin hat bisher nicht das Quellaufkommen“, sagte er am Dienstag auf einer Veranstaltung der Industrie- und Handelskammer Berlin (IHK Berlin). Die Stadt sei zwar als Ziel für Flugreisende interessant, allerdings könne der Ballungsraum nicht genügend Passagieraufkommen bieten, um die Flughäfen in München und Frankfurt als Drehkreuze abzulösen, sagte Mayrhuber. Das habe teilweise historische Gründe, weil sich die Lufthansa nach dem Krieg aus der Stadt habe fern halten müssen. Heute gäbe es zudem nicht genügend Geschäftsreisende in der Stadt. Er verwies darauf, dass keines der 30 im Dax notierten Unternehmen seinen Konzernsitz an der Spree habe.

Derzeit bieten die Lufthansa und die im Konzern integrierten Gesellschaften wie Austrian Airlines, Swiss und Germanwings wöchentlich 660 Flüge von und nach Berlin an. 95 weitere Flüge werden über den Verbund „Star Alliance“ abgewickelt. Damit liegt die Lufthansa-Gruppe, was die Zahl der Flüge angeht, in Schönefeld und Tegel knapp hinter Air Berlin. Lufthansa beschäftigt im Raum Berlin rund 3500 Menschen. „Gehen Sie davon aus, dass wir weiterhin ein verlässlicher Partner sind, auch wenn der Kranich derzeit durch schweres Gewitter fliegt“, sagte Mayrhuber.

Zugleich appellierte er an die Landespolitik, eine gute Anbindung des künftigen Flughafens BBI an das Stadtzentrum zu gewährleisten.Er sprach sich auch gegen restriktive Nachtflugregelungen aus. „Berlin lebt doch nachts, warum sollte man den Flughafen da nachts zumachen“, fragte er und erhielt dafür Applaus von den rund 200 Zuhörern aus der lokalen Wirtschaft. Flugzeuge produzierten heute weniger Lärm als noch vor 20 Jahren. „Einen Airbus A380 fliegen zu sehen, ist so was von beruhigend“, sagte er.

Senat und Flughafenbetreiber reagierten zunächst verhalten bis abweisend auf die Ratschläge Mayrhubers, der womöglich Ende des Jahres sein Amt aufgeben wird. „Lufthansa ist ein großer und wichtiger Partner für uns, aber wir legen nicht alle Eier in einen Korb“, sagte Ralf Kunkel, Sprecher der Berliner Flughäfen. Er verwies darauf, dass sein Unternehmen schon vor Jahren angefangen habe, auch andere wichtige Airlines in die Stadt zu holen. Ab 2003 kamen zunächst Billigflieger wie Easyjet nach Schönefeld. Zwei Jahre später setzten die Flughäfen verstärkt auf Airlines, die auch Interkontinentalstrecken wie nach New York und China bedienten. Zuletzt stärkten die Flughäfen die Zusammenarbeit mit der lokalen Nummer eins, Air Berlin.

Berlins Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) sagte dem Tagesspiegel: „Die Haltung der Lufthansa ist bekannt und angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen, denen die Luftverkehrsbranche derzeit gegenübersteht, nicht überraschend.“ Wolf verwies allerdings darauf, dass Lufthansas größter Wettbewerber Air Berlin ab dem kommenden Sommerflugplan erstmals eine Art Drehkreuz am Flughafen Tegel einrichten werde. Zur Kritik am Nachtflugverbot sagte er: „Die Regelungen sind das Ergebnis eines Abwägungsprozesses zwischen den Interessen der Fluggesellschaften und dem Schutz der Anwohner. Hier ist mit dem vorgelegten Planergänzungsbeschluss ein ausgeglichener Kompromiss gefunden worden.“

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