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Berlin: Magische Worte vom Lichtenrader Schreibtisch

Peter Freund ist der Schöpfer der „Laura“-Romane. Mit seinen Büchern trifft er den Geschmack eines jungen Publikums: der Harry-Potter-Fans

Mittlerweile kann Peter Freund über die Vorwürfe nur noch lachen. Nein, sagt der Autor, er hat nicht bei Joanne K. Rowling abgeschrieben. Zwar klingen die Titel seiner Romanreihe fast wie aus der Feder der britischen Harry-Potter-Schöpferin: „Laura und das Orakel der silbernen Sphinx“ heißt das im Herbst veröffentlichte Jugendbuch von Peter Freund. Und auch inhaltlich sehen Kritiker durchaus Ähnlichkeiten, etwa, dass Laura genau wie Harry ein Internat besucht. Doch Freund sagt: „Als ich mit meinen Romanen anfing, hatte ich Harry Potter gar nicht gelesen.“ Trotzdem ist er sich bewusst, dass er ohne den Erfolg des Zauberlehrlings für seine Idee keinen Verlag gefunden hätte. „Mein Publikum ist das Harry-Potter-Publikum.“

Der Erfolg gibt dem Berliner Recht: Die drei erschienenen Bände der auf fünf Romane angelegten Laura-Reihe haben nach Angaben des Ehrenwirth-Verlags bisher eine Auflage von 140 000 erreicht. In der „Focus“-Bestsellerliste stieg „Laura und das Orakel der silbernen Sphinx“ Ende Oktober auf Platz 16 ein, bei den Jugendbüchern lag es Ende 2004 in den Top zehn. Im Jahresrhythmus liefert Freund neue Abenteuer seiner Titelheldin Laura Leander. Der Schreibtisch im Arbeitszimmer seines Lichtenrader Wohnhauses ist aufgeräumt, nur ein paar Dutzend Stephen-King-Bücher in der Regalwand deuten darauf hin, dass hier ein Freund des Irrealen schafft. Doch dem Horror hat sich der Autor nicht verschrieben: Laura muss als 13-jähriges Mädchen wegen ihrer fantastischen Fähigkeiten die Erde vor dem Fürsten Borboron vom Planeten Aventerra schützen. Im jüngsten Band hält Borboron Lauras Vater auf seiner Festung in Todesstarre gefangen. Laura muss der silbernen Sphinx die Orakelfrage richtig beantworten, um das Geheimnis des Lebens zu finden.

Inspiriert haben Freund die Gutenacht-Geschichten, die er früher seinen beiden Söhnen – heute längst erwachsenen – erzählte. „Mein Jüngster hat irgendwann gesagt: ,Das musst du aufschreiben‘.“ Waren damals seine Kinder die Hauptfiguren, entwickelte er für seinen Roman eine weibliche Protagonistin. In seinem eigentlichen Beruf als Fernsehproduzent tritt der 52-Jährige zugunsten der Schriftstellerei kürzer. Zurzeit arbeitet er an einer neuen Staffel der ZDF-Serie „Sabine“. Seinen ersten Text veröffentlichte Freund übrigens im Tagesspiegel: Mit einem Griff ins Regal zückt er den Aktenordner mit dem Artikel, in dem er Weihnachten 1976 schilderte, wie er die Geburt seines ersten Sohnes erlebte.

Laura Leander findet mittlerweile auch international ihre Fans: Übersetzungen aus 15 Ländern, darunter Russland und China, reihen sich im für die Laura-Werke reservierten Regal aneinander. Besonders stolz ist Freund, dass der erste Band „Laura und das Geheimnis von Aventerra“, der in Deutschland vor zwei Jahren erschien, im Sommer nächsten Jahres auch in den USA herauskommen wird. „Das haben bisher nur ganz wenige deutsche Jugendbücher geschafft“, sagt der Autor. Der amerikanische Markt ist für ein großes Ziel sehr wichtig: die Verfilmung der Laura-Romane. Die 30 Millionen Euro, auf die Produzent Richard Claus („Der kleine Vampir“) das Projekt schätzt, lassen sich ohne einen Erfolg in den Vereinigten Staaten nicht aufbringen.

Das Warten auf den Film verkürzen die nächsten Laura-Bände. Während der sechste Harry Potter im Juli in England auf den Markt kommt, soll die deutsche Antwort „Laura und der Fluch der Drachenkönige“ im nächsten Herbst in den Buchläden stehen.

Peter Freund: „Laura und das Orakel der silbernen Sphinx“, 528 Seiten, erschienen beim Ehrenwirth Verlag, 18 Euro, ISBN 3-431-03196-X.

Philipp Wittrock

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