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Umbau der Kastanienallee: "Mappus von Pankow" hat sich durchgesetzt

Bald könnten die Baufahrzeuge rollen: Die Bezirksverordneten lehnen eine Anwohnerbefragung zum Umbau der Kastanienallee ab. Der grüne Baustadtrat Jens-Holger Kirchner hat sich vorerst durchgesetzt.

Berlin - Wenn das Wetter in den kommenden Tagen besser wird, dürfte die Stimmung unter Anwohnern und Gewerbetreibenden in der Kastanienallee schlechter werden. Denn mit steigenden Temperaturen könnten bald die Baufahrzeuge rollen, gegen die sich gleich mehrere Bürgerinitiativen seit zwei Jahren wehren: Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Pankow hat am Mittwochabend zwei Anträge abgelehnt, die eine Anwohnerbefragung – also einen Mini-Volksentscheid – über Umbauplänen der Kastanienallee gefordert hatten.

Mit den von zwei Bürgerinitiativen gestellten Anträgen sollte verhindert werden, was ausgerechnet die Vorzugspartei der protestierenden Bürger aus der Straße machen will: Die Grünen in Person des Baustadtrats Jens-Holger Kirchner möchten die Allee zum Paradebeispiel grüner Verkehrsplanung umformen. Hierfür soll die Fahrradspur auf 1,50 m verbreitert, die Parkplätze reduziert und durch sogenannte Parktaschen ersetzt werden.

Insgesamt dürfte der Verkehr dann jedoch eher schneller als langsamer durch die Allee rollen. Anwohner und Ladenbetreiber befürchten ein Ende des Flairs der Straße. „Bürgerbeteilung sollte mehr als eine Gnadengeste sein“, sagte Till Harter vom Antragstellerbündnis, das sich in Anspielung auf die Proteste in Stuttgart „Stoppt K21“ nennt. Zur BVV-Sitzung war Harter mit 20 anderen Empörten von der Kastanienallee bis zur Fröbelstraße gelaufen – eine Art kleiner Bürgerprotest auf dem Bürgersteig, bei dem auch Matthias Roeingh alias Love-Parade-Erfinder Dr. Motte nicht fehlte.

Auf Bezirksebene ist die Initiative nun vorerst gescheitert. Durchgesetzt hat sich der „Mappus von Pankow“, wie der grüne Baustadtrat von einigen Kritikern genannt worden ist. Mit dem Landesvater von Baden-Württemberg verglichen zu werden, ist sicher angenehmer als mit dem ägyptischen Ex-Präsident Hosni Mubarak, denn auch als Jens-„Hosni“ Kirchner wurde er schon bezeichnet.

Allerdings hatten erst die Grünen ermöglicht, dass die Bürgerinitiativen ihre Anträge überhaupt einbringen konnten – und zwar mehr als ein Jahr nach der Planung des Bauvorhabens. Stefanie Remlinger, die Fraktionsvorsitzende der Grünen in der BVV, hatte die Anliegen der Protestbürger auf Tagesordnung gesetzt: „Auch wenn ich sie inhaltlich nicht teile.“ Zu mehr Sympathie wird es wahrscheinlich nicht mehr kommen: Für den Fall, dass es keine Bürgerbefragung geben wird, planen die Umbaugegner im Mai einen „Tag des Zorns“.

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