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„Mehr Fahrradwege und weniger parkende Autos“: Bei der Kidical Mass erobern sich Kinder Berlins Straßen zurück
Mit Fahrraddemos werben Aktivisten für mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Auch Kinder sollen sich dort ohne Angst bewegen können.
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Schöneberg ist friedlich an diesem Samstagmorgen. Umso besser hört man die Kidical Mass, die am späten Vormittag fröhlich klingelnd am Nollendorfplatz startet. Sichtlich entspannt sind knapp 150 Kinder und ihre Eltern – von der Polizei abgeschirmt – ohne Autos unterwegs. Zwei Teilnehmer haben Musikboxen dabei, vom Straßenrand winken manche den Fahrrad-Demonstranten zu.
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Insgesamt fuhren an diesem Samstag im Rahmen der Kidical Mass laut Polizei zehn Fahrraddemos durch Berlin, mit etwa 850 Teilnehmern. Die Aktion unter dem Motto „Straßen sind für alle da“ wird vom Fahrradverband ADFC, Changing Cities sowie dem VCD Nordost organisiert. Für die Kinder sei es ein wichtiges Erlebnis, dass sie auf der Straße fahren könnten, sagt Claudia Thiele, Vorstandsmitglied des ADFC Berlin. Ansonsten müssten sie sich stets über die Bürgersteige am Rand durchhangeln. Schwierig sei dabei die Querung von Straßen: „Anders als Erwachsene können sie über parkende Autos nicht hinweggucken.“
„Ich finde, es sollte mehr Fahrradwege geben und weniger parkende Autos“, fasst Cora Perrot, 11 Jahre, die Ziele der Demonstrierenden zusammen. Umso enttäuschter sind sie hier, dass die CDU den Vorrang für Radfahrer im Berliner Mobilitätsgesetz wieder abschaffen will. Einen breiten Radweg an jeder Hauptstraße lehnt die Partei des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner ab. Dabei führten auch viele Schulwege über Hauptstraßen, sagt Thiele.
Wegner mache Politik für die Minderheit der Berliner
In der Kidical Mass und weiteren Aktionen sieht Ragnhild Sørensen von Changing Cities deshalb ein wichtiges Signal an den Senat. Wegner mache Politik für die Minderheit der Berliner, die überhaupt ein Auto besitzen, sagt sie. Die Radaktivistin fordert die SPD auf, sich deutlich zum gemeinsam mit der Zivilgesellschaft entwickelten Mobilitätsgesetz zu bekennen. Bisher äußerten sich nur die Verkehrspolitiker der Partei entsprechend, die meisten Sozialdemokraten blieben stumm.
Kidical Masses sind an diesem Wochenende nicht nur in Berlin unterwegs. Die Bewegung startete 2017 in den USA. Bei der letzten Aktion im Mai nahmen laut den Veranstaltern weltweit in über 500 Orten insgesamt 150.000 Kinder und Eltern teil. In Deutschland fand die erste Kidical Mass 2018 in Köln statt.
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