
© Kai-Uwe Heinrich
Berliner Ordnungsamt im Kiez: Mehr Gespräch wagen
Mehr Personal für die Berliner Ordnungsämter, gut so. Dabei sollte es aber nicht nur um Strafzettel, sondern auch um Präsenz und Ansprache gehen. Gern auch unter Bürgerinnen und Bürgern.
Am ersten Schultag im neuen Jahr geschah Unerwartetes: Noch nie war uns auf dem Schulweg in unserem Kiez im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf ein Mensch vom Ordnungsamt begegnet. Jetzt stand er da, frühmorgens, und notierte sich einen rücksichtslos in einer Straßeneinmündung vor einer Kita abgestellten großen Geländewagen.
Da derartige Parkerei an Straßenecken, auf Überwegen und in Wendekreisen in unserem Viertel leider üblich ist, dankte ich dem Mann vom Amt für seine Arbeit (er war verdutzt) und fragte später bei Ordnungsstadtrat Arne Herz (CDU) entsprechend nach: Und siehe, der Stadtrat bestätigte, dass man sich nun verstärkt um rücksichtslose Falschparker kümmern wolle, dafür gebe es auch neues Personal im Bezirksamt. Tatsächlich tauchten seitdem drei Mal Ordnungsamtsmenschen bei uns im Kiez auf, in den paar Tagen waren mehr zu sehen als in den sechs Jahren, in denen wir dort wohnen.
Mehr Präsenz könnte im ersten Schritt auch schon helfen, das sollte man nicht unterschätzen. Und mehr Ansprache. Vielleicht sogar eine Aktion mit Hinweiszetteln an der Windschutzscheibe, auf denen erklärt wird, warum genau solche Parkerei gefährlich ist und für wen. Vielen Autofahrern ist womöglich gar nicht bewusst, wie sehr sie Kinder mit dem Zuparken von Straßenecken in Gefahr bringen, indem sie ihnen die Sicht nehmen, und welche Schwierigkeiten sie älteren und behinderten Menschen bereiten, weil mit Rollatoren oder Rollstühlen kein Durchkommen mehr ist. Mit Kinderwagen übrigens auch nicht.
Ich gebe zu, dass mir das früher auch nicht in der Deutlichkeit klar war und als ich unlängst selbst mal freundlich einen Autofahrer an einer dauernd zugeparkten Ecke ansprach, war der sofort einsichtig, entschuldigte sich und stellte sein Auto woanders hin. Kommunikation und Diskurs können tatsächlich wirken.
Der Beitrag erschien zuerst in unserem Bezirksnewsletter "Tagesspiegel Leute Charlottenburg-Wilmersdorf". Hier über diesen Link können Sie die Einleitung des Newsletters zur Probe lesen und diesen oder einen anderen unserer Bezirksnewsletter kostenlos bestellen.