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Bei Berlins Arbeitnehmern sorgt laut Umfrage der Zeitdruck überdurchschnittlich oft für Frust.

© Getty Images/iStockphoto

Zeitdruck, Sorgen um die Rente: Mehr als die Hälfte der Berliner Beschäftigten sind unzufrieden

Ein Großteil der Berliner Beschäftigten ist unzufrieden mit den eigenen Arbeitsbedingungen. Das zeigt eine Studie von Arbeitsverwaltung und DGB.

Mehr als die Hälfte der Berliner Beschäftigten sind unzufrieden mit ihren Arbeitsbedingungen. Das geht aus einer Beschäftigtenbefragung der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales und des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) hervor. Diese wurde am Montag in Berlin vorgestellt. Der Umfrage zufolge bewerten 52 Prozent der Beschäftigten in Berlin ihre Arbeitsqualität als schlecht oder im unteren Mittelfeld. Das sind sieben Prozentpunkte mehr als im Bundesdurchschnitt.

In der Liste der Belastungen von Berliner Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern steht Zeitdruck an erster Stelle. Im Vergleich zu 2020 ist der Anteil der Personen, die sich sehr häufig einem Zeitdruck ausgesetzt sehen, um fünf Prozentpunkte auf 29 Prozent gestiegen ist. Zwar kommt Zeitdruck flächendeckend in allen Bereichen vor, betrifft aber bestimmte Gruppen besonders. Darunter fallen befristet beschäftigte Personen, sowie Menschen, die hochkomplexen Tätigkeiten nachgehen und jene, die im Gesundheitsbereich arbeiten.

Frauen stehen häufiger unter Zeitdruck

Auch zeigt die Studie, dass Arbeiten im Homeoffice häufiger mit Zeitdruck einhergeht. Frauen trifft dies häufiger als Männer – hier liegt ein Unterschied von 18 Prozentpunkten vor. Die Studie kann dazu keine genauen Ursachen nennen. Doch ein möglicher Grund dafür könne sein, dass die Arbeit von zu Hause aus für Frauen mit höheren familiären und Sorgearbeit betreffenden Verpflichtungen einhergeht als für Männer, hieß es.

Aus der Befragung geht hervor, dass Arbeiten im Homeoffice zwar während der Pandemie deutlich zugenommen hat, in vielen Fällen aber nicht nur zu erhöhtem Zeitdruck, sondern auch unbezahlten Überstunden führt. 65 Prozent der Betroffenen gaben an, dass ihnen insbesondere der Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen fehle.

Die Studie macht vor allem zwei Aspekte aus, die vielen Arbeitnehmern in Berlin fehlen: Einfluss auf die Arbeitsmenge und auf die Aufstiegschancen.

Nüchterne Einschätzung zur gesetzlichen Rente

Nur noch die Hälfte Berlinerinnen und Berliner ist nach Angaben der Studie der Ansicht, dass sie ihre jetzige Tätigkeit bis zum gesetzlichen Rentenalter ohne Einschränkung ausüben könnten. Das sind fünf Prozentpunkte weniger als noch vor zwei Jahren und sieben Prozentpunkte weniger als im Bundesdurchschnitt. „Wenn nur jeder Zweite sagt, dass er sich vom jetzigen Datum ausgehend vorstellen kann, seine Arbeit bis zum gesetzlichen Rentenalter ohne Einschränkungen weiterhin auszuüben, muss uns das nachdenklich stimmen“, sagte Arbeitssenatorin Katja Kipping (Linke) bei der Vorstellung.

Auch mit Blick auf die gesetzliche Rente fällt die Einschätzung der Befragten nüchtern aus: Etwa acht von zehn Beschäftigten in Berlin rechnen damit, dass der gesetzliche Rentenanspruch nicht oder lediglich gerade so ausreichend sein wird.

Dieser ‘Index Gute Arbeit’ ist ein Wachruf, ein Wake-up-call.

Arbeitssenatorin Katja Kipping (Linke)

Zudem stufen mehr als ein Drittel der Berlinerinnen und Berliner das eigene Einkommen als unzureichend ein. Damit befindet sich Berlin allerdings ungefähr im Bundesdurchschnitt. DGB-Vorsitzende Katja Karger sagte bei der Vorstellung, dass es aus ihrer Sicht mit Blick auf das Einkommen umso wichtiger sei, stärker für die Tarifbindung zu kämpfen. „Die Tarife sind das Einzige, was wirklich eine sichere Haltelinie für die Beschäftigten ist in dieser Stadt“, sagte sie.

„Dieser ‘Index Gute Arbeit’ ist ein Wachruf, ein Wake-up-call“, sagte Arbeitssenatorin Kipping. Sie fordert neben mehr Angeboten zum Arbeits- und Gesundheitsschutz bessere Arbeitsbedingungen in den Betrieben. Das sei notwendig, wenn Unternehmen im Wettbewerb um Fachkräfte nicht leer ausgehen wollten. „Der vorliegende Bericht ist ein Ansporn, uns im Dialog mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern weiter für die Stärkung von guter Arbeit für alle Beschäftigten einzusetzen“, sagte Kipping.

Die DGB-Erhebung wurde nach 2018 und 2020 zum dritten Mal in Berlin durchgeführt. Insgesamt wurden dafür 1000 Interviews geführt. (mit dpa, edp)

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